Gesundheitswesen 2009; 71(11): 732-738
DOI: 10.1055/s-0029-1214400
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirksamkeit und Kosteneffektivität von Raucherentwöhnungskursen in der GKV: eine Literaturübersicht

Efficacy and Cost-Effectiveness of Smoking Cessation Courses in the Statutory Health Insurance: A ReviewA. Rasch1 , W. Greiner1
  • 1Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement (AG5), Universität Bielefeld
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. Juni 2009 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: Die meisten gesetzlichen Krankenkassen bieten kognitiv-verhaltenstherapeutisch gruppenorientierte Tabakentwöhnungskurse in Form von präventiven Satzungsleistungen nach § 20 Abs. 1 SGB V oder betrieblicher Gesundheitsförderung nach § 20a SGB V an. Die Zielsetzung der vorliegenden Studie ist es, eine Literaturübersicht zu Wirksamkeit und Kosteneffektivität der in der GKV verfügbaren Entwöhnungskurse und ihrer methodischen Ansätze zu geben.

Methodik: Es wird eine Literaturrecherche in einschlägigen Datenbanken zu verfügbaren systematischen Reviews, Meta-Analysen, Health Technology Assessment (HTA)-Berichten und Leitlinien durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt können sechs Literaturquellen berücksichtigt werden. Zwei Publikationen bestätigen durch Meta-Analysen die längerfristige Wirksamkeit des gruppenorientierten Entwöhnungsansatzes [OR (Odds Ratio)=1,3 bzw. OR=2,17] und bilden eine Ergebnisgrundlage für die überwiegende Mehrheit verfügbarer Übersichtsarbeiten oder Leitlinien. Zwei weitere berücksichtigte Reviews bewerten verhaltensbezogene Gruppenkurse als wirksam. Die Wirksamkeitsangaben einzelner verhaltenstherapeutischer Komponenten (Fertigkeitentraining, Strategienvermittlung zur Problembewältigung, Rückfallprävention) variieren je nach Publikation zwischen OR=0,91 und OR=1,5. Die Evidenz der international verbreiteten „Allen Carr's Easyway” – Kurse ist unzureichend. Es können keine Literaturquellen zur Kosteneffektivität der in der GKV angebotenen Tabakentwöhnungskurse in die Bewertung eingeschlossen werden.

Schlussfolgerung: Die verfügbaren Sekundärpublikationen belegen, dass die in der GKV angebotenen Tabakentwöhnungskurse in ihren methodischen Präventionsprinzipien grundsätzlich als wirksam und empfehlenswert eingestuft werden. Die Wirksamkeit dieser Interventionsformen ist jedoch nicht sehr hoch und gilt lediglich für allgemeine methodische Ansätze oder Programmbestandteile. Evaluationen zu den gegenwärtig angebotenen Entwöhnungskursen sind hingegen sehr selten und erfüllen nicht die international anerkannten Standards. Die Evidenzlage hinsichtlich der Kosteneffektivität ist unzureichend. Zukünftige Studien sollten darauf abzielen, die bestehenden Entwöhnungsprogramme in methodisch hochwertigen gesundheitsökonomischen Evaluationen zu untersuchen.

Abstract

Introduction: Most of German health insurance funds provide and reimburse cognitive-behavioural group-based courses for smoking cessation according to § 20 Abs. 1 SGB V or § 20 a SGB V. The main goal of this study is to conduct a review of the efficacy and cost-effectiveness of these smoking cessation courses and their methodical approaches.

Methods: A literature search for available systematic reviews, meta-analyses, health technology assessments (HTA), and guidelines was conducted in relevant databases.

Results: Overall, six publications were included. Two sources confirm the long-term efficacy of group-based smoking cessation approach [OR (odds ratio)=1.3 and OR=2.17] with meta-analyses. The majority of available reviews or national guidelines are based on the results of these two researches. Two further reviews estimate the behaviour-based group therapy as effective. The efficacy estimation of single behavioural intervention components (skill training, problem solv-ing, relapse prevention) varies from OR=0.91 to OR=1.5. The evidence is insufficient for the internationally widespread course “Allen Carr's Easyway”. No relevant publications on economic issues could be included for the courses currently made available by the statutory health insurance.

Conclusion: The methodical approaches of smoking cessation courses offered by health insurance funds are effective and recommendable according to the available secondary literature. The efficacy of these interventions is not very high and solely covers general methodical approaches or programme components. Evaluations of current smoking cessation courses are rare and do not meet internationally accepted standards. Further research should be aimed to evaluate the established programmes with high-quality health economic studies.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dipl.-Ök. A. Rasch

Fakultät für Gesundheitswissenschaften

Universitätsstraße 25

33615 Bielefeld

eMail: andrej.rasch@uni-bielefeld.de