Dtsch Med Wochenschr 2009; 134(1/02): 13-18
DOI: 10.1055/s-0028-1105883
Orginalarbeit | Original article
Kinder- und Jugendmedizin, Ernährungsmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gezielte primäre Adipositasprävention bei Kindern

Prevention for obesity in childhoodA. Keller1 , A. Klossek1 , R. Gausche2 , W. Hoepffner2 , W. Kiess1 , E. Keller2
  • 1Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche des Universitätsklinikums Leipzig AöR
  • 2CrescNet gGmbH Leipzig
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Publication History

eingereicht: 7.2.2008

akzeptiert: 25.9.2008

Publication Date:
17 December 2008 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Übergewicht im Kindesalter geht mit einer starken Gewichtszunahme ab dem Alter von 4 – 5 Jahren einher. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, zu untersuchen, ob bei Kindern eine gezielte primäre Adipositasprävention mit einer niederschwelligen Intervention über den Zeitraum von einem Jahr ein weiteres Ansteigen des Standard-Deviation- Scores des BMI (BMI-SDS) verhindern kann.

Patienten und Methodik: Aus der Datenbank CrescNet wurden aus einer Population von mehr als 300 000 Kindern anhand ausgewählter Einschlusskriterien Kinder im Alter von 4-7 Jahren herausgefiltert, die noch nicht adipös waren, deren BMI-SDS aber kritisch angestiegen war. Sie wurden randomisiert einer Interventionsgruppe (180 Kinder) und einer Kontrollgruppe (185 Kinder) zugeordnet. Die Intervention umfasste ein für das Lebensalter zugeschnittenes Ernährungsprogramm und die Anleitung der Eltern zur Förderung des natürlichen Bewegungsdrangs.

Ergebnisse: Nach Information durch ihren Kinder- und Jugendarzt zeigten 59 Familien der Interventionsgruppe Interesse an einer Studienteilnahme, wobei 49 davon die Studie erfolgreich beendeten. Der BMI-SDS der Kinder in der Interventionsgruppe aus Familien mit Interesse an einer Studienteilnahme stabilisierte sich (p < 0,025). Dagegen stieg der BMI-SDS bei Kindern der Interventionsgruppe ohne Interesse an einer Studienteilnahme und bei Kindern der Kontrollgruppe signifikant an (p < 0,001 bzw. p = 0,002). Bei der Auswertung von Esstagebüchern der aktiv teilnehmenden Interventionsgruppe wurde eine deutlich reduzierte Aufnahme von Energie insbesondere durch die Reduktion von Fett dokumentiert. Die Aufnahme von Eiweiß war und blieb sehr hoch (Ausgangswert 363 %, Abschlusswert 273 % des täglichen Bedarfs). Regressionsanalysen zeigten, dass sowohl die Intervention als auch die Bereitschaft zur Studienteilnahme den Studienerfolg positiv beeinflussten.

Folgerung: Eine niederschwellige Intervention im Kindergarten- und frühen Schulalter kann in der Adipositasprävention erfolgreich sein.

Summary

Background and objective: Obesity in children is characterized by a rapid gain of weight starting at an age of 4 to 5 years. We investigated whether low threshold prevention prevented a further increase of the Standard-Deviation-Score of the BMI (BMI SDS) in children with impending obesity.

Patients and methods: The network CrescNet collected data from more than 300 000 children. We selected 365 children with impending obesity (age 4 to 7 years). After randomisation the study population was divided into an intervention group (180 children) and a control group (185 not informed children). The paediatrician carried out a low threshold intervention consisted of an age-adapted nutrition and exercise program to inspire the awareness of the adequate nourishment and motion.

Results: 59 children of the intervention group opted for a participation and 49 of them took part to the end of the study. This study population stabilized their BMI SDS (p < 0.025). The children randomised in the intervention group who were not interested to participate, and the children of the control group increased their BMI SDS within the observation period of one year (p < 0.001, p = 0.002). According to nutrition diaries a decrease energy intake of the participants of the intervention group was detected. The percentage of protein intake was particularly remarkable, amounting to 363 % fulfilment of demand at the beginning of the study and 274 % at the end. A regression analysis suggests that an intervention and also the approval to take part in the study had a significant influence on changes in BMI SDS.

Conclusion: A low threshold intervention in early childhood could successfully prevent an increase of obesity.