Diabetes aktuell 2010; 8(2): 55
DOI: 10.1055/s-0030-1254056
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kardiovaskuläres System und Diabetes – update

Antje Bergmann, Peter Schwarz
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Publication Date:
27 April 2010 (online)

Im letzten Heft hatten wir ein für unsere Leser sehr interessantes und zur Diskussion und zum Nachdenken anregendes Thema, das Für und Wider frühzeitiger normnaher Blutzuckereinstellung, aufgegriffen: Wie sind aus allgemeinmedizinischer Sicht die „großen Diabetes-Endpunktstudien“ zu bewerten? Ein sehr kritischer, jedoch methodisch korrekter Artikel von Günther Egidi legte den Finger in die Wunde. Es gab eine Vielzahl von diskutierenden Zuschriften zu diesem Thema. Wir freuen uns sehr über diese Diskussionen, zeigt es doch, dass die Behandlung eines Diabetes immer mehr an Bedeutung gewinnt, auch wenn es dazu unterschiedliche Positionen gibt.

In diesem Heft wird der Fachkommission Diabetes der Sächsischen Landesärztekammer die Möglichkeit gegeben, sich mit den Studienergebnissen von VADT, UKPDS, ACCORD, ADVANCE und STENO 2 auseinanderzusetzen und zum Gutachten des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) Stellung zu beziehen, welches die Blutglukose-Selbstkontrolle kritisch bewertete. Die überarbeitete Praxisleitlinie wird hierzu kommentiert und vorgestellt. Es wäre sehr schön, wenn wir die Diskussionen um Handlungskorridore in der Diabetesbehandlung auch für das Disease- und Präventionsmanagement weiterführen können.

Ein weiterer Themenschwerpunkt dieses Heftes ist das kardiovaskuläre System. Herr Mahlmann beschreibt den aktuellen Forschungsstand zu Diagnostik bei Diabetikern mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK). Die Diagnostik einer PAVK bei Diabetikern erfordert wegen der häufig bestehenden Symptomarmut und der eingeschränkten Verwertbarkeit des Knöchel-Arm-Indexes eine enge Kooperation zwischen Hausärzten und Diabetologen einerseits und Gefäßmedizinern andererseits, um Über- oder Unterversorgung zu vermeiden und die Schnittstellen genau zu definieren.

Frau Matei setzt sich mit der Frage zu Sport nach Herzinfarkt auseinander und kommt nach eingehender Betrachtung zum Fazit, dass die veraltete Frage, „ob man nach Herzinfarkt Sport treiben darf“ zur modernen Feststellung „dass man nach Herzinfarkt Sport treiben soll“ umgewandelt wird und es für die Zukunft klare Antworten auf die Frage des „wie“ geben wird.

Zu guter Letzt noch Aktuelles aus dem Blätterwald medizinischer Fachzeitschriften: Ziehen Statine ein erhöhtes Diabetesrisiko nach sich? Dieser Frage ging eine Forschergruppe aus Glasgow nach. In einer Metaanalyse wurde gefunden, dass eine Statintherapie mit einem leicht erhöhten Risiko verbunden ist, einen Diabetes mellitus zu entwickeln. Eine Änderung des Statinregimes gerade bei älteren Patienten wird aber wegen des erhöhten Herz-Kreislauf-Risikos nicht generell empfohlen (s. Seite 60).

Eine interessante Studie zum Walnussverzehr fand heraus, dass eine mit Walnüssen angereicherte Ernährung durchaus die endothel-abhängige Vasodilatation bei Patienten mit Typ-2-Diabetes verbessern kann. Ein daraus abgeleitetes niedrigeres kardiales Risiko ist nicht generell zu folgern (Ma Y. Effects of walnut consumption on endothelial function in type 2 diabetic subjects. Diabetes Care 2010; 33: 227–232).

Bleiben Sie weiterhin diskussionsfreudig und aufgeschlossen!

Scheuen Sie sich nicht in Leserbriefen oder Mails mit uns in Kontakt zu treten, wenn Sie kontroverse Themen besprechen wollen!

In diesem Sinne,

Ihr Peter Schwarz und Ihre Antje Bergmann

PD Dr. med. habil. Antje Bergmann
Prof. Dr. med. habil. Peter Schwarz