Endo-Praxis 2010; 26(4): 181-182
DOI: 10.1055/s-0030-1268371
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Berichte – Eine optimale Darmreinigung ist entscheidend

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Publication Date:
11 November 2010 (online)

 

Im Namen des Netzwerkes gegen Darmkrebs wird über eine interessante Studie informiert, die die Darmreinigung für Patienten erleichtern kann. Die im Rahmen des DDW 2010 veröffentlichte Vergleichsstudie zeigt, dass die Reinigungsleistung einer 2-Liter-Lösung[*] mit PEG+E plus Ascorbinsäure und Natriumascorbat ebenso gut wirksam ist wie die einer 4-Liter-Polyetylenglycol-Elektrolyt-Lösung [1].

Das kolorektale Karzinom gehört in Europa mit schätzungsweise 370.000 neuen Fällen pro Jahr zu den am häufigsten diagnostizierten Tumoren. Die damit verbundene hohe Sterberate kann bei frühem Erkennen prämaligner Polypen drastisch gesenkt werden. Die Koloskopie ist eine etablierte Methode zur diagnostischen Sicherung von Erkrankungen des Kolons bzw. zum Tumorscreening.

Der Erfolg der Koloskopie hängt dabei entscheidend von der adäquaten Darmvorbereitung ab. Wenn bei der Koloskopie Bereiche der Schleimhaut nicht erkannt werden, weil die Reinigung ungenügend war, besteht die Möglichkeit, Erkrankungen zu übersehen. Als besonders kritisch muss in diesem Zusammenhang die Reinigung des rechten Kolons gesehen werden, da Polypen in diesem Darmabschnitt zu 80 % flach und damit auch bei guter Reinigung schwer zu erkennen sind. Das maligne Entartungsrisiko flacher Polypen ist doppelt so hoch wie das gestielter Polypen.

Viele derzeit erhältliche Vorbereitungslösungen haben den Nachteil eines zu großen Trinkvolumens oder einer gravierenden Beeinträchtigung des Wasser- und Elektrolythaushaltes. Die bilanzierte 4-Liter-Lösung Polyethylenglycol 3 350 plus Elektrolyte galt lange Zeit als Goldstandard und findet nach wie vor Anwendung in Praxen und Kliniken. Allerdings bereitet vielen Patienten das Trinken von 4 Litern Reinigungslösung Probleme.

Von der modifizierten PEG+E-Lösung plus Ascorbinsäure und Natriumascorbat müssen zur vollständigen Darmreinigung nur 2 Liter getrunken werden. Ein weiterer Liter einer freiwählbaren klaren Flüssigkeit wird zum Ausgleich der Flüssigkeitsbilanz beider leicht hyperosmolaren Lösung und zur Verbesserung der Reinigungsleistung empfohlen.

In die randomisierte, verblindete, multizentrische Vergleichsstudie wurden 415 Patienten in 3 Studienzentren mit der Studienmedikation vorbereitet (210 mit 2 Liter- und 205 mit 4 Liter- Lösung). Der primäre Studienendpunkt war die verblindete segmentale Bewertung der Darmreinigung durch ein Gutachterteam auf der Basis einer kompletten Videodokumentation der Koloskopie. Weitere Endpunkte waren die Sicherheit der Methode, die Patientenzufriedenheit und -akzeptanz sowie die Beurteilung des Geschmacks durch die Patienten.

Eine erfolgreiche Darmreinigung erfolgte in 94,1 % bei der 2-Liter-Lösung und in 90,9 % bei der 4-Liter-Lösung. Signifikant mehr Patienten bevorzugen bei erneuter Darmvorbereitung die 2-Liter-Lösung (87 % vs. 51 %). Auch der Geschmack der 2-Liter-Lösung wurde signifikant besser beurteilt. Beide Lösungen wurden gut vertragen. Wenn Nebenwirkungen auftraten, waren es meist leichte gastrointestinale Irritationen. Diese Studie belegt, dass die 2-Liter-Darmvorbereitungslösung die gleiche Wirksamkeit hat wie der etablierte 4-Liter-Goldstandard, jedoch was die Trinkmenge und den Geschmack der Lösung anbetrifft von den Patienten besser akzeptiert wird.

Die referierte Studie entspricht den Forderungen der Sektion Endoskopie der DGVS nach einer segmentalen Bewertung der Qualität der Darmreinigung durch eine kompletten Videodokumentation im Rahmen von Studien [2].

Außerhalb dieser Studie wurde unter alltäglichen klinischen Bedingungen die Effektivität der 2-Liter-Darmreinigung im Vergleich zur 4-Liter-Vorbereitung untersucht. Dabei wurden die Ergebnisse der Studie voll bestätigt (Goerg K-J et al., Publikation in Vorbereitung). Die positiven Erfahrungen führten in unserer Abteilung des Krankenhauses zur Umstellung auf das 2 Liter Vorbereitungsschema. Ein weiterer, in der Studie nicht geprüfter Vorteil, war der deutlich geringere Zeitaufwand des Assistenzpersonals und Patienten.

PD Dr. med. Karl-Josef Goerg

Med. Klinik II, Petrus Krankenhaus,
Klinikverbund St. Antonius und St. Josef, Wuppertal
Email: gastroenterologie@antonius.de

Literatur

  • 01 Ponchon T , et al . Efficacy, Safety and Acceptability of a 2l Polyethylene Glycol With Electrolytes and Ascorbate Components Solution Versus 4l Polyethylene Glycol and Electrolytes Solution for Bowel Cleansing Prior to Colonoscopy Gastroenterology, DDW 2010, S1025. 
  • 02 Ell C , et al . Positionspapier der Sektion Endoskopie der DGVS zur Darmreinigung vor Koloskopie.  Zeitschrift für Gastroenterologie. 2007;  45 1191-1198

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