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DOI: 10.1055/s-0030-1255589
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Vom Papier zur Realität: Chancen regionaler Netzwerkbildung für die Prävention von MRSA
Publication History
Publication Date:
19 July 2010 (online)
Kernaussagen
Die meisten im Krankenhaus erworbenen Infektionen gehen auf Staphylococcus aureus zurück. Besonders kritisch zu bewerten sind dabei Infektionen durch methicillin-resistente S. aureus (MRSA), weil die Antibiotikatherapie hier oft nur noch sehr eingeschränkt möglich ist. Neben den im Krankenhaus erworbenen ha-MRSA lassen sich 2 weitere MRSA-Gruppen differenzieren: ca-MRSA (Community-acquired) und la-MRSA (Livestock-associated). Im Vergleich mit benachbarten Ländern sind die MRSA-Prävalenzraten in Deutschland trotz stabilem Niveau noch zu hoch. Eine Analyse der möglichen Gründe für die niedrigeren Prävalenzraten beispielsweise in den Niederlanden zeigt, dass dort ein konsequentes Hygienemanagement, rationaler Antibiotikaeinsatz und ein günstiger Personalschlüssel in Bezug auf ärztliche und pflegerische Hygienefachkräfte zusammentreffen.
Aussagen über eine mögliche Übertragung von MRSA lassen sich nicht allein mithilfe von Antibiogrammen machen. Daher ist es medizinisch-epidemiologisch notwendig, einen gentischen Fingerprint (spa-Typisierung) durchzuführen. Identische spa-Typen erlauben einen Rückschluss auf eine direkte Übertragung, unterschiedliche spa-Typen schließen eine Übertragung i. d. R. aus.
Eine kontrollierte Sanierungstherapie kann bei MRSA-tragenden Patienten meist erst im post-stationären Verlauf durchgeführt werden – und gerade in diesem Bereich ist die Kommunikation zwischen den einzelnen eingebundenen Institutionen (Krankenhaus, Pflegeheim, Reha-Klinik, Arztpraxis) oft dürftig. Da eine einzelne Institution im Gesundheitswesen aber die MRSA-Problematik nicht alleine bewältigen kann, ist eine Vernetzung erforderlich. Dies ist binational mit dem Projekt EUREGIO MRSA-net bereits umgesetzt – einem Präventionsnetzwerk zum Schutz der Bevölkerung in der deutsch-niederländischen Grenzregion vor Infektionen mit MRSA; auch in Deutschland gibt es mittlerweile zahlreiche MRSA-Netzwerke. Im Rahmen des EUREGIO-Projektes EurSafety Health-net erfolgt die Ausweitung dieser Netzwerkbildung inzwischen entlang der gesamten deutsch-niederländischen Grenze. Hauptziel ist dabei die Stärkung der Patientensicherheit und der Schutz vor Infektionen.
Im Rahmen des Projektes verpflichten sich die teilnehmenden Krankenhäuser auf die Erfüllung von Qualitätszielen, die durch Überwachungsbehörden, gemeinsam mit Projektkoordinatoren überprüft werden und zur Kennzeichnung mit dem EUREGIO MRSA-net Qualitäts- und Transparenzsiegel führen. Die Umsetzung der Qualitätsziele ist außerdem Voraussetzung dafür, dass Infektionen durch MRSA reduziert werden können.
Da die MRSA-Problematik europaweit von Bedeutung ist, ist eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit auch hinsichtlich der la-MRSA von Vorteil. Hier ermöglicht SafeGuard MRSA VetMed-net die interdisziplinäre und binationale Zusammenarbeit zwischen Human- und Veterinärmedizinern sowie der Landwirtschaft im deutsch-niederländischen Grenzgebiet.
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PD Dr. Alexander W. Friedrich
Institut für Hygiene des Universitätsklinikums Münster
Robert-Koch-Str. 41
48149 Münster
Email: alexander.friedrich@ukmuenster.de