Intensivmedizin up2date 2009; 5(4): 297-316
DOI: 10.1055/s-0029-1215280
Operative Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Transfusionsstrategien: Leitliniengerechte Diagnostik und Therapie

Rene  Pschowski, Joerg  C.  Schefold, Andreas  Walther, Stefan  Hofer
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Publikationsdatum:
16. November 2009 (online)

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Kernaussagen

Das bisherige pathophysiologische Verständnis von intrinsischem und extrinsischem Gerinnungssystem wurde durch die Einordnung des Gerinnungsablaufs in Initiationsphase, Propagationsphase und Amplikationsphase ersetzt.

Eine gründliche Blutungsanamnese ist der Grundstein jeder soliden Transfusionstherapie. Hierzu ist die Nutzung eines standardisierten Fragebogens zur Blutungsneigung hilfreich. Mit ihm entdeckt man eine Blutungsneigung, außerdem ist er Routinediagnostik der Gerinnung überlegen. Für die perioperative Gerinnungsdiagnostik steht mit den „Point-of-care”-Systemen (POC) eine rasche und effiziente Analytik zur Verfügung.

Die Prävention und Korrektur der letalen Trias (Hypothermie, Azidose, Anämie) ist der Grundbaustein jeder Transfusionsstrategie. Ein standardisiertes, rasches und effektives Vorgehen ist bei der Gerinnungstherapie unabdingbar. Algorithmen und „standard operating procedures” (SOP) optimieren den Therapieablauf.

Der klinische Verdacht auf eine Hyperfibrinolyse kann mit „clot observation test” und Thrombelastometrie diagnostiziert werden. Zur Therapie eignet sich Tranexamsäure.

Neben den Thrombozytenpräparaten stehen FFP und Faktorenpräparate zur Therapie von Gerinnungsstörungen zur Verfügung. Die Empfehlungen zum Einsatz beruhen oft jedoch „nur” auf klinischer Erfahrung. Bei uneinheitlicher Studienlage und fehlenden klinischen Wirkungsnachweisen sollten aktuelle klinische Erfahrungen und Erkenntnisse in die Handlungsalgorithmen einfließen. Die „Querschnitts-Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten” der Bundesärztekammer stellen dem behandelnden Arzt ein wichtiges Entscheidungsinstrument mit Schlüsselempfehlungen zum Umgang mit Blutkomponenten und ihrer Anwendung zur Verfügung.

Transfusionsbedingte Risiken werden derzeit neu bewertet. In den Vordergrund rücken allergische Transfusionsreaktionen und das TRALI („transfusion related acute lung injury”).█Besser durch Transfusionsprävention ersetzen.█

Literatur

Dr. med. Stefan Hofer

Klinik für Anästhesiologie
Universitätsklinikum

Im Neuenheimer Feld 110
69120 Heidelberg

eMail: stefan.hofer@med.uni-heidelberg