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DOI: 10.1055/s-0028-1121928
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
15. PETN-Expertentreffen in Hamburg - Die Erfolgstory wird fortgesetzt
Publication History
Publication Date:
09 January 2009 (online)
- Keine Gefäßschädigung, eher Vasoprotektion unter PETN
- "PETN ist etwa Besonderes"
- Kardioprotektion durch PETN?
- Pulmonale Hypertonie: Trotz Fortschritte viele offene Fragen
Organische Nitrate sind seit langem Standard in der Therapie der koronaren Herzkrankheit (KHK). Aber erst seit wenigen Jahren weiß man, dass die Dauergabe von Nitroglyzerin und die Di- sowie Mononitrate in der "Sorbitverkleidung" (ISDN, ISMN) durch die vermehrte Bildung von Sauerstoffradikalen die Endothelschicht der Gefäße eher schädigt als schützt. Mit Ausnahme des Pentaerithrityltetranitrat (PETN, Pentalong®) , das das Endothel keineswegs zu schädigen, sondern eher sogar zu schützen scheint. Ergebnisse einer randomisierten klinischen Studie, die PENTA-Studie, hat jetzt eine Arbeitsgruppe der Universitätsklinik Mainz unter Leitung von Prof. Thomas Münzel vorgelegt.
#Keine Gefäßschädigung, eher Vasoprotektion unter PETN
Wie PD Dr. Ascan Warnholtz aus Mainz, der die Studie in Hamburg vorstellte, betonte, werden dem PETN sogar antioxidative Eigenschaften zugeschrieben, weshalb der Langzeiteinsatz gerade bei atherosklerotisch bedingten Krankheiten, wie der KHK, vorteilhaft sein müsste, weil eine Vasoprotektion erwartet werden kann. Jedenfalls dürfte unter einer PETN-Dauertherapie (mit Pentalong®) keine Endothelschädigung nachweisbar sein. Das war auch die Ausgangshypothese der PENTA-Studie.
Es handelte sich um eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte, monozentrische Studie mit 80 Patienten, die in einer 8-wöchigen Therapiephase entweder 3 × 80 mg PETN oder Placebo erhielten. Primärer Zielparameter war die Endothelfunktion, die mit 2 unterschiedlichen Methoden gemessen wurde: In den Leitungsgefäßen mithilfe der flussabhängigen Dilatation der A. brachialis am Unterarm (FMD) und in den kleinen Arterien durch die periphere arterielle Tonometrie an der Fingerspitze (PAD). Alle Patienten hatten eine angiografisch dokumentierte KHK und erhielten mehrheitlich ACE-Hemmer und Statine.
#"PETN ist etwa Besonderes"
Die nitroglyzerininduzierte Dilatation der A. brachialis, eine Art Belastungstest für das Gefäßendothel, hatte sich nach 8 Wochen PETN-Therapie im Vergleich zur Vergleichsgruppe signifikant verbessert. Dabei unterschieden sich die Resultate der FMD- und PAD-Messungen nicht. Auch die zahlreichen biochemischen Messungen brachten keine negativen Befunde.
Prof. Erland Erdmann, Direktor des Herzzentrums in Köln und Chairman des Expertentreffens in Hamburg, kommentierte die PENTA-Studie so: "Diese Studie sagt mir, dass die chronische Einnahme von PETN auf die Vasodilatation keine negativen Effekte hat. Also zum einen keine Gewöhnung - dieser Effekt blieb über die gesamte Beobachtungszeit von 24-28 Tagen erhalten - und zum zweiten: die Vasodilatation - am Unterarm gemessen - bleibt stabil, nimmt also im Verlauf nicht ab. Dieses Ergebnis hatten wir von einem Nitrat nicht erwartet. Diese positiven Effekte sind bisher nur für PETN nachgewiesen worden, was unsere Ansicht unterstützt, dass PETN etwas Besonderes ist."
Weitere Forschungsarbeiten aus den Labors der Grundlagenforscher, aber auch klinische Studien brachten für PETN neue Erkenntnisse und Betätigungen. So konnte die Würzburger Gruppe um Prof. Johann Bauersachs und Dr. Dr. Thomas Thum den Einfluss von organischen Nitraten auf zirkulierende Stammzellen bei Patienten mit KHK nachweisen. Insbesondere konnten sie zeigen, dass unter PETN, aber nicht unter ISDN, günstige Effekte auf Zahl und Funktion der endothelialen Progenitorzellen (Vorläuferzellen von adulten Stammzellen) auftreten. Ein Grund mehr anzunehmen, dass PETN protektive Wirkungen auf kardiovaskuläre Ereignisse haben könnte.
#Kardioprotektion durch PETN?
Prof. Hartmut Kleinert vom Institut für Pharmakologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und seine Mitarbeiter überprüften tierexperimentell in aufwendigen Testreihen die Reaktion von Genen des Herzens auf die Gabe von Nitroglyzerin (NTG) oder PETN. Genauer: Wie die Genexpression beeinflusst wird, was mit der überaus komplexen Microarraytechnik unter Verwendung von sogenannten Biochips gezeigt werden kann. Die ersten Experimente legen nahe, dass die beiden Nitrate abweichende genetische Reaktionsmuster induzieren. "So überwiegt" wie Kleinert formulierte, "unter NTG die Induktion kardiotoxischer Expressionsnetzwerke, die zur Aktivierung pathophysiologischer Prozesse führen. Dagegen scheint eine PETN-Behandlung Expressionsnetzwerke zu induzieren, die eine kardioprotektive Funktion haben." Wie genau die Änderungen der "totalgenomischen Expressionsprofile" in den unterschiedlichen Langzeitwirkungen der beiden Nitrate aussehen, wird die Grundlagenforscher in den nächsten Jahren beschäftigen.
#Pulmonale Hypertonie: Trotz Fortschritte viele offene Fragen
Wenn der sogenannte "kleine Kreislauf" in der Lunge untere erhöhten Druck gerät - sei es aufgrund einer Herzleistungsschwäche oder einer chronischen Lungenkrankheit - sind die therapeutischen Möglichkeiten häufig eingeschränkt, denn nicht alle angebotenen Medikamente wirken bei allen Formen der pulmonalen Hypertonie. Außerdem sind die neuen pharmakotherapeutischen Optionen extrem kostenintensiv, sodass die Krankenkassen sehr zurückhaltend mit der Bewilligung sind. Der Hamburger Pharmakologe Prof. Rainer Böger und der Kölner Internist PD Dr. Stephan Rosenkranz zeigten auf dem PETN-Symposium den aktuellen Stand in der Therapie dieser seltenen, aber lebensgefährlichen Erkrankung. Erdmann erinnerte dabei an die Rolle der Nitrate in der Akutbehandlung des pulmonalen arteriellen Hochdrucks (PAH).
Hier zeigte PETN in einer allerdings kleinen klinischen Versuchsreihe deutliche Vorteile gegenüber den anderen Nitraten, speziell bei der durch die Schwäche des linken Herzens bedingten pulmonalen Hypertonie. Ein entscheidender Grund dafür dürfte in der fehlenden Toleranzentwicklung liegen. Es ist angedacht, in einer Ordinarien-Studie das Potenzial von PETN bei diesem Krankheitsbild in größerem Maßstab zu evaluieren.
Die Beitragsinhalte stammen aus einer Pressemitteilung der Actavis, Langenfeld |