Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7(1): 20-23
DOI: 10.1055/s-0030-1265010
Fortbildung

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Fertilität, Kontrazeption und Hormonersatz – Fertilität, Kontrazeption und Hormonersatz bei Patientinnen mit Mammakarzinom

Konsensus der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG)/Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische OnkologieE. Petru1 , L. Wildt2 , W. Stummvoll1 , C. Singer4 , P. Speiser5 , G. Fischerlehner3 , R. Reitsamer6 , E. Kubista4 , C. Marth7 , R. Winter8 , C. Menzel6 , S. Leodolter5 , M. Seifert4 , I. Zervomanolakis2 , A. Zeimet7 , A. Reinthaller5
  • für die OEGGG/AGO
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Med. Univ. Graz
  • 2Klinische Abteilung für Endokrinologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Med. Univ. Innsbruck
  • 3Gynäkologische Abteilung, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz
  • 4Klinische Abteilung für Spezielle Gynäkologie der Med. Univ. Wien
  • 5Univ. Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Med. Univ. Wien
  • 6Abteilung für Spezielle Gynäkologie, Med. Privatuniversität Salzburg
  • 7Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Med. Univ. Innsbruck
  • 8Klinische Abteilung für Gynäkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Med. Univ. Graz
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Publication Date:
19 August 2010 (online)

 

Zusammenfassung

Fragestellung: Die OEGGG/AGO hat den Themenkomplex Fertilität, Kontrazeption und Hormonersatz bei onkologischen Erkrankungen aktuell bearbeitet und stellt ein Konsensuspapier vor.

Fertilität: Am stärksten gonadotoxisch wirken Alkylanzien. Tamoxifen und Aromatasehemmer üben nur einen marginalen Einfluss auf die ovarielle Reserve aus. GnRH-Analoga schädigen Keimzellen nicht. Mit zunehmendem Lebensalter einer Frau nimmt die ovarielle Reserve und damit die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, kontinuierlich ab. Eine systemische Chemotherapie beschleunigt den physiologischen Vorgang der Reduktion von Primordialfollikeln unabhängig vom Lebensalter. Nach dem Abschluss einer Chemotherapie bzw. Antihormontherapie sollte zumindest 2 Monate abgewartet werden, um die Ovarialfunktion zu beurteilen. Dazu müssen auch biochemische Analysen herangezogen werden. Der zuverlässigste Parameter ist in dieser Hinsicht das Anti-Müller-Hormon (AMH; Muellerian Inhibiting Factor, MIF), da AMH während des gesamten Zyklus einen stabilen Parameter darstellt. FSH- und Inhibin-B-Werte stellen lediglich Momentaufnahmen dar. Die Datenlage zur Medikation mit GnRH-Analoga parallel zur Chemotherapie zum Fertilitätserhalt ist derzeit noch nicht konklusiv. Die Methode der Ruhigstellung der Ovarien durch Ovulationshemmer hat sich v.a. bei hämatologischen Neoplasien wie dem Morbus Hodgkin als effektiv erwiesen. "Ovarian tissue banking" und Methoden der assistierten Reproduktion sind als experimentell anzusehen und dürfen nur in zertifizierten Zentren angeboten werden. Ähnliches gilt für eine In-vitro-Fertilisierung vor der Chemotherapie ("Emergency IVF").

Kontrazeption: Bei allen Malignomen mit Ausnahme des Mammakarzinoms können sämtliche gängige Methoden der Kontrazeption eingesetzt werden. Beim Mammakarzinom wird generell die Anwendung eines Kupfer-Intrauterinpessars empfohlen. Tamoxifen ist kein Kontrazeptionsschutz. Werden aus onkologischer Sicht GnRH-Analoga verordnet, ist für die Dauer der GnRH-Gabe keine zusätzliche Maßnahme zur Kontrazeption notwendig.