Radiologie up2date 2009; 9(2): 119-140
DOI: 10.1055/s-0029-1214533
Neuroradiologie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hirntumoren beim Kind

Brain tumors in childrenI.  Harting, A.  Seitz
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Publikationsdatum:
05. Juni 2009 (online)

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Zusammenfassung

Hirntumoren sind im Kindes- und Jugendalter häufig; jedes Jahr erkranken in Deutschland fast 400 Kinder. Infratentoriell sind Neoplasien des Kleinhirns häufiger als Hirnstammgliome; Letztere sind im Gegensatz zum Erwachsenenalter jedoch keine Seltenheit. Supratentoriell lassen sich nach Lokalisation Tumoren der Großhirnhemisphären, supraselläre Tumoren und Tumoren der Pinealisloge unterscheiden. Astrozytome sind die häufigsten kindlichen Hirntumoren, gefolgt von Medulloblastomen, Ependymomen und Kraniopharyngeomen. Für die neuroradiologische Differenzialdiagnose sind neben der Bildmorphologie Tumorlokalisation und Manifestationsalter entscheidend.

Abstract

Brain tumors are common in children; in Germany approximately 400 children are diagnosed every year. In the posterior fossa, cerebellar neoplasms outnumber brainstem gliomas. In contrast to their rarity in adults, brainstem gliomas are not uncommon in children. Supratentorial tumors can be subdivided by location into neoplasms of the cerebral hemispheres, suprasellar and pineal tumors. Astrocytoma is the most common pediatric brain tumor followed by medulloblastoma, ependymoma and craniopharyngeoma. The combination of imaging morphology, tumor localisation and patient age at manifestation form the basis of the neuroradiological differential diagnosis.

Kernaussagen

  • Tumoren des zentralen Nervensystems (ZNS) machen ca. 22 % aller Neoplasien im Kindes- und Jugendalter aus. Sie sind damit die häufigsten soliden Neoplasien und insgesamt die zweithäufigsten Malignome – nach den Leukämien (ca. 34 %) und vor den Lymphomen (ca. 12 %) – in dieser Altersgruppe. Jedes Jahr erkranken in Deutschland fast 400 Kinder.

  • Astrozytome sind insgesamt die häufigsten kindlichen Hirntumoren, gefolgt von Medulloblastomen, Ependymomen und Kraniopharyngeomen.

  • Neugeborene und Kleinkinder haben meist große und maligne Tumoren, die in fast ⅔ der Fälle supratentoriell lokalisert sind. Es dominieren maligne Gliome (ca. 19 %), Ependymome (ca. 18 %) und Medulloblastome (ca. 16 %).

  • In der hinteren Schädelgrube sind Neoplasien des Kleinhirns (Astrozytome, Medulloblastome, Ependymome, AT/RT) häufiger als Hirnstammgliome; Letztere sind im Gegensatz zum Erwachsenenalter jedoch keine Seltenheit. Supratentoriell lassen sich nach Lokalisation Tumoren der Großhirnhemisphären, supraselläre Tumoren und Tumoren der Pinealisloge unterscheiden.

  • Ziel der initialen neuroradiologischen Diagnostik ist es, Ausdehnung und Beziehung der Raumforderung zu benachbarten Strukturen darzustellen und anhand bildmorphologischer Charakteristika eine möglichst genaue differenzialdiagnostische Zuordnung vorzunehmen.

  • Ein Großteil der ZNS-Tumoren ist in der CT hypodens, bei T2-Gewichtung hyperintens und auf T1w Aufnahmen hypointens. Von dieser Faustregel weichen kleinzellige Tumoren mit hoher Zelldichte ab, die in der CT iso- bis hyperdens, bei T2-Gewichtung isointens im Vergleich zur grauen Substanz sind.

Literatur

Dr. med. Inga Harting

Universitätsklinikum Heidelberg
Abt. Neuroradiologie

Im Neuenheimer Feld 400
69120 Heidelberg

Telefon: 06221 567566

eMail: inga.harting@med.uni-heidelberg.de