Notfall & Hausarztmedizin 2009; 35(12): 615
DOI: 10.1055/s-0029-1246240
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Neue STIKO-Empfehlung - Jetzt auch Erwachsene gegen Pertussis impfen

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Publication Date:
11 January 2010 (online)

 
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Seit Juli dieses Jahres empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die generelle Pertussisimpfung auch im Erwachsenenalter. Mit dieser Aktualisierung ihrer bisherigen Impfempfehlungen reagierte sie auf die steigende Zahl von Pertussiserkrankungen bei Jugendlichen und Erwachsenen.

Gute Erfahrungen mit einer erweiterten Empfehlung hat das Bundesland Sachsen gemacht, wo die Sächsische Impfkommission, häufig Vorreiter in Sachen Impfempfehlungen in Deutschland, schon seit 2007 allen Erwachsenen Pertussisimpfungen im Abstand von 10 Jahren [1] empfiehlt. "In Sachsen sind die Pertussiserkrankungen vor allem bei Erwachsenen seitdem stark zurückgegangen", bestätigte Dr. Regine Krause-Döring, die Leiterin des Gesundheitsamtes Leipzig.

Praktiker wie Dr. Alexander Lorscheidt, der eine hausärztliche internistische Praxis in Köln führt, hätten es begrüßt, wenn die STIKO nicht nur eine einmalige Impfung bei Erwachsenen empfohlen hätte, sondern wie in Sachsen eine Auffrischimpfung alle 10 Jahre.

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Abb. 1 Pertussis-Impfzyklus.

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Pertussis - gerade bei Erwachsenen häufiger als vermutet

"Bei Kleinkindern betragen die Impfraten zwar über 90 %", berichtete Prof. Johannes Liese, Fachmann für pädiatrische Infektiologie und Immunologie an der Universitäts-Kinderklinik Würzburg. Da der Impfschutz dieser Pertussis-Grundimmunisierung jedoch nur etwa 5 Jahre lang anhält, haben Jugendliche und Erwachsene nach der Impfung im Säuglingsalter keinen ausreichenden Schutz mehr, wenn keine Auffrischimpfungen mehr erfolgen (Abb. [1]). Bei diesen Gruppen besteht derzeit ein großer Impfbedarf: Epidemiologischen Daten zufolge betreffen inzwischen "nur noch" 13 % der Keuchhustenfälle Säuglinge und Kinder unter 5 Jahren. 80 % der Krankheitsfälle finden sich bei Patienten in einem Alter von 15 Jahren und älter [2].

Wenn man bedenkt, dass in einer Studie zwischen 10 und 20 % der Patienten, die eine Woche oder länger husteten und bei denen eine chronische Atemwegserkrankung auszuschließen war, mit Pertussis infiziert waren [3], wird noch deutlicher, warum eine Impfung der Erwachsenen gegen Keuchhusten so wichtig ist: "Zum einen geht es darum, einen Schutz für Säuglinge herzustellen, die noch keine Grundimmunisierung erhalten haben", so Liese, und natürlich auch darum, bei Jugendlichen und Erwachsenen einer Erkrankung und möglichen Komplikationen vorzubeugen, wie zum Beispiel Otitiden, Pneumonien oder auch Rippenbrüchen oder Bandscheibenvorfällen, die aufgrund der Überbelastung des Körpers bei den quälenden Hustenattacken entstehen können.

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Pertussisimpfung ist die wichtigste Präventionsmaßnahme

"Der effektivste Weg, eine Pertussiserkrankung zu vermeiden, ist die Impfung", fuhr Liese fort, nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, sondern auch im Erwachsenenalter. Denn anders als früher seien es nicht mehr vorwiegend die Geschwisterkinder, die den Pertussiserreger Bordetella pertussis übertragen, sondern die Eltern und Großeltern. Besonders Personen, die an einer milden Verlaufsform des Keuchhustens erkranken, steigern das Übertragungsrisiko, da bei ihnen die Diagnose verzögert ist oder überhaupt nicht erfolgt.

Lorscheidts Ansicht nach eignet sich für die Pertussisimpfung Erwachsener vor allem ein Kombinationsimpfstoff, der gleichzeitig auch Tetanus, Polio und Diphtherie abdeckt (z. B. Repevax®). Damit lassen sich nicht nur die Impftermine synchronisieren (1-mal alle 10 Jahre), was sich positiv auf die Compliance der Patienten auswirkt: Der Patient benötigt nur einen Impftermin, wird nur einmal "gepiekst", und bei der Auffrischimpfung kann auch der Schutz gegen Keuchhusten erneuert werden. Zusätzlich kommt man mit der 4-fach- Kombinationsimpfung einer weiteren STIKO-Empfehlung nach, wonach - bei entsprechender Indikation - eine fehlende Polio-Auffrischung einmalig nachgeholt werden sollte.

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Nur gemeinsam mit Hausärzten lässt sich die STIKO-Empfehlung umsetzen

Vor allem der Hausarzt ist bei der Umsetzung der neuen STIKO-Empfehlung gefordert, meinte Lorscheidt: "Das wichtigste ist, dass Sie Ihre Patienten direkt auf die Impfung ansprechen!" Immerhin wünschten sich rund 80 % der Befragten in einer Emnid-Umfrage [4], vom Arzt an ausstehende Impfungen erinnert oder auf neue Impfempfehlungen hingewiesen zu werden. Über die Hälfte der Hausärzte jedoch sprechen ihre Patienten nicht auf ihren Impfschutz an [4].

Dabei wäre es im Praxisalltag vergleichsweise einfach, Patienten zum Impfen zu motivieren. Recallsysteme über eine Arztsoftware oder eine sogenannte Impfkarte im Kreditkartenformat, die Lorscheidt selbst entwickelt hat und in seiner Praxis einsetzt, zeigen schnell den nächsten Impftermin an und lassen sich gut in den Praxisablauf integrieren. Der positive Nebeneffekt für die Arztpraxis: Die Erstattung der Impfleistung unterliegt nicht der Budgetierung und ermöglicht deshalb zusätzliche Honorare, sagte Lorscheidt.

sts

Quelle: Pressegespräch "STIKO empfiehlt jetzt Pertussisimpfung auch für alle Erwachsenen - Kombinationsimpfungen haben sich in der Praxis bewährt", veranstaltet von der Sanofi Pasteur MSD GmbH, Leimen.

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von der Sanofi Pasteur MSD GmbH, Leimen.

Die Autorin, Stephanie Schikora (sts), ist Redakteurin im Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart.

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Literatur

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Abb. 1 Pertussis-Impfzyklus.