Medizinische Notfälle in der Allgemeinpraxis sind zwar selten, stellen aber eine besondere
Herausforderung dar. Es liegt im Ermessen des einzelnen Vertragsarztes, wie er sich
dieser Verpflichtung stellt. Einen besonderen Notfall stellt der plötzliche Kreislaufstillstand
dar. Zu seiner Versorgung sind nicht nur fundierte Kenntnisse, sondern auch ein entsprechendes
Equipment erforderlich. Aus diesem Grund wurden 142 Fragebögen ausgewertet, die Auskunft
über die Notfallkompetenz für die Reanimation in der Praxis und die dafür vorgehaltene
Notfallausrüstung geben sollten. Obwohl 44,5 % der Befragten schon im Mittel vor
4,4 Jahren an einem Reanimationstraining und 14,7 % der Befragten bereits an einer
realen Reanimation teilgenommen hatten, bestanden erhebliche Wissensdefizite. Nur
61,3 % kannten das richtige Kompressions-/Ventilationsverhältnis, nur 40,6 % die
richtige Kompressionstiefe. Bei der Diagnose des Kreislaufstillstandes wussten 83,9
% den theoretischen Ansatz. Bezüglich des Erfolgs einer Defibrillation glaubten gerade
38,7 %, dass bei einem Zeitverlust pro Minute die Chance um 10 % sinkt. Immerhin
hatten 64,6 % der Praxen einen Defibrillator, allerdings in circa 20 % ohne das
notwendige Zubehör. Fast alle Praxen (99,2 %) hatten einen Beatmungsbeutel, aber
nur 80,5 % den dazu notwendigen Sauerstoff. Auch bei den bevorrateten Notfallmedikamenten
gab es Defizite. Bei der Fachzugehörigkeit zeigte sich eine bessere Notfallausstattung
bei Anästhesisten (90 Punkte) vor den Internisten (79 Punkte). Als Fazit der Analyse
erscheint die Forderung nach einem wiederholten Reanimationstraining für Ärzte im
Notfalldienst trotz der Seltenheit des Auftretens berechtigt. Bei der Notfallausrüstung
bedarf es bei bestimmten Fachrichtungen einer Nachbesserung.
Although medical emergencies are rare in physician's offices, they are a specific
challenge. It is part of the doctor how to face up to this commitment. Sudden cardiac
arrest is a special case of emergency and requires good knowledge as well as adequate
equipment to supply. On this account 142 questionnaires were evaluated to provide
information about the competence and equipment for resuscitation in physician's offices.
Although 44,5 % of the respondents completed a resuscitation tutorial within the
last years and 14,7 % already participated in a resuscitation, there were significant
lacks of knowledge detectable. Only 61,3 % of the respondents knew the correct ventilation/compression-ratio
and only 40,6 % knew how deep the compression should be. 83,9 % were aware of the
diagnosis of cardiac arrest but only 38,7 % were in the know, that every minute of
delay results in a 10 %-reduction of patient's chance to survive. A heart defibrillator
existed in 64,6 % of physician's offices, but one-fith without necessary equipment.
Nearly every physican's office (99,2 %) had an anaesthesia bag, but only 80,2 %
offered the necessary oxygen. There were also deficits regarding the stored drugs
used in case of emergency. Anaesthetists showed the best equipment to treat cases
of emergency (90 points), followed by specialists in internal medicine (79 points).
In conclusion, it seems eligible to call for repeated resuscitation tutorials for
doctors working in the emergency medical service. Furthermore, it is necessary to
improve the emergency equipment in physician's offices of certain specialisations.
Key words
Physican's office - cardiac arrest - emergency equipment - emergency drugs - resuscitation
tutorial
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Korrespondenz
Prof. Dr. med. Peter Sefrin
Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte e. V.
Sandweg 11
97078 Würzburg
eMail: 0931/284770
eMail: 0931/284746