Editorial
Werden im Rahmen wissenschaftlicher Kongresse Themen des
Respirationstraktes behandelt, so steht bei der überwiegenden Mehrzahl von
Veranstaltungen die Lunge im Vordergrund. Allerdings dürfen die oberen
Atemwege keinesfalls als „nebensächlich” betrachtet oder
hintan gestellt werden. Im Respirationstrakt sind sie morphologisch und
funktionell der Lunge voran gestellt und für wesentliche
Körperfunktionen, z. B. das Riechen und die Stimmbildung,
verantwortlich. Eine ungestörte Funktion dieser Organe, von der Nase
über den Larynx bis zur Trachea – z. B. als primärer
Filter der Atemluft – trägt auch zu einer kontinuierlichen
Sicherstellung des Gasaustauschs bei.
Der Arbeitskreis „Vergleichende Pathologie und
Pathophysiologie des Respiratorischen Systems” hat bei seinem 13.
Workshop am 17. März 2010 in Hannover diesen Gegebenheiten Rechnung
getragen und „Die oberen Atemwege im
Speziesvergleich” als übergeordnetes Thema behandelt.
Den Teilnehmern wurde dabei ein weites Spektrum an
Zusammenhängen und Details über verschiedene Tierarten und den
Menschen dargestellt. In den Vorträgen wurden sowohl experimentell
relevante Spezies wie Ratte und Maus berücksichtigt, wie auch
landwirtschaftliche Nutztiere (Schwein und Rind) und Liebhabertierarten (Hund
und Pferd).
Vergleichende Darstellungen behandelten die Anatomie und Physiologie
von Nase, Kehlkopf und Stimmapparat in Gegenüberstellungen Mensch –
Paarhufer (Wildwiederkäuer, Schweine) sowie das Mukosa-assoziierte
lymphatische System der Nase und des Larynx im Vergleich Nager –
Mensch.
Verschiedenste Betrachtungsweisen zu den
Strömungswiderständen der oberen Atemwege belegten nicht nur
spezies-spezifische Besonderheiten, sondern verdeutlichten auch
Ähnlichkeiten in der Komplexität obstruktiver Funktionsstörungen
an brachycepahlen Hunden oder Katzen, Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe
oder Pferden unter dem Einfluss von Sedativa. Moderne diagnostische Methoden
der Bildgebung und Funktionsdiagnostik veranschaulichten den Zusammenhang
zwischen strukturellen und funktionellen Veränderungen und verdeutlichten
die nutzbringenden Effekte von laserassistierten operativen Öffnungen der
oberen Atemwege in Form einer signifikanten Reduktion der nasalen
Strömungswiderstände.
Insgesamt hat auch dieser Workshop des Arbeitskreises
„Vergleichende Pathologie und Pathophysiologie des Respiratorischen
Systems” wieder gezeigt, dass sich Human- und Veterinärmedizin bei
der Bearbeitung zahlreicher Fragestellungen hervorragend ergänzen und
speziesübergreifende Diskussionen die Arbeit der jeweils anderen Disziplin
durch Anregungen und Ideen bereichern können.
M. Rosenbruch, P. Reinhold