Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2010; 5(4): 281-293
DOI: 10.1055/s-0030-1255683
Wirbelsäule

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Operative Behandlung von Wirbelsäulenmetastasen

V.  Bullmann1 , U.  R.  Liljenqvist2
  • 1Klinik und Poliklinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie des Universitätsklinikums Münster
  • 2Orthopädische Klinik II – Wirbelsäulenchirurgie, St. Franziskus-Hospital, Münster
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Publication Date:
17 August 2010 (online)

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Die differenzierte Behandlung von Wirbelsäulenmetastasen spielt bei wachsenden Überlebenschancen von Tumorpatienten durch Weiterentwicklungen in der onkologischen und chirurgischen Tumortherapie eine zunehmend wichtige Rolle. Bei Patienten mit nachweislich ossären Metastasen sind bei 50 – 80 % auch Wirbelsäulenmetastasen nachweisbar. Etwa 20 % der Wirbelsäulenmetastasen führen zu einem Einbruch in den Spinalkanal mit konsekutiver Einengung des Spinalkanals und drohenden neurologischen Defiziten. Bei Verdacht auf eine Wirbelsäulenmetastase sollten eine Projektionsradiografie und eine Magnetresonanztomografie, ggf. eine Computertomografie und eine Komplettierung des Stagings erfolgen. Die Therapie von Wirbelsäulenmetastasen hängt von Symptomatik, Prognose, Metastasierungsgrad und dem Allgemeinzustand des Patienten ab. Für die Abwägung einer Operationsindikation stehen verschiedene Scoring-Systeme zur Verfügung. Während eine marginale Resektion im Gesunden nur bei Patienten mit einer Langzeitprognose und singulären Metastasen indiziert ist, besteht bei den meisten Patienten mit Wirbelsäulenmetastasen, bei denen eine Operation erforderlich ist, ein palliativer Therapieansatz. Hierbei kommen verschiedene Verfahren wie die Vertebro- und Kyphoplastie zur Stabilisierung einer pathologischen Wirbelkörpermetastase, die Instrumentation und Dekompression bei Einbruch des Tumors in den Spinalkanal und, in seltenen Fällen, die reine Dekompression zum Einsatz. Problem der reinen Dekompression ohne Instrumentation ist häufig eine zunehmende Instabilität, einhergehend mit progredienten Schmerzen und auch ggf. progredienten neurologischen Defiziten. Wenn bei einem Patient keine klare Operationsindikation besteht oder ein schlechter Allgemeinzustand eine Operation verbietet, besteht die Möglichkeit der Bestrahlung, Korsetttherapie sowie medikamentösen Therapie (Bisphosphonate, ggf. Chemotherapie, ggf. Antihormontherapie und bei neurologischen Defiziten ggf. eine Kortisontherapie). Das Therapiekonzept von Wirbelsäulenmetastasenpatienten sollte interdisziplinär im Rahmen von Tumorkonferenzen mit Onkologen, Strahlentherapeuten und Wirbelsäulenchirurgen festgelegt werden.