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DOI: 10.1055/s-0029-1243071
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Schiller – Schriftsteller und Arzt
Schiller – writer and physicianPublication History
Publication Date:
09 December 2009 (online)
„Der hundertjährige Geburtstag Schillers”, schreibt der junge Friedrich Nietzsche [7], „hatte bei den Verehrern des großen Dichters den Wunsch einer allgemeinen Gedächtnisfeier angeregt. Und nicht nur die Gebildeten, nein, auch die unteren Stände des Volkes nahmen lebhaft an diesem Nationalfest Anteil.” Zwar erwähnt Nietzsche nicht ausdrücklich Ärzte unter den Verehrern, aber Friedrich Schiller (Abb. [1]), selbst Arzt, schrieb auch für sie.
Abb. 1 Friedrich Schiller (1759–1805). Ölgemälde von Ludovike Simanowiz von 1793/94.
Rufen wir uns in der gebotenen Kürze ein paar biographische Daten zurück: Am 10. November 1759 wird Schiller in Marbach geboren (Abb. [2]). Er kommt auf Geheiß des württembergischen Herzogs Karl Eugen auf die Karlsschule mit ihrer drückenden militärischen Disziplin, studiert Medizin und wird bereits 1780 Regimentsarzt in Stuttgart. Durch erlebte Tyrannei wird Schiller zu einem aufrührerischen „Stürmer und Dränger”, der die 1782 in Mannheim uraufgeführten „Räuber” schreibt und sich gegen Ungerechtigkeit empört. Daraufhin untersagt ihm Karl Eugen alle nichtmedizinische Schriftstellerei. Es folgt eine unruhige Wanderzeit, in der Freunde die materielle Not des aus Württemberg desertierten Militärarztes und Autors lindern.
Abb. 2 Geburtshaus von Friedrich Schiller in Marbach am Neckar (Fotografie: Hi).
1789 tritt Schiller eine nicht fest besoldete Professur für Geschichte in Jena an. Nach schmerzhaften Passionen und Enttäuschungen heiratet er 1790 Charlotte von Lengefeld [6]. Bereits im nächsten Jahr erkrankt er an einer schweren Lungen- und Rippenfellentzündung. Als sich Gesundheit und finanzielle Lage verschlechtern, kommt Rettung aus der Not durch ein dänisches Stipendium von 1000 Talern jährlich für drei Jahre [1]. Aber seine Krankheit, wahrscheinlich eine Tuberkulose, wird chronisch und begleitet ihn lebenslang [8]. 1799 übersiedelt er nach Weimar und es kommt zu einer engen Zusammenarbeit mit Goethe. Am 9. Mai 1805, nachdem er einige Tage zuvor in der Theaterloge zusammengebrochen war, stirbt Schiller. Es war eine Mainacht, „als durch die schlummernden, wie ausgestorbenen Gassen Weimars, von der Esplanade, über den Markt und durch die Jakobsgasse nach dem alten Kirchhof vor der St. Jakobskirche, Schillers sterbliche Hülle zu Grabe getragen wurde” [6].
Literatur
- 1 Boyle N. Schiller und Goethe. In: Goethe, Bd.1. München; Beck 1995: 631
- 2 Eckermann J P. Gespräche mit Goethe. Berlin; Aufbau 1956: 510, 437, 365, 366f
- 3 Goethe J W. Goethes Gespräche, 2. Teil, Hrsg. Von E. Beutler. Zürich; Artemis 1966: 807
- 4 Kant I. Kritik der praktischen Vernunft. Hamburg; Meiner 1963: 36, 186
- 5 Mann G. Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Frankfurt a. M.; Fischer 1958: 85
-
6 Mann T.
Versuch über Schiller. In: Kurzke H, Stachorski S Essays. Bd. 6. Frankfurt a. M.; Fischer 1997: 351ff, 290ff, 335, 320, 343 -
7 Nietzsche F.
Autobiographisches aus den Jahren 1856 bis 1869. In: Schlechta K, Werke in 3 Bänden. 3. Band. München; Hanser 1966: 75 - 8 Safranski R. Schiller oder die Erfindung des Deutschen Idealismus. München; Hanser 2004: 342, 11, 402
-
9 Schiller F.
Die Räuber. In: Kutscher A, Werke in 4 Bänden, Bd. 1, (2. Teil). Berlin; Deutsches Verlagshaus Bong 1907: 127,131 - 10 Schiller F. Gedichte, Bd. 1, (1. Teil). A.a.O.; 179, 132
- 11 Schiller F. Don Karlos, Bd. 2 (3. Teil). A.a.O.; 259 (Verse 4289 – 4291)
- 12 Schiller F. Wallenstein, Bd. 2, (4. Teil). A.a.O.; 37 (V.215ff), 29 (V.102 – 105)
- 13 Schiller F. Der Verbrecher aus verlorener Ehre, Bd. 3, (6. Teil). A.a.O.; 243ff
- 14 Schiller F. Wilhelm Tell, Bd. 3, (6. Teil). A.a.O.; 25 (V.139,148-149), 35 (V.500 – 502), 88 (V. 2408 – 2409)
- 15 Schiller F. Über naive und sentimentalische Dichtung, Bd. 4, (8. Teil). A.a.O.; 134
- 16 Schiller F. Über die ästhetische Erziehung des Menschen, Bd. 4, (8. Teil). A.a.O.; 21
- 17 Schiller F. Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs, Bd. 4, (10. Teil). A.a.O.; 303
-
18 Schiller F.
Briefe. In: Mandelkow KR, Briefe an Goethe, Bd. 1. Hamburg; Wegner 1965: 169, 165, 285
Prof. Dr. med. Karlheinz Engelhardt
Jaegerallee 7
D-24159 Kiel