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DOI: 10.1055/s-0029-1224112
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Lebensbedrohliche Epistaxis als erstes Symptom einer arteriovenösen Malformation
Life-treatening Epistaxis as the First Symptom of an Arteriovenous MalformationPublication History
Publication Date:
26 June 2009 (online)
Einleitung
Das Nasenbluten ist mit einer Prävalenz von 10% eine der häufigsten Notfallerkrankungen jeden Lebensalters (Delank K.-W., Diagnostik und Therapie der Epistaxis, Laryngo-Rhino-Otol 2006; 85: 593–603). In vielen Fällen tritt es als banales Symptom auf und sistiert spontan. In einigen Fällen kann es jedoch auch zu einer lebensbedrohlichen Blutung kommen, die einer anspruchsvollen Therapie bedarf.
Die Ätiologie der Epistaxis ist sehr heterogen. Man unterscheidet lokale von systemischen Ursachen. Lokale Neoplasien unterschiedlicher Dignität können in seltenen Fällen Ursache einer Epistaxis sein.
Zu diesen Neoplasien zählen auch die vaskulären Anomalien. Diese gehören zu den häufigsten angeborenen und frühkindlichen Weichgewebsfehlbildungen. Die heute international anerkannte Klassifikation geht auf Mulliken und Glowacki zurück (Mulliken JB et al. Hemangiomas and vascular malformations of infants and children: a classification based on endothelial characteristics. Plast reconstr Surg 1982; 69: 412–422).
Danach kann eine Einteilung in Hämangiome und vaskuläre Malformationen vorgenommen werden. Hämangiome treten erst einige Tage bis Wochen nach der Geburt auf und wachsen im Vergleich zum übrigen Körperwachstum schnell (Eichenfeld LF. Evolving knowledge of hemangiomas and vascular malformations. Arch Dermatol 1998; 134: 740–742). 60% der Hämangiome manifestieren sich im Kopf-Hals-Bereich (Finn MC et al. Congenital vascular lesions: clinical application of a new classification. J Pediatr Surg 1983; 18: 894–900). In der Regel tritt im Laufe der Jahre eine vollständige Involution ein.
Vaskuläre Malformationen hingegen sind per definitionem bereits bei der Geburt vorhanden, werden aber zumeist erst nach Jahren klinisch manifest. Die Symptomatik ist von den Flussparametern abhängig. Man unterscheidet Niederfluss-Läsionen, zu denen kapilläre, lymphatische und venöse Malformationen zählen, von Hochfluss-Läsionen, die arterielle und arteriovenöse Malformationen sowie arteriovenöse Fisteln einschliessen. Im Gegensatz zu Hämangiomen haben vaskuläre Malformationen keine spontane Rückbildungstendez (Garzon MC et al. Vascular tumors and vascular malformations: evidence for an association. J Am Acad Dermatol 2000; 42: 275–279).
In unserer Klinik erfolgte die Versorgung eines Patienten mit einer buccalen arteriovenösen Malformation, die durch eine lebensbedrohliche Epistaxis erstmals apparent wurde. Wir möchten im Folgenden über das diagnostische und therapeutische Vorgehen in diesem Fall berichten.