Aktuelle Urol 2010; 41(5): 295-296
DOI: 10.1055/s-0030-1270175
Klassiker der Urologie

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Vincenz Kern, Meister der Blasensteinoperation

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Publication Date:
02 December 2010 (online)

 

Er erlernte sein "Handwerk" in Italien und etablierte den Seitensteinschnitt an der chirurgischen Klinik in Wien: Der Österreicher Vincenz Kern (1760–1829) hatte den Ehrgeiz, die Methode der gefürchteten Blasensteinoperation zu verbessern und seine Behandlungserfolge waren beachtlich. Während seiner Lehrtätigkeit an der Wiener Universität bildete er zahlreiche Chirurgen in dieser Disziplin aus. Als er 1828 sein großes Werk zum Blasensteinschnitt veröffentlichte, hatte der Siegeszug der Lithotripsie bereits begonnen.

Der 1760 in Graz geborene Vincenz Kern hatte in seiner Heimatstadt begonnen, das Handwerk der Chirurgie zu erlernen. Anlässlich einer Reise nach Italien nützte er die Gelegenheit, die italienische Chirurgie näher kennenzulernen. Kern ging nach Wien, um sich dort bei Ferdinand Leber (1727–1808), Inhaber des Lehrstuhls für theoretische Chirurgie, und dem Geburtshelfer Raphael Johann Steidele (1737–1823) die wissenschaftlichen Grundlagen seines Faches anzueignen. 1784 erlangte Kern den Magister der Chirurgie und Geburtshilfe, 1790 stellte er sich den Prüfungen zum Doctor chiurgiae [1]. Zur Erlangung dieses Grades waren drei Prüfungen vorgeschrieben: "Die beiden ersten werden in der Ordnung, wie die Prüfung eines Magisters gehalten, nur mit verschärfter Strenge ...," stand es in den offiziellen Instruktionen zur Erlangung des Doktorats, und weiter, "der Kandidat muß Beweise ablegen, daß er mit der Theorie der Operation, welche er vornimmt, in ihrem ganzen, manchmal weit verbreiteten Umfange bewandert ist, und die ächten Beweggründe, welche dazu bestimmen können, vollkommen einsieht. Aus dieser Ursache hat er eine kurzgefaßte, aber vollständige Erklärung vorauszuschicken, worin er die Krankheiten, bei welchen die Operationen anwendbar, die Zufälle, welche dabei treffen können, die Anzeigen und Gegenanzeigen, endlich die Vorsichtigkeitsregeln anzeigt, die sowohl vor, als während und nach der Operation zu beobachten sind. Die Operation an dem Kadaver muß daher mit aller Behutsamkeit vorgenommen werden, als ob sie an einem Lebenden verrichtet würde." [2]

Kern hatte ab 1797 die Stelle als Professor für Chirurgie und Geburtshilfe am Lyzeum in Laibach angenommen, und in seiner Verantwortung als sanitärer Organisator in Krain führte er dort 1801 die Kuhpockenimpfung ein. Mit der Erlangung des Doctor medicinae im Jahr 1799 hatte er seine volle wissenschaftlich medizinische Ausbildung erreicht.

Literatur

  • 01 Lesky E . Die Wiener Medizinische Schule im 19. Jahrhundert, Wien 1965. 
  • 02 Wyklicky H . Das Josephinum. Biographie eines Hauses. Wien 1985. 
  • 03 Schmidt G . Historische Aspekte der Lithotomie, Lithotripsie und Litholapaxie. Zur Entwicklung der operativen Urologie in Wien. S 125-136. In: Lithotomie versus Lithotripsie. Historisch und Rezent. Schriften der Int. Nitze-Leiter Forschungsgesellschaft für Endoskopie, Wien 2004. 
  • 04 Gröger H  Vincenz Kern und die urologische Chirurgie. In: Gröger H , Marberger M , (Hrsg.) Vincenz Kern. Die Steinbeschwerden der Harnblase und der Blasenschnitt. The Stone Problems of the Urinary Bladder and the Bladder Incision Reprint, Wien 2006, 9-13. (Übersetzung von Rainer M. Engel)

Korrespondenz

Mag.a phil. Michaela Zykan

Internationale Nitze-Leiter Forschungsgesellschaft für Endoskopie

Währinger Straße 25

A-1090 Wien



Email: Michaela.Zykan@meduniwien.ac.at