Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45(6): 400-406
DOI: 10.1055/s-0030-1255347
Fachwissen
Notfallmedizin - Topthema: Schockraummanagement
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schockraummanagement – Notaufnahme erreicht – wie geht es weiter ? Nahtstellen innerhalb der Klinik

Interaction of emergency medical services and the emergency department – Challenges in the acute care of seriously ill or injured patientsMichael Bernhard, André Gries
Further Information

Publication History

Publication Date:
10 June 2010 (online)

Preview

Zusammenfassung

Die Aufnahme schwer erkrankter oder schwer verletzter Patienten stellt besondere Herausforderungen an die personellen, räumlichen und organisatorischen Strukturen von Notaufnahmen. Die akutmedizinische, oft interdisziplinäre Versorgung muss dabei unter möglichst optimalen Umgebungsbedingungen nahtlos ineinander greifen und macht die Abstimmung einzelner Prozessabläufe auch innerklinisch erforderlich. Vielen Notfällen ist ein zeitkritischer Charakter eigen, der die unmittelbare Diagnostik und sofortige Initiierung einer Initialtherapie verlangt. Dabei erfolgt die effiziente und zeitnahe Versorgung bei optimaler Organisation und Struktur der Nahtstellen zwischen Rettungsdienst und Klinik und den verschiedenen innerklinischen Bereichen sektorenübergreifend. Dieser Übersichtsartikel beschreibt die strukturellen und organisatorischen Voraussetzungen einer Notaufnahme für das Management von schwer erkrankten und schwer verletzten Notfallpatienten, die interdisziplinäre frühe innerklinische Behandlung („team approach“) und die besonderen an den Nahtstellen zu berücksichtigenden Aspekte innerhalb der innerklinischen Versorgung.

Abstract

The needs of seriously ill or injured patients issue a challenge to the Emergency Department in terms of personnel, premises and organization. The acute and often interdisciplinary care necessitates optimal surrounding conditions and a stringent coordination of each single step in the in-hospital setting. Many emergencies are time-critical, thus requiring the immediate initiation of diagnostic and first therapeutic measures with respect to the in-hospital interfaces. This review article describes the structural and organizational prerequisites of the appropriate management of seriously sick and injured patients in the Emergency Department. It also focuses on the interdisciplinary cooperation with other specialties during the initial resuscitation ("team approach") as well as during the ongoing clinical course.

Kernaussagen

  • Die Aufnahme akut vitalgefährdeter Patienten stellt besondere Herausforderungen an die personellen, räumlichen und organisatorischen Strukturen in Notaufnahmen.

  • Der Zeitfaktor ist eine der wichtigsten Determinanten für die Letalität und Morbidität von akut vitalbedrohten Notfallpatienten.

  • Gemäß des Eckpunktepapiers zur Notfallversorgung hat die definitive innerklinische Therapie wesentlicher notfallmedizinischer Krankheitsbilder nach spätestens 90 min zu beginnen (z. B. Herzkatheteruntersuchung bei akutem Myokardinfarkt).

  • In Notaufnahmen werden zeitkritische Entscheidungen bei akut vitalgefährdeten Patienten dynamisch und ereignisabhängig von den an der Versorgung Beteiligten getroffen. Sie berücksichtigen auch die sich im Verlauf ändernden Behandlungs- und Diagnostikprioritäten.

  • Algorithmen und Standard Operating Procedures (SOPs) im Schockraummanagement reduzieren Verzögerungen im Versorgungsablauf und bieten den Mitarbeitern des interdisziplinären Teams klare Vorgaben.

  • Interdisziplinär eingerichtete Qualitätszirkel offerieren eine Plattform, mit deren Hilfe Probleme im Prozessablauf identifiziert, analysiert und gelöst werden können.

  • Wissenschaftliche Untersuchungen haben belegt, dass die Ganzkörper-Computertomografie (der sog. „Trauma-Scan“) im Rahmen der frühen innerklinischen Schwerstverletztenversorgung signifikant die Wahrscheinlichkeit für das Überleben polytraumatisierter Patienten steigert.

  • Die Ausstattung, Vorhaltung und Einrichtung des medizinischen Equipments in Schockräumen kann sich, um eine intuitive Auffindung zu ermöglichen, an einem simplen ABCD-Konzept orientieren (A = Atemweg, B = Beatmung, C = Circulation, D = Disability).

Weiteres Material zum Artikel

Literatur

Dr. med. Michael Bernhard
Professor Dr. med. André Gries

Email: michael.bernhard@klinikum-fulda.de

Email: andre.gries@klinikum-fulda.de