Der Klinikarzt 2010; 39(2): 60
DOI: 10.1055/s-0030-1249721
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Wächter an der Darmbarriere – Rolle der Mastzellen bei Morbus Crohn

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Publikationsdatum:
01. März 2010 (online)

 
Inhaltsübersicht

Wie Mastzellen erkennen, ob Bakterien Gewinn oder Gefahr bedeuten, ist Ziel eines neuen Forschungsprojektes von Ernährungsmedizinern der Universität Hohenheim. Ist der Mechanismus erst entschlüsselt, könnte das Wissen zur Therapie von Krankheiten wie Morbus Crohn und Reizdarmsyndrom beitragen oder die Wirkungsweise von probiotischen Lebensmitteln verständlicher machen.

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Warum verhalten sich Darmmastzellen anders?

Mastzellen entstehen im Knochenmark und befinden sich in der Haut und den Schleimhäuten. "Mastzellen funktionieren wie Antennen", erklärt Prof. Stefan C. Bischoff, "damit können sie einzelne Bakterien unterscheiden und die Immunabwehr in Gang setzen." Anders jedoch im Darm: Hier befinden sich Darmmastzellen in der Darmbarriere und verhindern, dass Bakterien in den Körper eindringen. Darmmastzellen reagieren jedoch viel schwächer auf Bakterien als die Mastzellen im übrigen Körper.

Die Balance von Mastzellen und Bakterien im Darm ist die Voraussetzung, dass Probiotika überhaupt wirken können. Umgekehrt könnten Krankheiten wie Morbus Crohn oder Reizdarmsyndrom darin begründet sein, dass das natürliche Zusammenspiel von Mastzellen und Bakterien im Darm gestört ist.

"Warum sich die Darmmastzellen so verhalten, das wollen wir herausfinden", sagt Bischoff. "Wir untersuchen, ob es an der Mastzelle selbst liegt, ob Darmmastzellen besondere Rezeptoren haben, oder ob sie sich deren Zellinneres von den übrigen Mastzellen unterscheidet." Eine andere Möglichkeit liegt in der Umgebung, in der die Darmmastzellen leben.

Eine Veröffentlichung der aktuellen Forschungsergebnisse erfolgte bereits im September 2009 in einem Standardwerk zu diesem Thema. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Grundlagenprojekt mit 250.000 Euro.

Quelle: Pressemitteilung des Instituts für Ernährungsmedizin der Universität Hohenheim.