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DOI: 10.1055/s-0029-1245293
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Vitreoretinale Chirurgie
Vitreoretinal SurgeryPublication History
Publication Date:
16 March 2010 (online)
Im Dezember vergangenen Jahres ist mit Robert Machemer ein Pioneer der Netzhaut und Glaskörperchirurgie verstorben. In den vergangenen Jahrzehnten konnte dieses Gebiet eine rasante Entwicklung verzeichnen. Dennoch gibt es trotz längst standardisierter und etablierter OP-Verfahren immer noch ungeklärte Schwierigkeiten sowohl mit den verwendeten Materialien als auch mit der Methodik.
Wir haben dieses Heft der Serie „Vitreoretinale Chirurgie” diesen Problemen gewidmet.
Die proliferative Vitreoretinopathie (PVR) ist eine überschießende Narbenreaktion der Netzhaut. Eine zelluläre Komponente bestehend aus Gliazellen und Immunzellen verbindet sich mit Bestandteilen der extrazellulären Matrix zu Membranen, die sich zunächst an der Netzhautoberfläche kontrahieren, später aber auch die gesamte Netzhautstruktur überwachsen können. Iandiev et al. diskutieren in ihrem Beitrag die Entstehung sowie chirurgische Verfahren zur Prävention und Behandlung der proliferativen Vitreoretinopathie. Interessant ist dabei, dass entgegen der zunächst erhofften Effektivität von antiproliferativen Substanzen, deren klinischer Erfolg doch hinter dem eines chirurgischen Vorgehens zurückbleibt.
Petermeier et al. beschreiben die Pathophysiologie der Kataraktentwicklung nach Vitrektomie. Trotz Kleinschnitttechniken ist es bislang nicht gelungen, die Entwicklung einer Kernkatarakt infolge einer Vitrektomie zu verhindern. Die Autoren beschreiben die Erhöhung des Sauerstoffpartialdrucks als eine Hauptursache für die Entstehung oxidativen Stresses, der letztlich durch die Oxidation von Strukturproteinen zur Linsentrübung führt.
Silikonöl führt nicht nur zu einer hinteren Schalentrübung, sondern kann auch mit unklaren Visusminderungen assoziiert sein. Im vergangenen Heft der Themenreihe Netzhaut- und Glaskörperchirurgie haben wir die Notwendigkeit, aber auch die Grenzen einer Tamponade auf Silikonölbasis in komplexen Situationen diskutiert. La Cour et al. diskutieren in ihrem Beitrag die Migration von Silikonöl in die retinalen Schichten und in den Sehnerven anhand verschiedener Literaturbeispiele. Obwohl die Netzhautchirurgie aktuell nicht ohne Silikonöltamponaden auskommen kann, ist das Bewusstsein für diese Veränderungen notwendig bei der Entscheidung für eine intraokulare Tamponade.
Komplikationen mit Silikonöl gibt es bei der Behandlung der Grubenpapille, einem angeborenen Kolobom des Sehnervs. Prahs et al. berichten in einem Fallbericht über die Migration von Perfluorokarbonen und Silikon unter die Netzhaut. Die Autoren schließen auf eine direkte Kommunikation zwischen Glaskörperraum, subretinalem Raum und wahrscheinlich subarachnoidalem Raum als Ursache der Makulaabhebung bei Grubenpapille.
Die Luftembolie nach Vitrektomie ist eine ebenfalls seltene Komplikation, die von Gamulescu et al. diskutiert wird. Diese seltene, aber mögliche lebensbedrohliche Komplikation kann bei eröffneter Aderhaut und Luft- oder Gastamponaden entstehen.
Die anästhesiologischen Verfahren in der Vitreoretinalen Chirurgie stellt der Beitrag von Meier et al. dar. Hierbei wird die Narkosetiefe, die Muskelrelaxation, das Aufwachverhalten, Wechselzeiten, Emesis, Husten und postoperative Kreislaufstabilität diskutiert. Bei der Multimorbidität des netzhautchirurgischen Patientenguts müssen die einzelnen Verfahren sorgfältig abgewägt werden.
Das Schwerpunktheft „Vitreoretinale Chirurgie” soll dem interessierten Augenarzt einen Einstieg in die genannten Themen ermöglichen.
Prof. Dr. A. M. Joussen
Augenklinik der Charité, Universitätsklinik Berlin, Virchowklinikum (CVK)
Augustenburger Platz
13353 Berlin
Email: joussen@googlemail.com
Prof. Dr. Horst Helbig
Augenklinik, Universitätsklinikum Regensburg
Franz-Josef-Strauß-Allee 11
93042 Regensburg
Phone: ++ 49/9 41/9 44 92 00
Email: helbig@eye-regensburg.de