Einführung
Einführung
Mit einer Prävalenz von
2,1 – 2,5 % und ca. 2 Millionen betroffenen
Patienten stellt die Psoriasis eine der häufigsten
chronisch-entzündlichen Erkrankungen in Deutschland dar [1 ].
Bei Patienten mit ausgedehnteren Hautveränderungen geht die
Erkrankung mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität
einher [2 ]
[3 ]. Sie ist dabei der
Lebensqualitätsminderung bei Patienten mit chronischen Erkrankungen wie
Bluthochdruck oder Diabetes vergleichbar [2 ]. Nicht
selten zeigt sich außerdem eine Assoziation mit psychiatrischen
Problemen. So leidet nahezu die Hälfte der Psoriasis-Patienten an
Depressionen oder Ängsten [4 ].
Um die Lebensqualität bei Patienten mit Hauterkrankungen zu
beurteilen, wurde 1994 ein spezieller Fragebogen, der „Dermatology Life
Quality Index” (DLQI), entwickelt und im Rahmen klinischer Studien
validiert [5 ]. Der DLQI besteht aus 10 Fragen, die die
Symptome und Therapie der Hauterkrankung sowie deren Auswirkung auf die
täglichen Aktivitäten des Patienten, das Freizeitverhalten, den
Berufsalltag und die sozialen Beziehungen berücksichtigen. Der Fragebogen
wird mittlerweile routinemäßig neben Parametern, die die Schwere der
Hautbeteiligung beschreiben (z. B. Psoriasis Area and Severity Index
[PASI], Physician's Global Assessment [PGA], Body Surface Area [BSA]), in
klinischen Studien zur Messung des Therapieerfolges bei Psoriasis-Patienten
eingesetzt.
In einer Arbeit von Blome et al. aus dem Jahre 2010
[6 ], in der die Korrelation von 12 Prädikatoren mit
der Lebensqualität von Psoriasis-Patienten untersucht wurde, konnte
gezeigt werden, dass die Zeit, die ein Patient täglich für die
Behandlung seiner Schuppenflechte aufwenden muss, am stärksten mit der
Lebensqualität korreliert. Erst danach folgten der patientendefinierte
Behandlungsnutzen, die Schwere der Hauterkrankung sowie die Zufriedenheit mit
der Behandlung.
Um eine Besserung der Lebensqualität bei Psoriasis-Patienten zu
erzielen, sollte bei der Therapieauswahl daher neben der eigentlichen
Effektivität immer berücksichtigt werden, wie praktikabel eine
Behandlung – vor allem im Bezug auf den Zeitaufwand – für den
Patienten ist.
So wurde im Rahmen der nachfolgend beschriebenen Studie –
unter besonderer Berücksichtigung der Zeitersparnis – der Nutzen
einer Therapieumstellung von topischer und/oder UV-Behandlung auf
Fumaderm® bei Patienten mit Schuppenflechte untersucht.
Material und Methoden
Material und Methoden
Die prospektive, multizentrische, nicht-interventionelle Studie
(NIS) wurde im Zeitraum von Dezember 2009 bis April 2010 durchgeführt und
umfasste insgesamt zwei Visiten pro Proband. Beobachtet wurden erwachsene
Patienten mit einer moderaten bis schweren Schuppenflechte (PGA 3 oder 4) und
einer mindestens zwei Wochen durchgeführten topischen und/oder
Fototherapie, die auf eine systemische Therapie mit Fumaderm®
umgestellt wurden. Die topische Therapie durfte dabei auf Wunsch des Patienten
fortgesetzt, die Fototherapie musste beendet werden. Die erste Visite im Rahmen
der Studie wurde am Tag der Therapieumstellung durchgeführt. Die zweite
und letzte Visite sollte gemäß dem Prüfprotokoll 12 Wochen
später stattfinden. Bei beiden Visiten wurde zur Festlegung des
Schweregrades der Psoriasis der PGA durch den behandelnden Arzt bestimmt und
zur Einschätzung der Lebensqualität der DLQI-Fragebogen vom Probanden
ausgefüllt ([Abb. 1 ]).
Abb. 1 Studienablauf.
