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DOI: 10.1055/s-0030-1249000
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Zum 90. Geburtstag von - Professor Dr. med. Dr. h.c. Wilhelm Oelßner
Publication History
Publication Date:
24 February 2010 (online)
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Wilhelm Oelßner
Prof. Dr. Dr. Wilhelm Oelßner wurde am 3. März 1920 in Leipzig geboren. Dieser Stadt blieb er - bis auf ein Intermezzo in Erlangen nach seiner Emeritierung - lebenslang treu. 1938 begann er mit dem Studium der Humanmedizin, das er nach einer Unterbrechung durch den Wehrdienst 1944 abschloß. Ein Jahr später stellte er seine Promotion zum Thema "Die Röntgenbildphotografie und ihre Anwendung" fertig. Danach trat er in das Röntgeninstitut der Universität Leipzig unter der Leitung von Prof. Fritz Gietzelt ein und erhielt 1950 die Facharztanerkennung für Röntgenologie und Strahlenheilkunde. Nach der Berufung seines akademischen Lehrers Prof. Gietzelt auf den Lehrstuhl für Radiologie der Humboldt-Universität zu Berlin wurde er 1951 (im Alter von 31 Jahren!) kommissarischer Direktor des Röntgeninstituts. 1954 erfolgte die Habilitation zum Thema "Veränderungen des Thoraxröntgenbildes bei Brustkrebspatienten". 1958 wurde ihm nach Jahren der kommissarischen Leitung von der Fakultät das Amt des Direktors des Röntgeninstituts, das ab 1960 Radiologische Klinik wurde, übertragen. 1959 wurde er auf den Lehrstuhl für Röntgenologie und Strahlenheilkunde berufen. Dieses Ordinariat wurde 1937 (Willy Baensch) als drittes in Deutschland nach Hamburg (1919, Ernst Albers-Schönberg) und Köln (1929 Rudolf Grashey) eingerichtet. Prof. Oelßner wurde im Jahre 1985 emeritiert, sodass er insgesamt 34 Jahre (!) der Radiologischen Klinik der Universität Leipzig vorstand.
Die Radiologische Klinik wurde von Prof. Oelßner trotz der schwierigen ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen der damaligen DDR zielstrebig zu einer sehr gut ausgestatteten und innovativen Institution ausgebaut. Prof. Oelßner hat das Anliegen seines Vorgängers Prof. Baensch, die Radiologie zur Anerkennung als eigene klinische Disziplin zu führen - auch gegen Widerstand - erfolgreich fortgesetzt und durchgesetzt. Innerhalb der Radiologischen Klinik baute er leistungsfähige Abteilungen für Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Strahlenphysik und -technik und Strahlenbiologie auf. Unter seiner Leitung wurde im Gebiet der DDR die erste Angiokardiografie durchgeführt, die erste Telekobalteinheit und der erste Ganzkörpercomputertomograph installiert.
Prof. Oelßners wissenschaftliche Schwerpunkte waren breit gefächert, wobei die strahlentherapeutische Forschung einen besonderen Rang einnahm. So hat er sich mit dem Mammakarzinom, dem Einfluß der Hypoxie auf die Wirkung der Bestrahlung und dem Einsatz von Halb- und Ganzkörperbestrahlungen befasst. Prof. Oelßner war jedoch auch im diagnostischen Bereich wissenschaftlich sehr engagiert. So gab er 1983 eine Monografie zur Computertomografie heraus und veranstaltete 1987 das Leopoldina Meeting "Nuklearmagnetische Resonanzverfahren in Biologie und Medizin". Aus seiner Feder stammen mehr als 100 wissenschaftliche Arbeiten, Monografien und Buchbeiträge.
Besondere Aufmerksamkeit widmete Prof. Oelßner dem studentischen Unterricht und der Weiterbildung des Nachwuchses. Seine 1958 in der RöFo veröffentlichten Überlegungen "Zur Gestaltung des Hochschulunterrichtes in medizinischer Strahlenkunde - Leipziger Erfahrungen" erscheinen auch heutzutage aktuell und gültig.
Während seiner Amtszeit habilitierten sich 18 seiner Mitarbeiter, von denen 4 auf Lehrstühle berufen wurden und viele leitende Positionen eingenommen haben. Die Liste seiner Ehrungen ist lang. Hervorzuheben ist, dass er seit 1978 ordentliches Mitglied und Senator der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina ist. 1987 wurde er zum Ehrensenator der Universität Leipzig ernannt und erhielt 1995 die Ehrenpromotion der Medizinischen Fakultät Leipzig. Prof. Oelßner ist Ehrenmitglied der damaligen Gesellschaft für Medizinische Radiologie der DDR, der Deutschen Röntgengesellschaft, der Tschechoslowakischen Radiologischen Gesellschaft sowie der Sächsischen Radiologischen Gesellschaft. Dank seiner persönlichen Integrität und seiner unantastbaren fachlichen Kompetenz gelang es ihm, in politisch schweren Zeiten den Einfluß des Systems in seiner Klinik zu minimieren. Auch dafür waren ihm seine Mitarbeiter und Schüler dankbar.
Prof. Oelßner hat 2 Töchter, 5 Enkelkinder und 2 Urenkel. Auch heutzutage hält er Kontakt zu seiner ehemaligen Wirkungsstätte und ist gerne und oft gesehener Gast bei wissenschaftlichen Veranstaltungen der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, aber auch der Fakultät und der Universität.
Herzlichen Glückwunsch zum 90. Geburtstag!
Thomas Kahn, Frank Schmidt, Leipzig