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DOI: 10.1055/s-0029-1214870
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Perioperatives Management
Publication History
Publication Date:
26 June 2009 (online)


Dem chirurgisch tätigen Arzt (und vielleicht erst recht dem orthopädisch-unfallchirurgischen Chirurgen?) wird nachgesagt, seinen Beruf mit einer gewissen Vorliebe für den Einsatz im OP-Saal auszuüben, seine Arbeit, seinen Erfolg und seine persönliche berufliche Befriedigung also nach seiner unmittelbaren operativen Tätigkeit zu bemessen. Dem steht die Tatsache gegenüber, dass vom Chirurgen vor, während und nach der Operation eine Vielzahl von nicht hinwegzudenkenden Vorbedingungen, Vorarbeiten, Kontrollen und sonstigen Maßnahmen zu veranlassen bzw. berücksichtigen sind, die unter dem Begriff „perioperatives Management” zusammengefasst werden. Diese „Maßnahmen” übersteigen sowohl in der Anzahl als auch in ihrem Zeitbedarf die „reine Operationsprozedur” um ein Vielfaches.
Es sind dies (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Wertung in der Reihung):
Das Formulieren der OP-Indikation und der Einschätzung ihrer Dringlichkeit,
die präoperative Untersuchung hinsichtlich bestehender Risikofaktoren, potenzieller Verbesserungsmöglichkeiten und ggf. „Bridging”-Erfordernissen für Vormedikationen oder andere Vorprozeduren (z. B. Schrittmacher/Defibrillator),
die perioperative akute Schmerztherapie,
die perioperative Antibiotikaprophylaxe,
die Blutersatztherapie, speziell die Transfusion von Erythrozyten,
die perioperative Physiotherapie, inkl. postoperativer mobilisierender Maßnahmen und sog. „Prophylaxen”,
die perioperative Intensivtherapie (bzw. Intermediate Care), inkl. der rationalen Indikationsfindung der Aufnahme und Entlassung aus der o. g. Therapie,
die physikalische und medikamentöse Thromboseprophylaxe,
die präoperative Aufklärung des Patienten, inkl. der Dokumentation,
die medizinisch relevante Dokumentation des OP-Eingriffs,
der postoperative Verbandswechsel und das Wundmanagement,
die Entscheidung über den und die Führung des postoperativen Einsatzes und die Belastung von Extremitäten und Gelenken nach Osteosynthesen,
die perioperative Ernährung, inkl. der Infusionstherapie sowie das gastrointestinale Monitoring,
die dem OP-Verfahren angepasste rationale peri- und postoperative Laborkontrolle,
das postoperative Monitoring der (physiologischen) systemischen inflammatorischen Reaktion (SIRS),
das Qualitätsmanagement inkl. CIRS,
die perioperative psychosoziale Führung des Patienten.
Mit Recht sind alle o. g. Maßnahmen sowohl Inhalte der Definition aller chirurgischen Fächer (also auch Orthopädie/Unfallchirurgie) als auch explizit der Weiterbildung nach der MWBO. Sie sind aus der Verantwortung des operierenden Chirurgen nicht lösbar.
In der folgenden Darstellung sollen dennoch nur einige ausgewählte der o. g. Themenbereiche dargestellt werden (Fettdruck). Die Auswahl eines der gewählten Themenbereiche begründet sich jeweils mit der Möglichkeit, diesen abgegrenzt darzustellen, teilweise auch pragmatisch durch aktuell (2007 / 2008) neue Entwicklungen oder Empfehlungen, die eine Darstellung im hier vorgegebenen Rahmen zweckmäßig erscheinen lassen.