Aktuelle Rheumatologie 2009; 34(1): 38-46
DOI: 10.1055/s-0029-1202334
Übersichtsarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die rekonstruktive Versorgung des rheumatischen Handgelenks mit Handgelenksprothesen

Modular Physiological Wrist Arthroplasty in Rheumatoid ArthritisH. Thabe 1 , S. Schill 2
  • 1Diakonie Krankenhaus, Orthopädische Abteilung, Bad Kreuznach
  • 2Kliniken Harthausen, Orthopädie Harthausen, Bad Aibling
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Publication Date:
02 March 2009 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Der Rheumapatient, mit seiner Tendenz zur multiplen Gelenkzerstörung und den fehlenden Kompensationsmöglichkeiten der Nachbargelenke, profitiert entscheidend von einer mobilen Handgelenksrekonstruktion mit Erhalt der feinmotorischen Gebrauchsfähigkeit der Hand. Alternativ stehen als mobile Lösungen für das Handgelenk Resektionsverfahren zur Verfügung. Wir berichten über unsere Erfahrungen mit Handgelenksprothesen. Die Modulare Physiologische Handgelenksprothese als Metall-PE-Gleitpaarung, mit der eine anatomisch-funktionelle Rekonstruktion des Handgelenks mit Wiederaufbau der karpalen Höhe und des Gelenkdrehpunkts erreicht werden kann, ermöglicht eine gute Rekonstruktion und Gebrauchsfähigkeit des rheumatisch zerstörten Handgelenks.

Material und Methodik: Im Zeitraum 1993 bis Ende 2000 wurden bereits 51 zementfreie Handgelenks-Prothesen implantiert. 36 Handgelenke wurden mit dem Erstgenerationsmodell (APH) und 15 Patienten mit dem Nachfolgemodell (MPH als Metal-Metallgleitpaarung) versorgt. Mit der jetzt gebräuchlichen PE/Metallgleitpaarung wurden 11 Handgelenke bei rheumatischen Destruktionen versorgt. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer der rheumatoiden Arthritis lag bei 12,4 Jahren mit einem symptomatischen Handgelenksbefall von 10,3 Jahren. Alle Patienten konnten im Rahmen einer prospektiven Studie klinisch und radiologisch kontrolliert werden. Zwei Patienten sind bereits verstorben. Der Nachuntersuchungszeitraum liegt zwischen einem und 5,2 Jahren mit einem Mittelwert von 3,1 Jahren. Die Nachuntersuchung basierte auf dem Bewertungsschema nach Clayton.

Ergebnisse: Im Bewertungsschema nach Clayton erreichten 92% der operierten Handgelenke ein gutes und sehr gutes Ergebnis, was einer durchschnittlich Steigerung von präoperativ 39,4 auf postoperativ 86,4 Punkte entspricht. Ein Handgelenk wurde als schlecht eingestuft. 92% der Patienten waren schmerzfrei. Wir verzeichneten einen minimalen Bewegungszugewinn für die Extensions-Flexionsebene von durchschnittlich 5,4°. Revisionspflichtige Komplikationen betrafen 2 Handgelenke, eine 2-malige traumatische Luxation führte zum Austausch der Radiuskomponente wegen Inlaybeschädigung durch die Luxationen, sowie eine Revision zur Korrektur des Weichteilbalancings. 2 weitere aseptische Revisionen wurden wegen krankheitsbedingten Osteonekrose mit spongiösen Knochentransplantaten ohne Prothesenrevisionen durchgeführt, 1 Handgelenk musste wegen schwerer Vaskulitis mit Haut- und Sehnennekrose versteift werden. Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen die Problematik der Handgelenks-Totalarthroplastik. Die Handgelenksprothetik ist als Eingriff zu werten, der trotz relativ hohem Risiko mit hohen funktionellen Nutzen gerade für den Rheumapatienten verbunden sein kann.

Schlussfolgerung: Mit der Einführung der MPH-Prothese konnten die Probleme des Vorgängerimplantates erfolgreich behoben werden und die mittelfristigen klinischen Ergebnisse sind sehr ermutigend. Die Vorteile der MPH-Prothese liegen in der anatomischen Rekonstruktion der Handgelenksmechanik mit Wiederaufbau der karpalen Höhe und des Gelenkdrehpunktes mit Verbesserung der Angriffspunkte und Kraftentfaltung der Hand- und Fingermotoren.

Abstract

Background: Especially when multiple joints are affected by rheumatoid arthritis total wrist arthroplasty (total wrist arthroplasty) provides better function and higher patient satisfaction than fusion. The midterm results of a new total wrist prosthesis with cementless fixation are reported.

Materials and Methods: The modular physiological total wrist arthroplasty represents a new wrist prosthesis generation with anatomic reconstruction of carpal height and wrist pivot. The physiological total wrist arthroplasty was developed in 1992 and has been in clinical application since 1993. 26 total wrist arthroplasty with the MPH prosthesis were implanted for the treatment of severe rheumatoid arthritis be-tween 2003 and now. The mean follow-up period was 3.1 years (range: 1 to 5.2 years). Each wrist was rated on the 100-point scale of Clayton based on wrist balance, range of motion, pain relief and extensor strength.

Results: The postoperative total wrist score averaged 86.4 points, representing 92% of good and excellent score results. Three patients were judged fair. A poor result was obtained in a septic case. Patient satisfaction and pain relief were achieved in 92%. Total range of motion (flexion/extension) averaged 66° and for combined ulnar and radial deviation 27° were maintained. Failures occurred in the first series exclusively. Malalignment of the carpal and radial component and soft-tissue dysbalance were the reasons for recurrent subluxation in 1 case and traumatic luxation in 1 case (2x).

Conclusion: The introduction of the MPH prosthesis successfully solved the problems of the primary design and the mid-term clinical results have substantially improved. The restoration of wrist mechanics with reconstruction of carpal height and wrist pivot, increasing the efficiency of wrist and finger tendons are the main benefits of total wrist arthroplasty.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. Heiner Thabe

Diakonie Krankenhaus, Orthopädische Abteilung

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