Notfall & Hausarztmedizin 2009; 35(12): 613
DOI: 10.1055/s-0029-1246238
Forum Homöopathie

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Bei Kniearthrose ganzheitlich behandeln - Mit homöopathischen Komplexmitteln Zeit bis zu einer Operation gewinnen

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Publication Date:
11 January 2010 (online)

 
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Die Kniearthrose zählte bis vor wenigen Jahren noch zu den typischen Alterserkrankungen. Inzwischen jedoch nimmt der Anteil jüngerer Patienten, die an der Gelenkerkrankung leiden, erkennbar zu. Grund dafür ist auf der einen Seite die steigende Zahl übergewichtiger Menschen. Auf der anderen Seite spielen für das Auftreten einer Kniearthrose aber auch sportliche Freizeitaktivitäten, welche die Gelenke zum Teil stark belasten, eine wichtige Rolle.

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Von jung bis alt - Patientenklientel hat sich verändert

Mit den Veränderungen des Krankheitsbildes haben sich auch die Ansprüche der Betroffenen gewandelt. "Patienten, die mit einer Arthrose zu mir kommen, wollen immer häufiger keine Operation, sondern eine alternative Behandlung", berichtet der Chirurg Andrew Lichtenthal vom St.-Vinzenz-Krankenhaus in Hanau - wie beispielsweise ein Footballspieler, der in seine Sportsprechstunde kam. Obwohl erst 40 Jahre alt, hatte der Sportler bereits eine ausgeprägte Arthrose des Kniegelenks. Nach einem intensiven Muskelaufbautraining und der Therapie mit komplexhomöopathischen und schulmedizinischen Medikamenten sei es dem Mann nun wieder möglich, an Spielen seines Zweitligistenvereins teilzunehmen.

Bei älteren Patienten sind die Ziele anders. "Meist kommen sie in die Klinik, weil sie eigentlich eine Knieprothese wollen", berichtet Lichtenthal. Bietet man diesen Patienten eine alternative Therapie an, um noch 4 oder 5 Jahre bis zu einer Operation zu gewinnen, akzeptieren sie dies inzwischen immer öfter. "Dabei geht es nicht darum, eine Operation um jeden Preis zu verhindern", stellt Lichtenthal klar. Entscheidend sei, dass eine Operation zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, um mögliche Folgeschäden einer Arthrose zu vermeiden.

Eine wichtige Rolle für die Behandlungsstrategie spielen in diesem Zusammenhang auch die Präferenzen der Patienten. "Bei einer unbehandelten Hüftarthrose entwickeln die Patienten Vermeidungsstrategien, was zu einer Veränderung des Gangbildes führt. In der Folge treten dann zusätzliche Beschwerden an der Wirbelsäule und an den Knien auf", erläutert Lichtenthal.

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Die vier Stadien der Gonarthrose und ihre Therapie

Bei der Gonarthrose werden 4 Stadien unterschieden, die jeweils eine unterschiedliche Behandlung erfordern. Nur wenig Beschwerden und gelegentliche Schmerzen haben Patienten im Stadium I. Hier reichen die Kühlung des betroffenen Gelenks und ein Medikament zur Schmerzlinderung im Bedarfsfall aus. Zusätzlich lässt sich die Muskulatur mithilfe von körperlichen Übungen stärken.

In den Stadien II und III treten die Beschwerden immer häufiger auf und gehen mit einer Schwellung des Kniegelenks einher. Hier setzt Lichtenthal zwar initial nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder Glukokortikoide ein, ergänzt dies aber gerne mit homöopathischen Komplexmitteln. Traumeel® S und Zeel® comp. N beispielsweise wirken antientzündlich und sind für die Langzeittherapie besonders gut geeignet.

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"Die Menschen wollen länger aktiv bleiben", so Andrew Lichtenthal.

Denn im Vergleich zu nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) seien Komplexhomöopathika selten oder kaum mit Nebenwirkungen assoziiert, erläutert Lichtenthal. "Bei den NSAR, die in den ersten 3-4 Tagen gebraucht werden, um den akuten Schmerzreiz zu nehmen, gibt es nach wie vor das Risiko von Magenblutungen, Blutdruckentgleisungen, Durchblutungsstörungen der Niere bis zum Nierenversagen etc. Und bei längerer Anwendung erhöht offenbar auch Diclofenac das Herzinfarktrisiko."

Eine Arthroskopie in ausgewählten Fällen empfiehlt Lichtenthal im Stadium III einer Gonarthrose. Dabei könne man eventuell den Meniskus bzw. Gelenkknorpel glätten oder störende Schleimhautläsionen oder -ausfaserungen entfernen. So werde im Hinblick auf den Entzündungsprozess Zeit gewonnen.

Im Stadium IV der Kniearthrose leiden die Betroffenen an Anlaufschmerzen am Morgen sowie an Ruhe- und Bewegungsschmerzen. "Wenn diese Patienten keine Knieprothese wollen, müssen sie medikamentös gut eingestellt sein und sehr eng geführt werden", sagt Lichtenthal. Zudem rät der Chirurg, einen Physiotherapeuten ins Boot zu holen, da die Patienten Strategien zur Schmerzvermeidung entwickeln, die zu Blockaden an der Wirbelsäule oder am Becken führen.

Jürgen Stoschek, München

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Arthrose-Management-Programm kombiniert Schul- und Alternativmedizin

Für Patienten mit Kniearthrose, die eine enge Betreuung durch den Arzt wünschen und bereit sind, einen alternativen und ganzheitlichen Behandlungsweg zu gehen, ist nach Ansicht Lichtenthals das Arthrose-Management-Programm (amp) bestens geeignet. Dieses von Ärzten entwickelte Programm gibt den Patienten eine klare Vorstellung vom Behandlungsablauf, erläutert er.

Zuerst die Beschwerden lindern, dann die Patienten stabilisieren Das amp gliedert sich in eine Initialphase, die aus Schulmedizin und Alternativmedizin besteht und auf eine rasche Linderung der Beschwerden ausgerichtet ist. Hier werden neben NSAR wie Diclofenac und Glukokortikoiden oder Lokalanästhetika gelenknah Komplexhomöopathika injiziert. Bei Bedarf können zusätzlich NSAR oder Coxibe oral gegeben werden.

In der folgenden Stabilisierungsund der Erhaltungsphase wird die Injektionstherapie fortgesetzt. Ziel ist es, die Ursachen der Beschwerden zu erkennen, zu beseitigen und sie nachhaltig zu lindern. Ergänzung können eine Ernährungsberatung und/oder eine Beratung rund um eine das Gelenk schonende Bewegungstherapie sein. Alle 3 Phasen werden von einer oralen Therapie mit Zeel® comp. N Tabletten unterstützt.

"Die Stärkung der Muskulatur, Einlagen in den Schuhen, eine Reduktion des Körpergewichts sowie eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse zur Minderung der Systemübersäuerung – all dies sind Faktoren, die den Verlauf einer Gonarthrose zusätzlich positiv beeinfl ussen", betont Lichtenthal.

 
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"Die Menschen wollen länger aktiv bleiben", so Andrew Lichtenthal.