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DOI: 10.1055/s-0029-1243511
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Ehrenmitgliedschaft - Prim. Univ.-Prof. Dr. Alfons Staudach
Publication History
Publication Date:
14 December 2009 (online)
Im feierlichen Rahmen der Schlussveranstaltung des Ultraschall-Dreiländertreffen in Salzburg im Oktober 2009 wurde Herrn Prim. Univ.-Prof. Dr. Alfons Staudach die ÖGUM-Ehrenmitgliedschaft für seine zahlreichen Verdienste um den Verein verliehen. Der ÖGUM-Vorstand gratuliert dem neuen Ehrenmitglied noch einmal sehr herzlich!
Lesen Sie hier die Laudatio, die von Univ. Doz. Dr. Horst Steiner anläßlich der Ehrung gehalten wurde (folgende Seite).
Alf Staudach wurde in Graz geboren, studierte und promovierte ebendort im Februar 1969. Er begann seine Facharztausbildung an der Universitäts-Frauenklinik Graz unter dem Vorstand Univ.-Prof. Dr. E. Navratil, setzte diese dann nach einem kurzen Intermezzo an der Universitätsfrauenklinik in Münster an den Landeskrankenanstalten Salzburg fort, indem er dem von der Grazer Klinik stammenden Univ.-Prof. Dr. G. Reiffenstuhl auf diese Stationen folgte. Letzterer wurde schon sehr früh auf den herausragenden jungen Arzt aufmerksam, er erkannte dessen intellektuellen Fähigkeiten, seine analytische wissenschaftliche Denkweise und seinen enormen Einsatz und Tatendrang, sodass er ihn als einzigen ärztlichen Mitarbeiter mitnahm. Nach Zuerkennung des Facharztes 1975 ernannte er ihn zum Oberarzt und zum Stellvertreter des Abteilungsvorstandes. Im Dezember 1986 habilitierte sich Staudach an der Universitätsfrauenklinik Graz unter Prof. Burghard mit seinen als Buch im Springer-Verlag bekannt gewordenen Arbeiten zur "Fetalen Anatomie im Ultraschall". Er selbst empfand diese jahrelangen aufwendigen Studien, in denen er Gefrierschnitte von Embryonen und Feten angefertigte, präparierte, selbst fotografierte und dann den Ultraschallschnittbildern gegenübergestellte, als gleichsam mindere Wissenschaft. Heute wissen wir, dass diese Korrelationen beispielsweise für eine korrekte Fetometrie, bei schwierigen anatomischen Fragestellungen besonders auch in der Fehlbildungsdiagnostik auch heute noch von Bedeutung sind. Dass dieses Buch bald vergriffen war und ich mein eigenes Exemplar immer hüten musste wie meinen Augapfel, ist ein Beweis des großen Interesses, welches diesen Arbeiten entgegengebracht wurde. Seit 01.02.1987 ist Staudach Primararzt der Frauenklinik Salzburg. Im Mai 1993 wurde ihm der Berufstitel ao. Univ.-Prof. erteilt. Seit 2003 ist er Vorstand der nunmehrigen Universitätsfrauenklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg
Seit Beginn seiner Facharzt-Ausbildung Anfang der 70er-Jahre hat sich Staudach mit Ultraschall beschäftigt. Hospitationen bei Legenden aus dem Bereich der Sonografie wie unter anderem bei Holländer und später Hannsmann haben ihm diese Technik nahegebracht. Er ist nach den oben genannten und nach Prof. Kratochwil im deutschsprachigen Raum als einer der geburtshilflich-gynäkologischen Ultraschallpioniere der ersten Generation anzusehen. Er war an der Etablierung - heute würde man sagen – der Basics im Einsatz der Real-time-Sonografie in Gynäkologie und Geburtshilfe an vorderster Front tätig. Themen wie Lagebestimmungen des Feten, Plazentalokalisation, Biometrie und die Fehlbildungsdiagnostik wurden von ihm wesentlich mitbearbeitet. Neben seiner "Fetalen Anatomie" war die Hannsmann-Hackeloer-Staudachsche "Ultraschalldiagnostik in Geburtshilfe und Gynäkologie", im Springer-Verlag aufgelegt, über viele Jahre das Standardwerk für unser Fachgebiet. Diese Bücher sowie die rege Fortbildungstätigkeit mit seinen didaktisch durchdachten und rhetorisch brillianten Vorträgen führten zu seinem enormen Bekanntheitsgrad weit über Österreich hinaus. Im Weiteren erkannte und förderte er die Innovationen im Ultraschall, beispielsweise den Einsatz der Dopplersonografie in unserem Fachbereich.
Prof. Staudachs Verdienste für die ÖGUM liegen in der Vorstandstätigkeit der 1980er- und 1990er-Jahre in verschiedenen Funktionen, letztlich auch als Präsident. Er hat den Arbeitskreis Gynäkologie und Geburtshilfe und die Kontakte mit der DEGUM aufgebaut. Gemeinsame Arbeitstagungen wurden abgehalten, er war am Aufbau des 3-Stufenkonzeptes maßgeblich beteiligt. In Österreich hat er die Stufe 3 gemeinsam mit Prof. Kratochwil, Prof. Bernaschek und später auch Prof. Deutinger etabliert. 1987 organisierte er das sehr erfolgreiche 11. Ultraschall-Dreiländertreffen in Salzburg gemeinsam mit Prof. Schmoller. Daneben war er von 1987 bis 1994 Herausgeber der Zeitschrift "Ultraschall in Klinik und Praxis".
Ich kenne Prof. Staudach von meinen gynäkologischen Kindesbeinen an, primär in Form seiner Bücher, die einem Anfänger in einem kleinen Krankenhaus geholfen haben, den sonografischen Aufgaben im täglichen Leben bestmöglich nachzukommen. Später als meinen Lehrer, der großen Wert darauf gelegt hat, Ultraschall immer als Kunst und niemals unter einem hohen Niveau auszuführen. Dies im Sinne einer Bildästhetik im besten Sinne des Wortes. Inadäquate Schnitte wurden nicht akzeptiert, um das weitere klinische Vorgehen nicht auf wackelige Beine zu stellen. Und natürlich wurden Befunde im Alltag stets aus didaktischen und wissenschaftlichen Gründen evaluiert, wo immer dies möglich war.
Prof. Staudach als einem Wegbereiter der geburtshilflich-gynäkologischen Sonografie sei mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft von Seiten der ÖGUM für seine wissenschaftlichen, didaktischen und sonografiepolitischen Aktivitäten in höchstem Maße gedankt. Unzählige KollegInnen haben davon profitiert. Mit ihnen vor allem deren Schwangere, Patientinnen und Feten. Ich denke, es muss sehr erfreulich sein, im Laufe eines Arbeitslebens derartige Fortschritte in seinem Fachgebiet zu erleben und wesentlich mitbeeinflusst zu haben. Es ist zu hoffen, dass die seit den letzten Jahren in Österreich überbordende juristische "Kind-als-Schaden"-Misere diese Entwicklungen nicht in den Schatten stellt.
Univ. Doz. Dr. Horst Steiner Salzburg, im Oktober 2009