Z Orthop Unfall 2010; 148(4): 387-392
DOI: 10.1055/s-0030-1250149
Hüftgelenkendoprothetik

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Subjektive Krankheitstheorien und funktionaler Verlauf nach Knie- und Hüftgelenkersatz

Illness Perceptions and Functioning Following Total Knee and Hip ArthroplastyM. Bethge1 , S. Bartel1 , M. Streibelt1 , C. Lassahn2 , K. Thren3
  • 1Abteilung Versorgungssystemforschung und Grundlagen der Qualitätssicherung in der Rehabilitation, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • 2Qualitätsmanagement, Diakoniekrankenhaus Annastift, Hannover
  • 3Funktionsoberarzt und Qualitätsmanagement, Klinik Niedersachsen, Bad Nenndorf
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. August 2010 (online)

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Zusammenfassung

Ziel: Trotz der Hinweise auf die prognostische Bedeutung subjektiver Krankheitstheorien für den Krankheits- und Behandlungsverlauf bei Hüft- und Kniegelenkpatienten gibt es bislang keine Studien, die den Einfluss dieser Faktoren auf den durch ärztliche Ratings beschriebenen postoperativen Verlauf untersucht haben. Ziel der von uns durchgeführten Fallkohortenstudie war es, den 1-Jahresverlauf nach Gelenkersatzoperationen zu beschreiben und mögliche Moderatoreffekte subjektiver Krankheitstheorien zu überprüfen, um Strategien für die präoperative Aufklärung und die postoperative Nachbehandlung zu entwickeln. Methoden: Der Behandlungsverlauf nach einem durchgeführten Hüftgelenkersatz wurde mit dem Harris Hip Score (HHS) bewertet, der Verlauf nach einem Kniegelenkersatz durch den American Knee Society Score (AKSS). Subjektive Krankheitstheorien wurden mit dem Brief Illness Perception Questionnaire erfasst. Aufgrund des nicht linearen Zusammenhangs zwischen Zeit und Behandlungsergebnis wurde die Zeit für die Modellierung der Verläufe logarithmiert. Moderatoreffekte wurden durch Interaktionsterme von logarithmierter Zeit und subjektiven Krankheitskonzepten überprüft. Ergebnisse: Für 135 Patienten konnte der Verlauf des HHS ausgewertet werden, für 127 Patienten der Verlauf des AKSS. Die mit dem HHS und dem AKSS nach 1 Jahr bewerteten Behandlungsergebnisse bestätigten einen Behandlungserfolg bei 82,3 % der Hüftpatienten und 70,6 % der Kniepatienten. Hüftpatienten, die vor der Operation eine länger andauernde Krankengeschichte erwarteten, hatten nach 1 Jahr geringere Werte auf dem HHS (p = 0,026). Die Erwartung, dass die Behandlung hilfreich sein würde, war mit einem günstigeren Verlauf verbunden (p = 0,002). Der Behandlungsverlauf von Kniepatienten wurde durch die Sorgen, die sich die Patienten machten, moderiert (p = 0,016). Schlussfolgerung: Die Ergebnisse bestätigen den prognostischen Wert subjektiver Krankheitstheorien für den funktionalen Verlauf nach einem Gelenkersatz und verweisen auf die Bedeutsamkeit einer angemessenen Aufklärung und den möglichen Nutzen patientenorientierter Schulungsangebote, die auf die Veränderung subjektiver Krankheitskonzepte gerichtet sind.

Abstract

Objective: In spite of the cumulating evidence for the prognostic relevance of illness perceptions regarding the course of disease and recovery of hip and knee joint patients, there are still no studies that examine the effects of these perceptions on postoperative functioning as assessed by clinical ratings. The aim of this inception cohort study was to describe the course of functioning following a hip or knee joint replacement over a period of one year and to analyse moderator-type effects of illness perceptions in order to develop strategies for preoperative counselling and postoperative rehabilitation. Methods: The course of functioning following a hip joint replacement was assessed by the Harris hip score (HHS), the course of functioning following a knee joint replacement by the American Knee Society score (AKSS). Illness perceptions were assessed by the brief illness perception questionnaire. Due to the non-linear relationship of time and functional outcome, time was transformed using a log transformation. Moderator-type effects were analysed by interaction terms of log time and illness perceptions. Results: For 135 patients the course of the HHS was analysed, for 127 patients the course of the AKSS. Results after one year confirmed a successful treatment for 82.3 % of the hip patients and 70.6 % of the knee patients. Hip patients expecting an enduring illness had lower scores on the HHS after one year (p = 0.026). The expectation that the treatment will be helpful was associated with a better outcome (p = 0.002). The outcome of knee patients was moderated by the degree how concerned they were about their illness (p = 0.016). Conclusion: The results confirmed the prognostic relevance of illness perceptions for the functional outcome and indicate the importance of preoperative counselling and the potential benefit of patient-oriented education that is aimed at modifying illness perceptions.

Literatur

Dipl.-Päd. (Rehab.) Matthias Bethge

Abteilung Versorgungssystemforschung und Grundlagen der Qualitätssicherung in der Rehabilitation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

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