Die Wohlstandsoase Singapur findet als Musterstaat mehr und mehr Nachahmer in Südostasien. Im Westen hat der Stadtstaat dagegen eine eher negative Presse: Klischees von einer Regierung autokratischer Saubermänner, ungezügelter Regulationswut und keimfreier, aber seelenloser Betonlandschaften sind nicht auszurotten. Dabei wird oft übersehen, dass die Stadt nach der Unabhängigkeit vor die fast unlösbare Aufgabe gestellt war, eine herabgewirtschaftete winzige britische Kolonie zu einem perfekt organisierten und prosperierenden Gemeinwesen zu entwickeln, in dem Armut nicht mehr sichtbar vorkommt; zudem eine multi-rassische und -kulturelle Gesellschaft zu etablieren, die Minderheiten nicht ausgrenzt oder in Gettos verbannt. Chinesen, Malaien, Inder und Europäer bilden zusammen an sich schon eine explosive Mischung Mensch, wie erst, wenn auf engstem Raum auch noch die großen Religionen Buddhismus, Islam, Hinduismus und Christentum aufeinandertreffen. Das „keimfreie Experiment Singapur“ funktioniert nicht nur, sondern ist darüber hinaus auch noch ausgesprochen erfolgreich. Ein Modell für die Zukunft Südostasiens?