Z Orthop Unfall 2009; 147(2): 143
DOI: 10.1055/s-0029-1222537
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Oberflächenersatz des Hüftgelenks - Neu ist nicht immer besser

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Publication Date:
12 May 2009 (online)

 
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Trotz großer Fortschritte in der Implantationstechnik des modernen Oberflächenersatz an der Hüfte und verbesserter Materialien wird von erhöhten Komplikationsraten berichtet [1] . Studien fanden Beziehungen zwischen Fehlpositionierung, Impingement und Versagen aufgrund von Einkerbungen am Schenkelhals. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass große Prothesenköpfe kombiniert mit kleinen Halsdurchmessern die beste Beweglichkeit (ROM) erzielten. Im Umkehrschluss muss die Frage gestellt werden, ob das Verhältnis zwischen dem kleinen Prothesenkopf und dem relativ dicken Schenkelhals beim Oberflächenersatz die erforderliche ROM erlaubt.

Limited range of motion of hip resurfacing arthroplasty due to unfavorable ratio of prosthetic head size and femoral neck diameter. Acta Orthopaedica 2008; 79 (6): 748 - 754

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Studiendesign

Mit Hilfe dreidimensionaler CAD (computer-aided-design) Modellen aus CT Datensätzen von 3 gesunden Patienten wurde die ROM nach Implantation von Oberflächenersatzprothesen simuliert. Virtuell wurden 8 unterschiedliche Oberflächenersatzmodelle mit variablen Kopfdurchmessern implantiert. In 3 Beinpositionen wurde die ROM in Abhängigkeit von 5 unterschiedlichen Pfannenpositionierungen gemessen und mit einem konventionellen Implantat verglichen.

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Abb. 1 Bewegungsachsen des Hüftgelenks. Es lassen sich bei drei Freiheitsgraden sechs Hauptbewegungungen beschreiben: Transversalachse: Flexion (Anteversion) und Extension (Retroversion); Sagittalachse: Abduktion und Adduktion; Longitudinalachse: Innenrotation und Außenrotation.

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Kommentar

Diese gelungene Studie reiht sich in die Liste der immer lauter werdenden kritischen Stimmen zu Zeiten des "Hip Resurfacing Booms" ein[2]. Die Autoren konnten theoretisch zeigen, dass die geforderte gute ROM bei der Versorgung des jungen Menschen durch den Oberflächenersatz nicht erzielt wird. Ein kritischer Abgleich mit der Realität in der Klinik wäre jedoch interessant. Man beobachtet manchmal Patienten bei denen der Oberflächenersatz einfach nicht "funktioniert", andere Patienten mit dem gleichen Implantat und einer vergleichbaren Positionierung sind völlig beschwerdefrei und haben eine exzellente ROM. Sind die Ergebnisse dieser Studie auch klinisch nachvollziehbar? Methodisch gibt es quasi keine Kritikpunkte zu erwähnen. Die Konsequenzen der gewonnenen Daten werden in der Diskussion leider nur kurz erwähnt.

Eine Schlussfolgerung der Studie könnte sein, dass der Operateur den Schenkelhals ausdünnen müss um die ROM zu verbessern, was zu einem hohen Frakturrisiko führen würde, zum anderen müsste eine Pfanne konstruiert werden die - ähnlich wie die physiologische Form des Azetabulms - eine Aussparung in der Sphäre hat. Weitere Forschung und hochwertige, kritische Arbeiten wie diese sind dringend notwendig um die vielen Fragen des Oberflächenersatzes zu beantworten.

Dr. med. Matthias Lerch

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Ergebnisse

Die ROM aller getesteten Designs war zwischen 31 ° und 48 ° schlechter verglichen mit dem konventionellen Implantat. Nach Implantation wurde das Kopf/Hals Verhältnis um 5 % reduziert. Da kein Implantat die 90 ° Beugung erreichte, musste die Messung der Innenrotation in 90 ° Beugung von einem negativen Rotationsgrad gestartet werden um einen Vergleich zu erlauben. Die Reduktion der Fassung des Kopfes von 180 ° auf 165 ° brachte eine verbesserte Beugung die jedoch noch 37 ° unter der konventionellen Prothese lag. Außenrotation bei 15 ° Adduktion und 10 ° Extension führte bei manchen Implantaten zum Impingement zwischen dem Trochanter Major und dem Os Ischii.

Dr. med. Matthias Lerch

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover Klinik II im Annastift

Email: matthias.lerch@annastift.de

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Literatur

  • 01 Rudert M . Gerdesmeyer I . Rechl H . Juhnke P . Gradinger R . [Resurfacing arthroplasty of the hip].  Orthopade. 2007;  36 304-310
  • 02 Lachiewicz PF . Metal-on-metal hip resurfacing: a skeptic's view.  Clin Orthop Relat Res. 2007;  465 86-91
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Literatur

  • 01 Rudert M . Gerdesmeyer I . Rechl H . Juhnke P . Gradinger R . [Resurfacing arthroplasty of the hip].  Orthopade. 2007;  36 304-310
  • 02 Lachiewicz PF . Metal-on-metal hip resurfacing: a skeptic's view.  Clin Orthop Relat Res. 2007;  465 86-91
 
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Abb. 1 Bewegungsachsen des Hüftgelenks. Es lassen sich bei drei Freiheitsgraden sechs Hauptbewegungungen beschreiben: Transversalachse: Flexion (Anteversion) und Extension (Retroversion); Sagittalachse: Abduktion und Adduktion; Longitudinalachse: Innenrotation und Außenrotation.