Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2010; 15(6): 299-304
DOI: 10.1055/s-0029-1245459
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pfadkostenrechnung für Behandlungspfade

Ein Instrument zur Entscheidungsunterstützung für Einrichtungen im GesundheitswesenActivity-Based Costing for Clinical PathwaysA Decision Support Instrument for Health Care FacilitiesA. Wagner1 , L. Waehlert1 , H. Czap1
  • 1Universität Trier
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Publication Date:
22 December 2010 (online)

Zusammenfassung

Um langfristig überleben zu können, müssen sich Einrichtungen des deutschen Gesundheitswesens strategisch am Markt positionieren. Daher sind sie auf Bewertungsmodelle zur Erfassung und Analyse ihrer Leistungen sowie deren Kosten angewiesen. Andererseits sollte die Qualität von Behandlungen nicht unter ökonomischen Aspekten leiden. Für die Qualitätsgewährleistung und die Vergleichbarkeit von Behandlungen haben sich in der Literatur standardisierte Behandlungspfade als standardisierte Leistungsabfolgen bei bestimmten Diagnosen durchgesetzt. Der Artikel skizziert ein entscheidungsunterstützendes System als Kosten- und Leistungsrechnungsmodell für Behandlungspfade mittels der Verrechnung von Personalkosten. Es ermöglicht eine verursachungsgerechte Kosten- und Leistungserfassung sowie -auswertung auf unterschiedlichen Aggregationsebenen und dient somit dazu, relevante Führungsinformationen bereitzustellen.

Abstract

In order to survive on a long-term, the German health care institutions have to position themselves strategically on the market. They are therefore dependent on evaluation models which register and analyze the activities as well as the corresponding costs. On the other hand, the quality of the medical treatments should not suffer due to economical aspects. Clinical pathways, as standardized activity sequences, became widely accepted as an instrument to ensure the quality and the comparability of medical treatments. This article outlines a decision support model consisting of a cost and activity accounting model for clinical pathways by means of personnel cost charging. The model enables a cost-by-cause allocation of costs and activity registration on different aggregation levels and provides relevant management information.

Literatur

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1 Zur Problematik der Messung, Vergleichbarkeit und Zurechnung von Leistungen im Gesundheitswesen vgl. insbesondere [5].

2 Vgl. zu Prozesskostenrechnung [6] und zu den Grundlagen der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung im Gesundheitswesen, speziell für den Bereich der Krankenhäuser [7].

3 Die internen Leistungen, die nicht direkt am Patienten verrichtet werden, sind eher standardisierbar und vergleichbar zu denen in der Industrie. Beispielsweise können Verwaltungsleistungen nach demselben Schema auf die Endkostenstellen weiterverrechnet werden, wie es auch in jedem anderen Gewerbe üblich ist.

4 Zu Ziel und Definition von Patientenpfaden vgl. etwa [10].

5 Vgl. hier insbesondere das Modell integrierter Patientenpfade „mipp” des Schweizer Kantonspitals Aarau, welches eine Pfadkostenrechnung als Kostenträgerrechnung entwickelt. Dieses Modell wurde von Hellmann entwickelt [9].

6 Innerhalb des „mipp”-Programms werden bspw. für die einzelnen Leistungen verschiedene Dauerkategorien (kurz, mittel, lang) festgelegt [9].

7 Darunter wird ausschließlich das ärztliche, medizinisch-technische, Funktions- und Pflegepersonal gezählt.

8 Insbesondere die Erfassung der Dauer der Leistung sowie der dazu erforderliche Personal- und Materialeinsatz sind hier gemeint.

9 Dies ist vor allem im Praxisalltag bedeutsam: Durch diese Struktur ist eine einfache und schnelle Auswahl und Zuordnung von Patienten zu Behandlungspfaden bzw. von in Anspruch genommenen Leistungen im Rahmen einer Behandlung möglich und hilft somit, den erforderlichen Dokumentationsaufwand überschaubar zu halten.

10 Beispielsweise macht es wenig Sinn, häufig wiederkehrende, standardisierte Leistungen, die geringes Kostengewicht haben und deren Erfassung sehr aufwendig ist, einzeln zu dokumentieren. Hier bietet es sich an, pauschale Kostenträger zu definieren.

11 Personalkosten machen 75 % der reinen Betriebskosten (ohne Kapitalkosten) aus [9].

12 Im Krankenhausbereich machten diese Kosten 2007 83,5 % der gesamten Personalkosten und 50,6 % der Gesamtkosten aus [12]. Gemäß Haas betragen die Kosten für den ärztlichen, dem medizinischen und dem Pflegedienst 65,9 % der gesamten Personalkosten und 47,6 % der Gesamtkosten der Klinik [11].

13 Falls nicht anders angegeben, seien alle im Folgenden genannten Zeitperioden als Minuteneinheiten angenommen.

14 Da es zu den tatsächlichen Produktivzeiten meist keine Daten gibt.

15 Die hausspezifische optimale Auslastung wird dabei von der Haus- oder Abteilungsleitung bestimmt.

16 Im Sinne der German Diagnosis Related Groups (GDRG).

17 Darunter fallen beispielsweise Spezialisierungs-, „make or buy”- oder auch Investitions- und Personalentscheidungen.

Dipl.-Kffr. Andreea Wagner

Universität Trier

54286 Trier

Email: andreea.wagner@uni-trier.de