Laryngorhinootologie 2010; 89(3): 130-131
DOI: 10.1055/s-0030-1251510
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Sensorineuraler Hörverlust bei Kindern – Bewertung des erweiterten vestibulären Aquädukts

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Publication Date:
17 March 2010 (online)

 

Die häufigste bei Kindern mit sensorineuralem Hörverlust mittels Computertomografie (CT) feststellbare Anomalie ist eine Erweiterung des vestibulären Aquädukts (EVA). In der vorliegenden Studie wurden 2 verschiedene Diagnose-Kriterien zur Bewertung von EVA bei hörgeschädigten Kindern verglichen. Otolaryngol Head Neck Surg 2009; 140: 552–558

Dewan et al. schlossen in ihre Studie 130 Kinder mit Kochlea-Implantaten ein. Sie waren durchschnittlich 5 Jahre alt.

Zur Auswertung kamen 130 hochauflösende CT-Aufnahmen des Felsenbeins. Dewan et al. wendeten zur Bewertung der Aufnahmen entweder die Valvassori-Kriterien oder die von den Autoren "Cincinnati" benannten Kriterien an. Nach den Valvassori-Kriterien (nach Valvassori und Clemis 1978) liegt eine EVA vor, wenn das vestibuläre Aquädukt im Mittelpunkt > 1,5 mm misst. Die Cincinnati-Kriterien (nach Boston et al. 2007) definieren eine EVA bei einem vestibulären Aquädukt im Mittelpunkt > 0,9 mm bzw. einem Operculum > 1,9 mm.

Nach Befundung der CT-Aufnahmen anhand der Cincinnati-Kriterien identifizierten die Autoren 44 % der Patienten mit einer EVA (vs. 16 % anhand der Valvassori-Kriterien, p < 0.01). Dabei erkannten sie alle gemäß Valvassori als EVA klassifizierten Fälle (38 Ohren) auch bei Anwendung der Cincinnati-Kriterien als solche.

Bei Patienten mit einer EVA waren nach den Cincinnati-Kriterien 45% der Fälle unilateral und 55% bilateral; gemäß Valvassori-Kriterien waren 64 % der Fälle unilateral und 36 % bilateral (p < 0.01).

Durch Zuhilfenahme der Cincinnati-Kriterien wurden 70 Ohren mit EVA diagnostiziert, die gemäß Valvassori einen Normalbefund hatten. Bei 11 dieser 70 Ohren (16 %) lagen auch andere Ursachen für die Schwerhörigkeit vor; darunter z. B. das Waardenburg-Syndrom, Cytomegalie oder eine auditive Neuropathie. Bei den übrigen 59 (84%) gab es neben der neu diagnostizierten EVA keine medizinische Erklärung für die Hörschädigung.