Psychiatr Prax 2010; 37(7): 358
DOI: 10.1055/s-0030-1267421
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Ein manualisiertes psycho.edukatives Programm bei Traumafolgestörungen

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Publication Date:
04 October 2010 (online)

 

Aus dem Spektrum störungsspezifischer psychotherapeutischer Verfahren im Bereich der Traumafolgestörungen erwiesen sich bislang die traumafokussierten Behandlungsansätze (Varianten der kognitiven Verhaltenstherapie, der Expositionstherapie und EMDR) als effektivste Verfahren für die Reduktion der posttraumatischen Symptomatik. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass andere Behandlungsverfahren noch vergleichsweise wenig oder kaum untersucht wurden. Der Hauptbestandteil dieser Behandlungen ist die Konfrontation mit den traumatischen Erinnerungen in ihren verschiedenen Formen, die insofern als ausschlaggebender Wirkfaktor erachtet wird. Die traumafokussierten Ansätze beinhalten Psychoedukation als festen Bestandteil und z.T. auch Selbstmanagement, ressourcenaktivierende und stützende Elemente.

Insbesondere nach der heftigen Debatte um konkurrierende Behandlungskonzepte (Konfrontations- vs. Stabilisierungsverfahren) in der deutschen Psychotraumatologieszene, macht sich das Bemühen um Weiterentwicklung und Evidenzbasierung von schulenübergreifenden Traumatherapieverfahren durch zunehmende Neuerscheinungen von praxisorientierten Büchern und Ratgebern bemerkbar.

Mit dem Erscheinen des Buches "Psychoedukation bei posttraumatischen Störungen. Manual für Einzel- und Gruppensetting" steht für die psychotherapeutische Praxis zum ersten Mal ein deutschsprachiges, störungsspezifisches standardisiertes und manualisiertes Psychoedukationsprogramm zur Verfügung. Die Autorinnen weisen auf eine durch klinische Praxiserfahrung basierte Eignungsprüfung des hier dargestellten Verfahrens hin, was allerdings einer niedrigen Evidenzstufe entspricht. Es wurde bislang keine wissenschaftliche Studie über die Effektivität des Verfahrens durchgeführt. Psychoedukation und Vermittlung von Selbstmanagementstrategien würden vermutlich alleine nicht die Effektivität anderer erprobter Verfahren erreichen. Der hier dargestellte Ansatz könnte aber eine sinnvolle Ergänzung zur der Traumaufarbeitung im Einzelsetting sein.

Das Manual richtet sich an Psychologen, Ärzte, Sozialarbeiter und Pflegefachkräfte die in verschiedenen Therapiesettings und -bereichen arbeiten. Es ist in insgesamt 17 Module (davon zwei nur bei Bedarf einsetzbar) eingeteilt, die nach Themen gegliedert und als einzelne Sitzungen in relativ freier Rheinfolge verwendet werden können. Die meisten Module widmen sich jeweils einer bestimmten Symptomkategorie und beinhalten einen informativen und einen bewältigungsfokussierten Teil: Trauma und PTBS, Dissozia.tion, Vergessen, Depression, Schlafstörungen, Schmerzen, Angst, Aggressionen, Trauer, Integrationsprobleme bei Patienten mit einem Migrationhintergrund. Damit werden die häufigsten Komorbiditäten und andere assoziierte Problembereiche in Folge psychischer Traumatisierungen gut abgedeckt und die Aneignung essentieller Informationen, Hilfsmittel und Selbstmanagementmöglichkeiten wird ermöglicht. Auch einige Informationen über Behandlungsmöglichkeiten werden vermittelt. Möglichkeiten der Inhaltserweiterung wären dennoch denkbar, z.B. Psychoedukation über traumaspezifische Gedächtnismechanismen und Angstkonditionierung mit der Einbeziehung von neurophysiologischen Aspekten sowie über traumabedingte kognitive Irrtümer und maladaptive Überzeugungen. Es werden auch keine Möglichkeiten der Traumaufarbeitung z.B. in Form von Information und Vermittlung von Expositionstechniken angeboten.

Das Manual ist sehr praxisorientiert: konkrete Formulierungsvorschläge für Instruktionen und Fragen, organisatorische und inhaltliche Anmerkungen, Beispiele, Abbildungen, Gruppenübungen, Entspannungs- und Meditationsübungen sowie andere Techniken und Materialien werden präsentiert. Auch Hinweise zum Umgang mit häufig auftretenden problematischen Situationen sowie hilfreiche Tipps bez. der Besonderheiten der therapeutischen Arbeit mit Migranten werden beschrieben. Allerdings werden keine Kontraindikationen bzw. keine kontraindizierten Zusammenstellungen von Patienten in der Gruppe hinsichtlich Störungsbild oder Art von Traumatisierung erläutert. Patientenhandouts in Form von Infoblättern mit übersichtlichen Zusammenfassungen der Sitzungsinhalte sowie Übungsblätter zur Anwendung des Erlernten werden zur Verfügung gestellt.

Das hier dargestellte Behandlungskonzept zielt auf den Erwerb von Wissen und Expertise über die eigene Krankheit, die Normalisierung der Symptomwahrnehmung, die Ressourcenoptimierung und den Autonomiegewinn ab. Durch die konsequente Einbeziehung der therapeutischen Intervention bei der Vermittlung und Einübung von Bewältigungstechniken bietet das Manual mehr als nur einen psychoedukativen Ansatz.

Dana Maria Bichescu-Burian, Konstanz

Email: dana.bichescu@gmx.de

Liedl A, Schäfer-Graf U, Knaevelsrud C. Psychoedukation bei posttraumatischen Störungen. Manual für Einzel- und Gruppensetting. Stuttgart: Schattauer, 2010. 171 S. € 29,95. ISBN 978-3-7945-2727-4

  • 01 Liedl A , Schäfer-Graf U , Knaevelsrud C . Psychoedukation bei posttraumatischen Störungen. Manual für Einzel- und Gruppensetting. Stuttgart: Schattauer; 2010. 171 S. € 29,95. ISBN: 978-3-7945-2727-4