"Die diabetische Polyneuropathie, kurz DPNP, wird oft nicht als so gefährlich eingeschätzt", konstatierte PD Rolf Malessa, Weimar. "Das aber ist nicht richtig. Denken Sie nur an Verletzungen im Bereich der unteren Extremitäten." Zudem könnten neuropathische Schmerzen zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensführung der Patienten beitragen.
Es sind aber nicht nur die oft ausgeprägten brennenden, kribbelnden oder stechenden Schmerzen, welche die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen. Oft sind sie mit Schlafstörungen und eingeschränkter Aktivität assoziiert, die den Schmerz sogar noch weiter verstärken können
[1]. Kommt noch ein sozialer Rückzug und damit eine Fixierung auf den Schmerz hinzu, trägt dies zur weiteren Verstärkung und Chronifizierung der Schmerzen bei, sagte Malessa.
Ein anderer Effekt dürfe ebenfalls nicht unterschätzt werden: Wer an starken Schmerzen leidet, vermeidet häufig "unnötige" körperliche Bewegung, worunter zum Beispiel seine sozialen Kontakte oder seine Freizeitaktivitäten leiden können. Gleichzeitig kann diese Einschränkung der Mobilität eine bei Diabetespatienten per se schon problematische Gewichtszunahme fördern und auch den Blutzucker verschlechtern.
Früh genug gegensteuern!
Es gibt also genug Gründe, gezielt gegen eine schmerzhafte diabetische Polyneuropathie vorzugehen. "Es muss sehr früh eingegriffen werden, damit sich die Erkrankung nicht selbst verstärkt", betonte der Neurologe. Er riet in diesem Zusammenhang dazu, auch die Diabetespatienten, die nicht selbst über Schmerzen berichten, gezielt danach zu fragen. Denn 26-47 % aller Diabetespatienten leiden an einer distal betonten, sensomotorischen Polyneuropathie, 15-27 % davon sind schmerzhafter Natur [2] - etwa 12,5 % der Betroffenen aber haben noch nie mit ihrem Arzt darüber gesprochen [3].
Noch mehr Patienten, nämlich 39 %, wurden darüber hinaus noch nie wegen der Schmerzen behandelt [3], obwohl inzwischen gute und wirksame Medikamente zur Verfügung stehen. Duloxetin (Ariclaim®) leiste dabei einen wichtigen Beitrag, sagte Malessa. Denn die Substanz wirkt serotonerg und noradrenerg und stärkt somit die absteigenden schmerzhemmenden Bahnen im Rückenmark [4], [5], [6].
"Duloxetin wirkt bei der diabetischen Polyneuropathie direkt analgetisch", betonte Malessa und verwies darüber hinaus auf das günstige Verträglichkeitsprofil des selektiven Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmers. So ist in der Regel weder eine Sedierung noch eine Gewichtszunahme zu erwarten [7]. Vor allem in der Anfangsphase der Behandlung können beispielsweise Übelkeit, Schläfrigkeit, Schwindel oder Obstipation auftreten [8], [9], die jedoch meistens nur vorübergehend sind. Als besonderen Vorteil hob Malessa das im Allgemeinen günstige kardiovaskuläre Profil von Duloxetin hervor [10], [11].
Schneller und starker Therapieeffekt
Die Wirkung von Duloxetin setzt verhältnismäßig schnell ein: Schon am 3. Tag ist bei 30 % der DPNP-Patienten unter Duloxetin (60 mg/Tag) eine 30 %ige Schmerzlinderung möglich. Nach 12 Wochen berichtete sogar jeder 2. Patient von einer Reduktion der Schmerzen um mindestens 50 % [12]. Für den Patienten aber sei bereits eine Schmerzlinderung um 30 % ein klinisch relevanter Effekt, so Malessa - von dem die Patienten übrigens lange Zeit profitieren können. Aktuellen Studienergebnissen zufolge [13] bleibt die Schmerzreduktion mindestens über einen Zeitraum von 26 Wochen bestehen (Abb. [1]). Darüber hinaus verringerten sich auch die funktionellen Beeinträchtigungen wie Schlafstörungen, eingeschränkte Aktivität und verminderte Lebensfreude unter der Therapie mit Duloxetin signifikant [14]. Weder die Schmerzen noch die sekundären funktionellen Beeinträchtigungen entziehen sich einer Behandlung, sagte Malessa. "Idealerweise senken wir zunächst den Schmerz, dadurch kann es zu einer Reduktion ungünstiger Kofaktoren kommen und darüber dann auch zu einer weiteren Minderung des Schmerzes."
Abb. 1 Die Wirkung von Duloxetin kann unter einer Langzeit behandlung erhalten bleiben. mod. nach
[13]
sts