Endo-Praxis 2010; 26(4): 149
DOI: 10.1055/s-0030-1268406
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Endoskopie und Viszeralmedizin: Zusammenarbeit und Komplikationsmangement

S. Rossol
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Publication Date:
03 November 2010 (online)

Gastroenterologie und Viszeralchirurgie kooperieren in vielen Bereichen deutlich mehr in den letzten Jahren, zur Verbesserung der Versorgungsqualität, aber auch unter dem Druck der immer geringer werdenden Ressourcen. Dies beginnt bei der Organisation der Fachgesellschaften, die die Kongresse der DGVS und DGAV zusammen stattfinden lassen und damit den persönlichen Austausch zwischen Gastroenterologen und Chirurgen vertiefen. Es geht weiter über gemeinsame Strukuren in Portalfunktionen der Krankenhäuser mit Abstimmung bei den Patienten in der Notaufnahme und führt hin zu gemeinschaftlich geführten viszeralmedizinischen Stationen und Zentren.

In der täglichen Arbeit bietet das Komplikationsmangement in einer interdisziplinären Endoskopieabteilung einen guten Überblick über die (notwendigen) gegenseitigen Hilfestellungen beider gastroenterologischer und viszeralchirurgischer Disziplinen. Mortalität und Morbidität wird durch diese Expertise positiv beeinflusst. Die hierbei entstehenden Daten werden bereits jetzt vor allem von den privat geführten Krankenhäusern in der Innen- und Außendarstellung genutzt.

Postoperative Komplikationen, die sich mit verschiedenen Symptomen ankündigen, machen ein Management und die Wahl der optimalen Therapiestrategie notwendig. Einen besonderen Stellenwert haben der endoskopische Nachweis und die Behandlung chirurgischer Komplikationen, die ein breites Spektrum an technischen Verfahren und deren Beherrschung durch den Endoskopiker voraussetzen.

Die initiale Endoskopie kann zudem bei Risikopatienten eine adäquate und leitliniengerechte Operationsvorbereitung durch diagnostische, endoskopische Therapiemöglichkeiten ermöglichen, wie z.B. Stenting bei stenosierenden gastrointestinalen Prozessen oder therapeutisches Splitting bei Steinen im hepatobiliären System. Gerade das letztgenannte Verfahren senkt nachweisbar die Konversionsrate von der laparoskopischen zur konventionell durchgeführten Cholezystektomie.

Intraluminale postoperative Blutungen sind endoskopisch typischerweise gut mit Argonbeamer, Clips oder Unterspritzungstechniken zu beherrschen. Limitierungen sind aber sicher extraluminale Blutungen, die eine operative Revision notwendig machen.

Die postoperative Anastomoseninsuffizienz im Gastrointestinaltrakt mit konsekutiver Sepsis ist eine der schwerwiegendsten Komplikationen in der Viszeralchirurgie, die endoskopisch schnell und sicher nachgewiesen werden kann und anderen Verfahren bei entsprechender Expertise des Endoskopikers überlegen ist. Therapeutisch sind endoskopische Spülungen, das Applizieren beschichteter Stents oder Gewebeverklebungen in der gleichen Sitzung hilfreich. Auch bei den postoperativen Stenosen sind endoskopische Bougierung, Dilatation oder Stenting Verfahren der Wahl.

Bei endoskopischen Komplikationen im Rahmen der immer mehr interventionellen Untersuchungen ist die Partnerdisziplin Chirurgie hilfreich und notwendig und verhindert das Risiko progressiver Erkrankungsverläufe. Unterstützung bei der Ektomie großer Polypen im Kolon, die schnelle Versorgung bei Perforationen im Gastrointestinaltrakt oder die endoskopisch nicht beherrschbare Blutung sind nur einige Beispiele dafür.

Besonderes Augenmerk muss auf das interdisziplinäre Visitieren der Patienten und das unverzügliche Operieren bei Progression gelegt werden, da eine verzögerte Entscheidung zur gesteigerten Mortalität führt.

Die unvoreingenommene, professionelle Kooperation beider Disziplinen der Viszeralmedizin ist ein wichtiges Qualitätskriterium der optimierten Patientenversorgung und reflektiert darüber hinaus die zukünftige Ausrichtung zur gemeinsamen Beherrschung der immer interventionelleren Erkrankungen.

Bibliografie

DOI www.dx.doi.org/10.1055/s-0030-1268406

Endo-Praxis 2010; 26: 149

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Prof. Dr. med. S Rossol

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