Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0029-1186147
© Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
Editorial
Publication History
Publication Date:
03 September 2009 (online)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
schwierige Zeiten stehen uns ins Haus. Ständig ansteigende und oft unrealistische Leistungsanforderungen an uns und unsere Pferdepatienten, Dopingdiskussionen und nicht zuletzt eine zunehmend schlechte Zahlungsmoral unserer Kunden schmälern die Spaßfaktoren unseres täglichen Einsatzes. Das Umfeld, in dem wir arbeiten, ist ebenfalls schwieriger geworden. Immer höhere Pferdepreise im Bereich des gehobenen Pferdesportes, wenig Know-how für sportmedizinische Fragestellungen und viele paramedizinische Berufsgruppen erhöhen den tierärztlichen Einsatzfaktor. Schlägt man eine beliebige Zeitung auf, wird dort auf die schlechte Konjunktur, nicht entsprechend anspringende Exportauftragslagen und auf düstere Aussichten bei den Beschäftigungszahlen hingewiesen.
Nichts desto trotz ist die Situation alles andere als aussichtslos. Als Pferdetierärzte sind wir gut aufgestellt. Hohe Qualifikation und ein guter Standard an medizintechnischer Ausrüstung sind auch im Vergleich zur breiten Versorgung im Humanbereich absolut vorzeigbar. Nicht nur das Wissen um die gesundheitlichen Probleme beim Pferd, sondern auch die Erfahrung vieler Kolleginnen und Kollegen, speziell wenn es um orthopädische Fragestellungen geht, sind nicht durch andere Berufsgruppen oder gar Computerdiagnostik jeglicher Art weg zu rationalisieren. Trotzdem klagen viele Kolleginnen und Kollegen über zuviel Arbeit, zuwenig Verdienst und „undankbare“ Kunden.
Wie im Großen, so wird auch im Kleinen oft das Problem beschrieben und nur noch in Problemen gedacht. Wer immer nur darüber nachdenkt, wie schlecht es ihm geht, wird vielleicht sein Selbstmitleid pflegen, aber die Situation nicht ändern.
Seine Situation verbessern kann nur derjenige, der statt in Problemen in Lösungen denkt! Wir Pferdetierärzte sollten uns nicht in die Reihe der Problemdenker um uns herum einreihen. Die Chance, etwas zu verbessern, ist oft in der Krise besser als in einer Idealsituation. Eine Bestandsaufnahme, klare Zielformulierung und Wege, diese Ziele zu erreichen, sind nüchterne, aber sehr effiziente Strategien für eine Optimierung. Nur so können die heute deutlich steigenden Anforderungen in allen Bereichen erfüllt werden.
Ein wesentlicher Faktor, unsere qualitativ hochwertige tierärztliche Leistung noch zu verbessern, wäre, die Kommunikation zwischen Tierärztin/Tierarzt und dem Kunden/Pferdebesitzer zu intensivieren.
Was nutzt eine erstklassige Diagnostik, wenn sie der Kunde nicht nachvollziehen kann.
Nur eine entsprechende Vermittlung der tierärztlichen Leistung an den Kunden, und zwar so, dass er/sie sie auch im Detail versteht, wird honoriert und erhöht den oft zu geringen Kundenbindungsfaktor. Beratung ist eine tierärztliche Leistung, die im Übrigen auch gerne vom Kunden bezahlt wird. Ist der Kunde von einer Leistung überzeugt, wird er seine Rechnung ohne Murren begleichen.
Die Zeit ist reif, über solche Dinge nachzudenken. Wie in meinem Artikel in diesem Heft beschrieben, sind in vielen Fällen, speziell bei sportmedizinischen Fragestellungen, nicht mehr die Tierärztinnen/Tierärzte der erste Ansprechpartner, sondern andere Berufsgruppen wie Osteopathen, Physiotherapeuten u. ä. Medizinisches Halbwissen aus Zeitschriften oder dem Internet müssen in jedem individuellen Fall immer wieder korrigiert werden. Genau dies ist die Aufgabe unseres Berufsstandes. Dieses Signal müssen wir ernst nehmen! Jetzt heißt es zu reagieren, seine Erfolgsfaktoren zu analysieren und gegebenenfalls zu verbessern. Aufklärung und Beratung unserer Kunden sind dabei wichtige, zentrale Kriterien.
Im pferde spiegel versuchen wir, neben den vielen medizinischen Beiträgen, auch den wirtschaftlichen und unternehmerischen Aspekten unseres Berufsstandes gerecht zu werden. Themen und Trends sollen Ihnen helfen, nicht nur zu reagieren, sondern möglichst schon frühzeitig zu agieren.
Mit den besten Wünschen für Ihren Erfolg!
Ihr
Kai Kreling