Kardiologie up2date 2011; 7(1): 39-49
DOI: 10.1055/s-0030-1256200
Herzinsuffizienz

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Bedeutung der Herzfrequenz bei Herzinsuffizienz

Jan-Christian  Reil, Michael  Böhm
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. März 2011 (online)

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Abstract

Selective heart rate (HR) reduction by If-channel inhibition is a recently developed pharmacological principle in cardiovascular therapy. Among these newly identified HR-lowering drugs, only ivabradine has now become approved for clinical use. If-channel inhibition mainly reduces HR, thereby improving myocardial oxygen supply, energy balance, and cardiac function. Ivabradine was well tolerated and revealed a good safety profile in the investigated study populations. Beside its use in therapy of coronary artery disease, If-channel inhibition potentially exhibits beneficial effects in systolic and diastolic heart failure as well. Therefore, hemodynamic effects of ivabradine and its limitations in heart failure together with the biological impact of HR reduction will be considered in this context. Ivabradine may play a therapeutic role in the future protecting left ventricular function and structure from early deterioration in heart failure with reduced and preserved ventricular ejection fraction.

Kernaussagen

  • Die Herzfrequenz ist bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen ein wichtiger Risikofaktor. Dies gilt insbesondere für Patienten mit KHK, nach einem Myokardinfarkt und mit einer Herzinsuffizienz.

  • Selbst bei mutmaßlich gesunden Individuen ist die Herzfrequenz statistisch ein Prädiktor für das Risiko einer erhöhten Sterblichkeit. Gerade bei Patienten nach Myokardinfarkt und mit Herzinsuffizienz ist die Senkung der Herzfrequenz (z. B. Therapie mit Betablockern) linear mit einer Abnahme der Sterblichkeit korreliert.

  • Eine erhöhte Herzfrequenz hat einen bioenergetisch ungünstigen Effekt auf die Funktion, den Metabolismus und die Struktur von Gefäßen und Herz. Somit kann eine bei der körperlichen Untersuchung erhöhte Herzfrequenz auf eine ungünstige Prognose und auf eine ineffiziente Therapie hinweisen.

  • Erste Ergebnisse der SHIFT-Studie zeigen, dass Ivabradin die Morbidität und Mortalität bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz signifikant senken konnte. Die Effekte von Ivabradin waren dabei von der Höhe der Ausgangsherzfrequenz (> 80 bpm) und dem Grad der Absenkung (15 bpm) abhängig. Die Effizienz der Frequenzsenkung entsprach damit den Ergebnissen der großen Betablocker-Studien bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz.

  • Die nur geringe Frequenzsenkung (6 bpm) erklärt möglicherweise die nicht signifikanten Ergebnisse bei Patienten mit den kardiovaskulären Endpunkten einer Herzinsuffizienz in der BEAUTIFUL-Studie.

  • Bei der Therapie einer Herzinsuffizienz ist weiter unklar, wie stark die Herzfrequenz für den größtmöglichen Nutzen reduziert werden muss. Weitere große randomisierte, klinische Studien sind notwendig, um den Stellenwert von Ivabradin im Zusammenwirken mit den übrigen medikamentösen Bausteinen einer leitlinienkonformen Therapie der Herzinsuffizienz festlegen zu können.

Literatur

Dr. med. Jan-Christian Reil

Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie, Angiologie, Internistische Intensivmedizin)
Universitätsklinikum des Saarlandes

Kirrberger Straße
66421 Homburg/Saar

eMail: reil@med-in.uni-saarland.de