Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45(5): 348-354
DOI: 10.1055/s-0030-1253569
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Organtransplantationen – Aktuelle rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen

Organ transplantation in Germany – Legal framework and organizational managementWolf Rommel, Hartmut H. J. Schmidt
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Publication Date:
07 May 2010 (online)

Zusammenfassung

Die Organstransplantation gilt als Ultima Ratio bei drohendem Organversagen oder als letzte Option bei Malignombefall. Nachdem Transplantationen in Deutschland über mehr als 2 Jahrzehnte in einer rechtlichen und organisatorischen Grauzone stattfanden, führten umfangreiche ethische und rechtliche Überlegungen sowie komplexe organisatorische und logistische Fragen, nicht zuletzt aber auch erhebliche Ängste bei potenziellen Spendern zur Verabschiedung des deutschen Transplantationsgesetzes (TPG) im Jahre 1997. Es sieht für die Organspende die sogenannte erweiterte Zustimmungslösung vor, wonach der spätere Spender zu Lebzeiten eine schriftliche Zustimmung verfasst haben sollte. Alternativ können seine nächsten Verwandten oder engsten Vertrauenspersonen in seinem Sinne die Zustimmung nachträglich erteilen – oder ein zuvor durch den Spender benannter Bevollmächtigter trifft die Entscheidung über eine Organspende. In Sonderfällen sind auch Lebendorganspenden im Rahmen der gesetzlichen Regelungen möglich. Voraussetzung für die Organspende ist der Hirntod des Spenders. Die Hirntoddiagnostik ist eine der zentralen Voraussetzung im Gesamtkonzept der Organspende. Sie wird im Einzelnen durch das TPG in Verbindung mit der Richtlinie zur Feststellung des Hirntodes der Bundesärztekammer geregelt.

Das heute im Vordergrund stehende Hauptproblem ist jedoch weiterhin die geringe Spendebereitschaft und der daraus resultierende Organmangel. Um die Ressourcen optimal zu nutzen, arbeiten örtliche Krankenhäuser, regionale Transplantationszentren, die überregionale Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) sowie die supranationale Stiftung Eurotransplant (ET) nach den Vorgaben des TPG eng zusammen. Allokation, Priorisierung und daraus resultierende Wartelisten entscheiden über die Zuteilung der verfügbaren Organe. Neben den komplexen operativen Verfahren ist für den Empfänger eine lebenslange Immunsuppression mit möglichen komplexen Nebenwirkungen und Gefahren erforderlich. Trotzdem sind Abstoßungsreaktionen möglich. Daraus resultiert für den Empfänger die Notwendigkeit einer lebenslangen Anbindung an ein Transplantationszentrum in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Spezialisten.

Für die Mehrzahl der Ärzte, die an Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung intensivmedizinisch tätig sind, gilt es, jeden möglichen Organspender zu identifizieren und weitere Maßnahmen einzuleiten, die im Falle der gewünschten Organspende eine qualitativ optimierte Explantation und schnellstmögliche Vermittlung und Weiterleitung der Organe ermöglichen, so wie es das TPG vorsieht.

Abstract

Organ transplantation is the therapeutic option of choice in organ failure and distinct types of cancer. For more than two decades organ transplantation had no legal framework in Germany. Multiple ethical and judicial considerations as well as the complexity of medical and organizational management but also the fears of possible organ donors lead to the enacting of German Transplantation Act (Transplantationsgesetz, TPG) in 1997. The TPG defines controlled brain death and the extended consent as requirements for explantation. This means, the organ donor must have approved the donation of his organs before. This approval can be writtenly documented or approved by the nearest relatives or the closest confidents. It is also possible to denominate an assignee (alt.: to authorize another person) during life time. Living organ donations are also legalized in the TPG. Precondition for any organ donation is the brain death of the organ donor. The diagnostic requirements for brain death are specifically mentioned by guidelines of the German Federal Medical Association (Bundesärztekammer).

The major problem today is willingness to organ donation in the German population. There is an eminent deficiency of organ donations in Germany. Therefore local hospitals, regional Transplantation Centres, the supraregional German Foundation for Organ transplantation have to act closely in concert based on the directives of TPG.

After successful Transplantation, a life- long immunosuppression is necessary. Nevertheless organ rejections remain still possible. By reason of this and other complications a life-long connection to a responsible Transplantation Centre is necessary for the transplanted patient.

Physicians who work at a regional hospital's ICU have to be able to identify possible organ donators. They also should know how to initiate the organizational procedures to provide explantation, rapid procuration, and transportation of the explanted organs based upon to the regulations of TPG.

Kernaussagen

  • Bei zunehmendem Organbedarf stagniert das Angebot an Organspenden. Der Mangel wird durch Priorisierungen und Wartelistensysteme nur unzureichend ausgeglichen.

  • Das TPG regelt sämtliche Vorgänge im Zusammenhang mit Organtransplantationen – in Verbindung mit Landesgesetzen, Verordnungen und Richtlinien der Bundesärztekammer.

  • Wichtigster Schritt vor einer Organentnahme ist die Hirntodfeststellung.

  • Bei Spendebereitschaft unterstützt die DSO v. a. das Krankenhaus, in dem die Organentnahme stattfindet, und organisiert den Transport.

  • Die Zuteilung der Organe erfolgt durch die Organvermittlungsstelle Eurotransplant in den Niederlanden.

  • Das Transplantationszentrum begleitet seine Patienten von der Listung zur Transplantation über die Operation bis zur dauerhaften Nachsorge.

  • Alle Ärzte, die intensivmedizinisch oder anästhesiologisch tätig sind, sollten die Regelungen bezüglich Feststellung und Meldung des Hirntods sowie das weitere Prozedere zu Meldung und Explantation von Spenderorganen kennen.

  • Grundlagenkenntnisse der Immunsuppression nach Transplantationen sind ebenfalls erforderlich, da spontan erkrankte Patienten jede Einrichtung des Gesundheitswesens vor allem im Notfall in Anspruch nehmen können.

Weiteres Material zum Artikel

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Dr. med. Wolf Rommel
Prof. Dr. med. Hartmut H. J. Schmidt

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