Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(10): 475
DOI: 10.1055/s-0028-1105958
Zum Thema

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Wasserrettungsdienst – ein Spezialgebiet mit besonderen Herausforderungen

Stefan Schröder, Gregor Rehatschek
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 November 2008 (online)

Im Vergleich zum bodengebundenen Rettungsdienst und der Luftrettung findet die Wasserrettung weitgehend unbemerkt am Rande statt. Ursächlich hierfür sind sicher die vergleichsweise niedrigen absoluten Einsatzzahlen, ohne dass diese einen Rückschluss auf die tatsächliche Bedeutung der Wasserrettung zulassen. Eine bedauerliche Konsequenz aus dieser Tatsache ist jedoch, dass die großen Wasserrettungsorganisationen in Deutschland ihren Dienst mit vergleichsweise bescheidenen Zuwendungen und sehr viel Idealismus leisten müssen. In der Notarztausbildung spielen Wasserunfälle eine untergeordnete Rolle, sodass für derartige Fälle unbedingt notwendiges einsatzspezifisches Wissen oft nur rudimentär vorhanden ist. Im Gegensatz dazu werden die häufig ehrenamtlichen Wasserretter durch Aus- und Fortbildungen zu spezifisch einsetzbaren Helfern ausgebildet, die entsprechend regionaler oder einsatzbedingter Gefahren die notwendigen fachlichen Einsatzkenntnisse besitzen und als geschulte Ersthelfer die Notärzte unterstützen können. Aus diesem Grund sind gemeinsame Fortbildungen aller am Wasserrettungsdienst Beteiligten von unschätzbarem Wert für eine hochwertige qualitative Versorgung von Verunfallten am und im Wasser.

Im Februar dieses Jahres lud die Wasserwacht Bonn des Deutschen Roten Kreuzes erneut zum Bonner Tauchersymposium, einer Fortbildungsveranstaltung aus dem Themenkreis Wasserrettungsdienst, in die Hörsäle der Universität Bonn ein. Dieses 8. Tauchersymposium stand unter dem Zeichen von 125 Jahren Wasserrettung in Deutschland und fand zugleich zum 50-jährigen Jubiläum des Ausrichters statt. Ursprünglich als Fortbildung für wenige Spezialisten der Tauchrettung konzipiert, entwickelte sich das Bonner Tauchersymposium mit diesmal über 340 Teilnehmern zu einem festen Bestandteil des Fortbildungsangebotes aus dem Themenkreis Wasserrettung in Deutschland. Die zunehmenden Teilnehmerzahlen verdeutlichen den Bedarf an spezifischer wissenschaftlicher Arbeit und Weiterbildung in der Wasserrettung. Das Symposium ist ein Beweis für die enge Vernetzung von Wissenschaft und Praxis. Sowohl der Schirmherr Dr. Wolf, Innenminister des Landes NRW, als auch der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Bonn, Dr. Heister, unterstrichen diesen Anspruch in ihren Grußworten nachdrücklich.

Mediziner und Notärzte, Rettungsdienstmitarbeiter und Feuerwehrtaucher, ehrenamtliche Wasserretter und Sporttaucher aus ganz Deutschland und benachbarten EU-Staaten haben an der diesjährigen Fortbildung in Bonn teilgenommen. Die Auswahl der Themen und der Dozenten entsprach dem Fortbildungsbedarf. In den Referaten wurden Inhalte vermittelt, die sowohl die Prävention von Unfällen am und im Wasser berücksichtigten als auch aktuelle Therapiestandards bei der Patientenversorgung. Praktische Anleitung gab es in Workshops: angeboten wurden die praktische Versorgung von Schwerstunterkühlten, Thoraxdrainagen in der Notfallmedizin (realitätsnah am Schweinemodell trainiert) und ein Erfahrungsaustausch zum Thema Einsatz von Nitrox, einem speziellen Atemgasgemisch, im Rettungsdienst.

Der Themenschwerpunkt „Tauchmedizin“ begann mit einem Vortrag von PD Dr. Martin Muth, Universitätsklinik Ulm, der auf medizinische Besonderheiten beim Tauchen in Apnoe, also mit angehaltenem Atem und ohne Atemgasversorgung über eine Druckgasflasche, einging. Eine derzeit noch wenig beachtete Sportart, die sich jedoch wachsender Beliebtheit erfreut. Unter präventiven Aspekten referierten Dr. Claudia Inhetvin-Hutter, Universitätsaugenklinik Bonn, zum Thema Fehlsichtigkeit und Tauchen und Jörg Fiegen, niedergelassener Allgemeinmediziner, zu der Frage, welche Fähigkeiten ein guter Taucherarzt aus ärztlicher Sicht erfüllen sollte. Zu den eigentlichen notfallmedizinischen Themen leitete Dr. Andreas Koch vom Schifffahrtsmedizinischen Institut der Marine in Kiel-Kronshagen über. Mit dem Thema „Hypothermie“ beschäftigten sich Herr Lüder Warnken aus der Arbeitsgruppe von Dr. Wolfgang Baumeier vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, und Dr. Andreas Bartsch vom Waldkrankenhaus der Evangelischen Kliniken Bonn. Abgerundet wurde das medizinische Programm durch Kapitän Peter Reymer, nautischer Offizier bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), der einen Einblick in die Rettung Verunfallter durch die DGzRS auf hoher See gab.

Ohne Teamarbeit ist die optimale Versorgung von Verunfallten am und im Wasser nur schwer umzusetzen, oder sogar gefährdet. Dies wird auch in den Textbeiträgen der Referenten des Bonner Tauchersymposiums deutlich.

PD Dr. Stefan Schröder

Heide

Gregor Rehatschek

Mechernich