Die Probanden sollten außerdem dokumentieren, wie viel Zeit
sie für die topische und/oder Fototherapie (Visite 1) bzw. für die
Systemtherapie mit Fumaderm® mit oder ohne Kombination einer
Lokaltherapie (Visite 2) ihrer Erkrankung täglich benötigen. Zudem
wurden sie gebeten einzuschätzen, in welchem Ausmaß („trifft
nicht zu”, „trifft eher nicht zu”, „trifft eher
zu”, „trifft vollständig zu”) die folgenden acht
Aussagen zur Belastung durch die Psoriasis-Behandlung unter besonderer
Berücksichtigung des Zeitaufwandes bei ihnen zutreffen:
„Aufgrund der Psoriasis-Behandlung muss ich morgens
früher aufstehen.”
„Die jetzige Behandlung hat mir geholfen, weniger auf
Arztbesuche angewiesen zu sein.”
„Für die Durchführung meiner Behandlung
benötige ich fremde Hilfe.”
„Die Behandlung beeinflusst mich in meiner
Kleiderwahl.”
„Ich muss meine Kleidung aufgrund der Behandlung
öfter als normal wechseln oder waschen.”
„Im Rahmen meiner Behandlung habe ich oft Termine bei
meinem Hautarzt.”
„Der Zeitaufwand für die Behandlung
beeinträchtigt mein Leben.”
„Durch die Behandlung fühle ich mich in der Pflege
sozialer Kontakte stark eingeschränkt.”
Unerwünschte Ereignisse (UE), schwerwiegende unerwünschte
Ereignisse (SUE) sowie Begleittherapien wurden an beiden Visiten
dokumentiert.
Bei Probanden, die die Studie vorzeitig beenden wollten, konnte die
zweite Visite vorgezogen und eine „Early Termination”-Visite
durchgeführt werden.
Hauptziel der Studie war es festzustellen, ob eine Therapie mit
Fumaderm® weniger zeitaufwendig ist als die vorausgegangene
Behandlung mit topischer und/oder Fototherapie.
Nebenziele waren, die Effektivität von und die Veränderung
der Lebensqualität durch Fumaderm® bei Patienten mit
moderater bis sehr schwerer Psoriasis vulgaris im Vergleich zu der
vorausgegangenen topischen und/oder Fototherapie zu beurteilen. Zu diesem Zweck
wurden die DLQI- und PGA-Werte sowie die Einschätzung der Aussagen zur
Belastung durch die Behandlung von Visite 1 und 2 verglichen. Die Auswertung
der Daten erfolgte rein deskriptiv.
Ergebnisse
Ergebnisse
24 Probanden mit moderater bis schwerer Psoriasis wurden in die
Studie eingeschlossen, darunter drei mit einer vorausgehenden Fototherapie (mit
oder ohne zusätzlicher topischer Therapie).
Drei Probanden brachen die Studie nach 30 bis 40 Tagen ab; zwei
aufgrund von Nebenwirkungen, einer aus persönlichen Gründen. Bei
allen dreien wurde eine „Early Termination”-Visite
durchgeführt und die Ergebnisse wurden in die Auswertung aufgenommen. Ein
weiterer Proband, der nach Randomisierung keine Studienmedikation eingenommen
hatte, wurde als „drop out” behandelt. Die zu Visite 1 erhobenen
Daten wurden in die Auswertung aufgenommen ([Abb. 2 ]).
Abb. 2 Verteilung der
Probanden.
Das durchschnittliche Alter der Probanden lag bei 47,8 Jahren, der
durchschnittliche Abstand zwischen den beiden Visiten betrug 78,5 Tage ([Tab. 1 ]).
Tab. 1 Demografische Daten der
Probanden.
Geschlecht
Männlich
15 ( 63 %)
Weiblich
9 ( 38 %)
Alter in Jahren
n
24
Mean
47.8
SD
14.89
Median
46.5
Min
25.0
Max
73.0
Abstand zwischen Visite 1
und 2 in Tagen
n
24
Mean
78.5
SD
25.53
Median
84.5
Min
1.0
Max
107.0
Zu Visite 1 gaben 17 % der Probanden
(n = 4) an, mehr als 45 Minuten pro Tag zur Behandlung
ihrer Schuppenflechte zu benötigen, zu Visite 2 benötigte kein
Proband länger als 45 Minuten pro Tag. Ebenso stieg die Anzahl der
Probanden, die 30 oder weniger Minuten pro Tag für die Behandlung
aufwandten, von 67 % (n = 16) auf
84 % (n = 20) ([Abb. 3 ]).
Abb. 3 Behandlungszeitaufwand
pro Tag.
