Suchttherapie 2010; 11(4): 151-153
DOI: 10.1055/s-0030-1268801
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Für Sie notiert – Medienhype um Spice und andere Räuchermischungen

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Publication Date:
29 November 2010 (online)

 

Für potenzielle Spicekonsumenten hatte die mediale Berichterstattung die Funktion einer indirekten Aufforderung mit gleichzeitiger Gebrauchsanweisung. Die Gruppe der regelmäßigen Konsumenten ist jedoch klein und überschneidet sich mit den gewohnheitsmäßigen Cannabiskonsumenten.

Mit dem Aufkommen der sogenannten Räuchermischung Spice und ihren Nachfolgeprodukten hat sich seit dem Jahr 2008 eine bemerkenswerte Entwicklung im Spannungsfeld legaler und illegaler Drogen vollzogen. Diese Produkte werden als Räucherwerk verkauft, stets mit dem Hinweis, nicht für einen irgendwie gearteten Konsum bestimmt zu sein. Tatsächlich werden diese Substanzen aber überwiegend ähnlich wie Cannabis geraucht. Spice war dabei das erste Produkt, das in dieser Weise seit 2006 über Headshops und Internethandel vermarktet wurde. Über einen längeren Zeitraum hinweg erlangte das Präparat nur in eng umgrenzten Kreisen über Mundpropaganda und Internetforen eine etwas höhere Aufmerksamkeit. Ab Mitte 2008 berichteten zahlreiche deutsche Medien über die wachsende Popularität von Spice. Im Dezember 2008 schließlich entdeckte das Frankfurter Pharmaunternehmen THC-Pharm den Wirkstoff JWH-018 in Spiceproben [1]. Dabei handelt es sich um einen Stoff aus der Pharmaforschung, der an denselben Rezeptoren wie der Cannabis-Hauptwirkstoff THC wirkt [2]. Später wurde durch ein Freiburger Labor mit CP-47,497 noch eine weitere synthetische Substanz nachgewiesen [3]. Per Eilverordnung verbot die Bundesgesundheitsministerin am 22. Januar 2009 die beiden Stoffe und damit auch das Handelsprodukt Spice in allen Variationen sowie diverse Nachahmerprodukte [4]. Einige andere Räuchermischungen, denen teilweise in Internetforen wiederum eine cannabisähnliche Wirkung zugeschrieben wurde, blieben jedoch legal. Seither sind zahlreiche weitere Präparate auf dem Markt erschienen, in denen offenbar zumeist ebenfalls synthetische cannabinoidmimetische Substanzen enthalten sind. Anfang des Jahres 2010 wurden mit JWH-019 und JWH-073 zwei weitere dieser Stoffe dem BtMG unterstellt. [5].

Nach der verstärkten Medienberichterstattung über Spice ab September 2008 setzte im Herbst 2008 ein regelrechter "Run" auf die Räuchermischung ein. Bild: Wikipedia/Schorle

Literatur