Notfall & Hausarztmedizin 2009; 35(11): 523
DOI: 10.1055/s-0029-1243753
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Frühdiagnose neurologischer Erkrankungen

Gerhard F. Hamann
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. Dezember 2009 (online)

Die Bedeutung der neurologischen Erkrankungen für die Allgemeinmedizin und für die hausärztliche Praxis wird immer größer. Symptome wie Bewegungsstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, epileptische Anfälle oder auch Nerven- bzw. Nervenwurzelentzündungen sind für viele Patienten der Auslöser, ihren Arzt aufzusuchen. War die Neurologie früher die Königsdisziplin der Diagnostiker, ist in den letzten Jahren immer stärker die Therapie neurologischer Erkrankungen in den Mittelpunkt gerückt.

Heute stehen uns vielfältige neue Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die es uns erlauben, früher schicksalhaft verlaufende Erkrankungen prognostisch zu beeinflussen. Besonders erinnert sei hier an die immunmodulatorische Therapie der Multiplen Sklerose, den Einsatz neuer antiepileptischer Medikamente, der Epilepsiechirurgie zur Behandlung schwer einstellbarer Epilepsien oder die Behandlungsmöglichkeiten des akuten Schlaganfalls. All diesen Erkrankungen ist eines gemein: Je früher ihre Diagnose gestellt und bestätigt ist, desto eher können die Betroffenen von einer Therapie profitieren, auch wenn sich der Erkrankungsverlauf oft nicht aufhalten, sondern nur verzögern bzw. verlangsamen lässt. Für den Patienten jedoch bedeutet bereits eine langsamere Progression einen gewaltigen Gewinn an Lebensqualität.

An dieser Stelle kommt dem Hausarzt eine Schlüsselrolle zu. Er ist es, der von Anfang an die Weichen richtig stellen, den Patienten – wenn notwendig – an einen Fachkollegen überweisen und die Therapie richtig steuern muss. Das vorliegende Heft fasst daher unter dem Schwerpunkt „Frühdiagnosen neurologischer Erkrankungen“ die Möglichkeiten zusammen, komplexe und für den Allgemeinmediziner und Hausarzt relevante neurologische Erkrankungen früh einer gezielten Diagnose und damit auch Therapie zuzuführen. Prof. Bernhard Steinhoff, Kehl-Kork, beispielsweise verweist in seinem Beitrag auf die Chancen, die eine frühe Diagnose einer Epilepsieerkrankung und eine damit frühzeitig mögliche, gezielte Therapie den Betroffenen bieten. Die standardisierte Diagnostik und die Sicherung der Diagnose der multiplen Sklerose sowie die damit verbundenen therapeutischen Ansätze hat Prof. Volker Limmroth, Köln, zusammengestellt. Prof. Thomas Gasser, Tübingen, wiederum stellt neue genetische und andere diagnostische Möglichkeiten bei extrapyramidalen Erkrankungen vor, welche die Therapie der Betroffenen direkt beeinflussen können. Den Abschluss bilden Dr. Matthias Klein und Prof. Hans-Walter Pfister, München, mit ihrem Beitrag rund um neuroinfektiologische Erkrankungen. Insbesondere die Borreliose und die Früherkennung einer Meningitis sind es, die hierbei für den Hausarzt oder den hausärztlich tätigen Kollegen von wesentlicher praktischer Relevanz sind.

Ich wünsche Ihnen über die Lektüre dieser Schwerpunktausgabe der Zeitschrift Notfall & Hausarztmedizin stimulierende Akzente für Ihre tägliche Praxis und ein besseres Verständnis der zum Teil doch komplexen neurologischen Erkrankungsbilder.

Prof. Dr. med. Gerhard F. Hamann

Wiesbaden