Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(1): 32-38
DOI: 10.1055/s-0030-1270557
Fachwissen
AINS-Topthema: Anästhesiezwischenfälle
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anästhesiezwischenfälle – Atemwegsmanagement und Schäden in der Anästhesie – „closed claims“ der Norddeutschen Schlichtungsstelle

Anaesthetic incidents – Airway management and injuries in anaesthesia – closed claims of the North German Arbitration BoardWalter Schaffartzik, Thomas Hachenberg, Johann Neu
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 January 2011 (online)

Zoom Image

Zusammenfassung

Schäden im Zusammenhang mit dem Atemwegsmanagement stellen eine der häufigsten Komplikationen in der Anästhesie dar. Verletzungen der Trachea und des Ösophagus können u.U. eine operative Behandlung erforderlich machen. Als schwerste Schäden im Zusammenhang mit dem Atemwegsmanagement können ein hypoxischer Hirnschaden bzw. der Tod eines Patienten eintreten. Tracheale Verletzungen werden vor allem iatrogen im Zusammenhang mit der trachealen Intubation verursacht. Symptome wie Hautemphysem und Atemnot können auf eine Verletzung der Trachea hinweisen und müssen durch eine Thorax-CT und eine Endoskopie der Atemwege geklärt werden.

Um Schäden im Zusammenhang mit dem Atemwegsmanagement zu vermeiden, sind sorgfältiges ärztliches Handeln und eine Befolgung der Herstellerangaben zum Umgang insbesondere mit den Hilfsmitteln, die für die tracheale Intubation benutzt werden, eine unabdingbare Voraussetzung. Die vorgestellten Fälle sind z.T. als schicksalhaft entstanden zu bewerten, z.T. liegen ihnen vermeidbare Behandlungsfehler zugrunde.

Abstract

Injuries related to the airway management belong to the most often observed anaesthesia-related complications. Injuries of the trachea and the oesophagus possibly require surgical treatment. The most severe injuries caused by the airway management are the hypoxic brain damage and the patient's death. Tracheal injuries happen foremost as a result of tracheal intubation. Symptoms like subcutaneous emphysema and dyspnea are likely a sign of a tracheal lesion and need to be examined by Thorax-CT and endoscopy of the airways. In order to avoid injuries, medical treatment has to be applied with the appropriate care and strict adherence to the manufacturer's requirements regarding the use of the assisting devices necessary for the tracheal intubation. While some of he cases presented have to be assessed as of fateful origin, others are clearly the results of medical errors.

Kernaussagen

  • Vor der Anwendung der Larynxmaske sollte man sich vergewissern, ob die vom Hersteller ausgesprochenen Empfehlungen vollständig umgesetzt wurden:

    • Wie oft wurde die Larynxmaske bisher benutzt?

    • Sind die Funktionstests durchgeführt worden und belegen ihre Ergebnisse eine einwandfreie Funktion der Larynxmaske?

  • Führungsstäbe können die tracheale Intubation erleichtern. Sie können bei unsachgemäßer Anwendung aber zu schweren Verletzungen führen. Sie sollten bei der trachealen Intubation nicht aus der Tubusspitze herausragen.

  • Bei einem in der Narkose auftretenden Beatmungsproblem muss u. a. an einen Bronchospasmus gedacht werden. Darüber hinaus sind aber auch andere Ursachen zu prüfen: Hierzu zählen u. a. die Feststellung der korrekten Lage der Tubusspitze und eine freie Durchgängigkeit des Tubus.

  • Der Einsatz einer Intubationshilfe sollte angesichts der zum Teil schweren Verletzungen kritisch überdacht werden. Eine Alternative zu der Benutzung eines Führungsstabs stellen videolaryngoskopische Verfahren dar, die es ermöglichen, unter Sicht die tracheale Intubation atraumatisch vorzunehmen.

Weiteres Material zum Artikel