Bei insgesamt elf Probanden verringerte sich der Zeitaufwand
zwischen Visite 1 und 2, bei acht Probanden zeigte sich keine Veränderung.
Nur drei Probanden gaben an, mehr Zeit für die
Fumaderm® -Therapie mit begleitender optionaler Lokaltherapie als
für die vorausgehende topische und/oder Fototherapie zu
benötigen.
Auch konnte eine Verbesserung von sieben der acht Aussagen zur
Belastung durch die Psoriasis-Behandlung unter besonderer Berücksichtigung
des Zeitaufwandes von Visite 1 zu Visite 2 beobachtet werden: Der Anteil der
Patienten, die die Aussagen als nicht zutreffend oder eher nicht zutreffend
einstuften, stieg von Visite 1 zu Visite 2 bei „Aufgrund der
Psoriasis-Behandlung muss ich morgens früher aufstehen” von
50 % auf 71 %, bei „Die Behandlung
beeinflusst mich in meiner Kleiderwahl” von 33 % auf
58 %, bei „Ich muss meine Kleidung aufgrund der Behandlung
öfter als normal wechseln oder waschen” von 54 % auf
71 %, bei „Im Rahmen meiner Behandlung habe ich oft
Termine bei meinem Hautarzt” von 42 % auf
58 %, bei „Der Zeitaufwand für die Behandlung
beeinträchtigt mein Leben” von 50 % auf
71 % und bei „Durch die Behandlung fühle ich mich in
der Pflege sozialer Kontakte stark eingeschränkt” von
71 % auf 83 %. Zu Visite 1 waren zudem nur
33 % der Patienten durch die aktuelle Behandlung weniger oder
eher weniger auf Arzttermine angewiesen, zu Visite 2 waren dies bereits
58 %. Der Anteil der Patienten, die für die
Durchführung ihrer Schuppenflechte-Behandlung fremde Hilfe
benötigten, änderte sich dagegen kaum: 79 %
schätzten diese Aussage zu Visite 1 und 83 % zu Visite 2 als
unzutreffend oder eher unzutreffend ein.
Der DLQI-Gesamtwert lag zu Visite 1 durchschnittlich bei 11,2
(Median 9,0) und zu Visite 2 bei 4,4 (Median 3,0) ([Tab. 2 ]).
Tab. 2 DLQI Total Score.
Visite 1
Visite 2
n
24
22
Mean
11.2
4.4
SD
7.36
4.28
Median
9.0
3.0
Min
1
0
Max
24
14
Einen sehr großen oder extrem großen Einfluss der
Hauterkrankung auf ihr Leben (DLQI-Gesamtwert ≥ 11) verspürten
dabei zu Visite 1 46 %, zu Visite 2 hingegen nur
8 % der Probanden. Folglich stieg auch der Anteil an Probanden,
die gar keinen oder nur einen geringen Einfluss der Hauterkrankung auf ihr
Leben (DLQI-Gesamtwert ≤ 5) verspürten, zwischen Visite 1 und 2
von 29 % auf 58 %.
Der durchschnittliche PGA sank zwischen Visite 1 und 2 von 3,2
(moderate) auf 1,75 (mild). Zu Visite 1 hatten 21 % der Probanden
eine schwere Schuppenflechte (PGA = 4); zu Visite 2 hatte
kein Proband eine schwere Psoriasis mehr; dahingegen stieg der Anteil der
Probanden, die höchstens eine milde Ausprägung der Schuppenflechte
zeigten (PGA ≤ 2), zwischen Visite 1 und 2 von
0 % auf 76 % ([Abb. 4 ]).
Abb. 4 Physician’s Global
Assessment.
Insgesamt wurden elf unerwünschte Ereignisse, von denen drei
als schwer, die übrigen als moderat eingestuft wurden, bei insgesamt
fünf Probanden im Verlauf der Studie dokumentiert (3 ×
Durchfall, 3 × gastrointestinale Krämpfe, 2 ×
Flush-Symptomatik, 1 × Kreislaufkollaps, 1 ×
Müdigkeit, 1 × Gelenkbeschwerden). Zehn unerwünschte
Ereignisse wurden als wahrscheinlich, eines als möglicherweise in
Zusammenhang mit Einnahme der Studienmedikation stehend gewertet. Alle
Probanden erholten sich vollständig von den unerwünschten
Ereignissen, zwei beendeten die Studie deswegen jedoch vorzeitig.
Es trat kein schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis auf.
