Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2010; 5(5): 333-350
DOI: 10.1055/s-0030-1255753
Wirbelsäule

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Primäre Tumoren der Wirbelsäule

U.  Liljenqvist1 , V.  Bullmann2
  • 1Orthopädische Klinik II – Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie, St. Franziskus Hospital Münster
  • 2Klinik und Poliklinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster
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Publication Date:
05 October 2010 (online)

Primäre Wirbelsäulentumoren sind im Gegensatz zu den Wirbelsäulenmetastasen insgesamt selten. Die Dignität der Läsion und ihre Klassifizierung bestimmen dabei die Behandlungsstrategie. Da charakteristische bildmorphologische Veränderungen häufig fehlen, ist die histopathologische Begutachtung für die Diagnosesicherung entscheidend. Die Biopsietechnik der Wahl ist die perkutane Stanzbiopsie über die tumorbefallene Seite des Wirbels, auch die Weichteilkomponente eines Tumors kann dabei perkutan in der Schneid-Biopsietechnik biopsiert werden. Ist eine offene Biopsie nicht zu umgehen, muss eine Eröffnung und somit Kontamination des Spinalkanals, wenn möglich, vermieden werden. Bei den benignen Tumoren ist eine intraläsionale Tumorausräumung (Kürettage) in den meisten Fällen ausreichend. Die Defektrekonstruktion ist aufgrund der häufig geringeren Defektgröße vergleichsweise einfach, wobei in fast allen Fällen eine additive dorsale Stabilisierung mit Spondylodese erforderlich ist. Maligne Läsionen müssen extraläsional en bloc mit tumorfreien Rändern ohne Rücksicht auf einen möglichen Funktionsverlust reseziert werden. Patienten mit primär malignen Tumoren sollten stets multidisziplinär vom Onkologen, Strahlentherapeuten und Wirbelsäulenchirurgen betreut werden. Neben der eigentlichen Tumorentfernung ist die Rekonstruktion der Wirbelsäule mit Sicherstellung einer langfristigen biomechanischen Belastbarkeit bei den häufig noch jugendlichen Patienten von großer Bedeutung. Bei Patienten mit Sarkomen sind gutes Ansprechen auf die neoadjuvante Chemotherapie und tumorfreie Resektionsränder für die Prognose entscheidend.

Literatur

Prof. Dr. med. Ulf Liljenqvist

Chefarzt der Orthopädischen Klinik II – Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie
St. Franziskus Hospital Münster

Hohenzollernring 72
48145 Münster

Phone: 0251/9353691

Fax: 0251/9353696

Email: ulf.liljenqvist@sfh-muenster.de