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DOI: 10.1055/s-0029-1223376
Konfrontation und Exposition


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Konfrontationstherapie ist die effektivste Therapie zur Behandlung von Angststörungen. Erzielte Erfolge bleiben über lange Zeiträume stabil. Rückfälle sind selten und eine Symptomverschiebung tritt nicht häufiger als in der Allgemeinbevölkerung auf.
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Die Anwendung von Konfrontationstechniken ist heute nicht mehr auf die Therapie von Angststörungen begrenzt, sondern sie finden auch bei den Abhängigkeits- und Essstörungen Anwendung.
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Konfrontationsübungen können bezüglich der Modalität der Stimuluspräsentation (imaginiert, real oder virtuell) sowie der Intensität des Stimulus, mit dem konfrontiert wird, variieren. Dabei unterscheidet man zwischen In-sensu-, In-vivo- oder In-virtuo-Konfrontation.
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Die Stimuli können dabei gestuft, beginnend mit dem schwächsten Stimulus (graduiert) oder sofort in stärkster Intensität (massiert) präsentiert werden. Die Effektivität der In-vivo-Konfrontation ist am höchsten. Die Auswahl des jeweiligen Verfahrens muss jedoch immer in Abhängigkeit von den Patientenbedürfnissen und den jeweiligen Besonderheiten des zu behandelnden Störungsbildes getroffen werden.
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Auf dem Hintergrund des aktuellen Forschungsstandes kann der Wirkmechanismus der Konfrontationstherapie nicht abschließend geklärt werden. Habituationsprozesse sind zwar häufig in Angstreduktionsmodelle integriert, jedoch habituieren intensive Reize nicht.
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Eine Vielzahl empirischer Befunde spricht dafür, dass Extinktionsprozesse bei der Angstreduktion beteiligt sind. Extinktion (Löschung) ist die allmähliche Abschwächung und das schlussendliche Ausbleiben einer konditionierten Reaktion (CR) durch die mehrfache alleinige Präsentation des konditionierten (ursprünglich neutralen) Stimulus (CS).
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Befunde der lernpsychologischen Grundlagenforschung, insbesondere zur Kontextabhängigkeit konditionierter Reaktionen, haben der Gestaltung von Konfrontationsbehandlung neue Impulse gegeben. Alte Assoziationen bleiben nach der Extinktion neben neu gelernten Assoziationen nach wie vor bestehen. Welche Assoziationen abgerufen werden und welches Verhalten von den Patienten schlussendlich gezeigt wird, ist vom Kontext abhängig. Kontexteffekte müssen bei der Therapieplanung und bei der Rückfallprophylaxe beachtet werden.
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Sicherheitssignale, die Patienten während der Konfrontation anwenden, reduzieren zwar kurzzeitig bei den Patienten Unbehagen, stören jedoch langfristig die Aufrechterhaltung erreichter Therapieerfolge. Gleiches gilt für die Kombination von Konfrontation mit Psychopharmaka. Eine Kombination führt kurz- und mittelfristig zu einer schnellen Symptomreduktion, wirkt sich jedoch auf die Aufrechterhaltung der Therapieerfolge langfristig negativ aus.
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
30. Oktober 2009 (online)
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York