Diskussion
Diskussion
Die Ergebnisse dieser nicht-interventionellen Studie (NIS) weisen
darauf hin, dass eine Therapie mit Fumaderm® mit begleitender
optionaler Lokaltherapie weniger zeitaufwendig ist als eine topische und/oder
Fototherapie. Nicht nur nahm die Zeit, die ein Patient täglich für
die Schuppenflechte-Behandlung aufwenden musste, nach Therapieumstellung auf
Fumaderm® durchschnittlich ab, auch die Bewertung von sieben der
acht Aussagen zur Belastung durch die Psoriasis-Behandlung unter besonderer
Berücksichtigung des Zeitaufwandes deutete auf einen Rückgang der
zeitlichen Belastung des Probanden hin.
Parallel dazu konnte eine deutliche Verbesserung der
Lebensqualität und der Schwere der Schuppenflechte-Erkrankung durch
Erhebung des DLQI und des PGA nach nur 12-wöchiger Behandlung mit
Fumaderm® festgestellt werden.
Bei der im Rahmen dieser 12-wöchigen Studie bereits
beobachteten Besserung der Hautveränderungen nach Therapieumstellung auf
Fumaderm® und optionaler topischer Behandlung muss zudem
berücksichtigt werden, dass sich die maximale Wirkung von
Fumaderm® gemäß vorhergehenden Studien erst nach
24-wöchiger Behandlung einstellt und somit eine weitere Verbesserung des
Hautbefundes bei den behandelten Patienten zu erwarten ist [7 ].
Bei den im Verlauf der Studie dokumentierten unerwünschten
Ereignissen handelte es sich größtenteils um bekannte und zu
erwartende Nebenwirkungen von Fumaderm® . Ihre Häufigkeit
lag dabei weitestgehend innerhalb des in der deutschen Fachinformation von
Fumaderm® initial/Fumaderm® beschriebenen Rahmens
[8 ]. Die Therapieabbruchrate aufgrund unerwünschter
Ereignisse war mit zirka 8 % eher niedriger als in vorausgehenden
Studien, in denen bis zu einem Drittel der Patienten die Behandlung mit
Fumaderm® vorzeitig beendete [9 ]
[10 ].
Zusammenfassend lässt sich also auch in dieser Studie die von
Blome et al. [6 ] beschriebene Korrelation zwischen
sinkendem Behandlungszeitaufwand und steigender Lebensqualität bei
Patienten mit Schuppenflechte nachweisen. Parallel dazu konnte ein deutlicher
Rückgang des PGAs gleichbedeutend mit einem hohen Wirkungsgrad von
Fumaderm® nach nur 12-wöchiger Behandlung beobachtet
werden. In welchem Ausmaß der Rückgang des Zeitaufwandes bzw. die
Besserung der Hautveränderungen zur Steigerung der Lebensqualität
dabei jeweils beigetragen haben, lässt sich durch das Design dieser Studie
nicht beurteilen. Diese und vorhergehende Studien legen jedoch nahe, dass neben
der reinen Effizienz eines Medikamentes auch immer seine Praktikabilität
– vor allem im Bezug auf den Zeitaufwand – berücksichtigen
werden sollte, um für den Psoriasis-Patienten eine
größtmögliche Verbesserung der Lebensqualität zu
erreichen.
Interessenkonflikt
Interessenkonflikt
Die Studie wurde von Prof. Dr. med. Kristian
Reich als Sponsor initiiert und am Dermatologikum Hamburg, Drehbahn
1 – 3, 20354 Hamburg, durchgeführt. Datenauswertung
und Erstellung des Abschlussberichtes erfolgte durch die SCIderm GmbH,
Esplanade 6, 20354 Hamburg (Geschäftsführerin: Dr. phil.
Ina Zschocke ). Das Projekt wurde finanziell von der
Firma Biogen Idec Inc. gesponsert.
Herr Prof. Dr. med. Kristian Reich hat Honorare als Berater und als
Gastredner von Biogen Idec Inc. erhalten und an Studien teilgenommen, die von
Biogen Idec Inc. gesponsert wurden.
Herr Dr. med. Marcus Neureither arbeitet
als Leiter der Medical Affairs Abteilung Dermatologie bei der Firma Biogen Idec
Inc.
Frau Dr. med. Christina Kahl arbeitet als
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie am Dermatologikum Hamburg
und als Prüfärztin bei der SCIderm GmbH. Darüber hinaus bestehen
keine weiteren Interessenkonflikte.