Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2009; 44(3): 186-199
DOI: 10.1055/s-0029-1215550
Fachwissen
Topthema: Bluttransfusion
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die neuen Querschnitts–Leitlinien der Bundesärztekammer – Evidenz–basierte Empfehlungen für die Risiko–Nutzen–Abwägung bei der Hämotherapie

Guidelines of the German Medical Association for Therapy with Blood Components and Plasma Derivatives – An Introduction. Evidence–Based recommendations for the Risk–Benefit Analysis in HemotherapyMarcell U. Heim
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. März 2009 (online)

Zusammenfassung

Durch das Transfusionsgesetz wurde die Bundesärztekammer beauftragt und autorisiert, Empfehlungen für die rationale Verabreichung von Blutkomponeten und Plasmaderivaten zu erarbeiten, um die standardisierte Hämotherapie zu fördern und die Risiken für die Patienten dabei zu begrenzen. Nicht zuletzt soll mit den Richt–und Leitlinien erreicht werden, dass das freiwillig und mit viel Engagement gespendete Blut nach den Erfordernissen der Patienten angewendet wird. Erstmals wurden die einzelnen Empfehlungen Evidenz–basiert bewertet und für viele medizinische Eingriffe aufgelistet, sodass damit für die transfundierenden Mitarbeiter ausführliche Arbeitsvorschriften in den Kliniken erstellt werden können.

Abstract

The German transfusion laws authorize and instruct the German Medical Association to institute a working group to provide ”Guidelines for Therapy with Blood Components and Plasma Derivatives” for the critical use of blood products to promote a standardized hemotherapy and to help to protect patients from avoidable risks. In particular, because the collection of such products requires the willingness of numerous volunteers to donate blood, the responsible and carefully considered application of blood products is mandatory. For the first time, the recommendations have been evaluated on evidence–based criteria and listed for many specific medical interventions so that comprehensive procedures can now be created for the transfusion personnel in hospitals and clinics.

Kernaussagen

  • Seit der Möglichkeit, lagerfähige Blutkonserven für den Ersatz von Sauerstoffträgern und später auch Albuminlösungen zum Volumenersatz herzustellen, sind für die Hämotherapie zahlreiche weitere Blutprodukte und Plasmaderivate hinzugekommen. Deren therapeutische und evidenzgesicherte Einsatzgebiete können kaum noch von jedem Arzt ohne Kenntnis der Leitlinien überschaut werden.

  • Mithilfe der neuen Leitlinien der BÄK können für den Klinikalltag sehr einfach klinik–spezifische und evidenzbasierte Empfehlungen zur Hämotherapie erstellt werden, damit die sich teils in ihrer Indikation überlappenden Hämotherapeutika gezielt zum Einsatz kommen.

  • Für junge transfundierende Kollegen kann durch klinikinterne Arbeitsvorschriften in Anlehnung an die Leitlinien ein Indikationskorridor vorgegeben werden. Ohne oberärztliche Rücksprache sollten die Nicht–Fachärzte keine Hämotherapien außerhalb dieses Korridors anordnen oder ausführen.

  • Aufgrund der zunehmend „umkippenden” Bevölkerungspyramide werden Blutprodukte immer schwerer im ausreichenden Maß zur Verfügung gestellt werden können. Durch Leitlinien kann der Verbrauch evidenzbasiert eingespart werden.

  • Um die Patienten vor ihrer Einwilligung zur Transfusion umfassend über den notwendigen Einsatz wie auch über die unerwünschten Wirkungen der Hämotherapeutika aufklären zu können, ist die Kenntnis der Leitlinien eine wertvolle Hilfe.

Literaturverzeichnis

  • 1 Bundesärztekammer, Vorstand und wiss. Beirat (Hrsg.). Querschnitts–Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten. 4., überarb. Aufl. Köln: Deutscher Ärzte–Verlag 2009
  • 2 Bundesärztekammer, Paul–Ehrlich–Institut. .Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie). Köln: Deutscher Ärzte–Verlag 2007

Prof. Dr. med. Marcell U. Heim

eMail: marcell.heim@medizin.uni-magdeburg.de

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