Erlebnis und Ereignis – Scham als Bruchstelle zwischen Innen- und Außensicht

Zusammenfassung

Schamgefühle spielen in der Beziehungsgestaltung zwischen Menschen und in der Entwicklung des Selbstbewusstseins des einzelnen Menschen eine wesentliche Rolle. Victor von Weizsäcker hat schon 1925 darauf aufmerksam gemacht, dass Schamgefühle zur Entstehung eines „inneren Raumes“ beitragen, gleichzeitig aber auch sozial einbinden. Scham ist eine Grenzerfahrung, eine Art „Zerreißen der Kohärenz“ (von Weizsäcker). Sie kann die Subjektivitätsentwicklung günstigenfalls fördern, bei anhaltenden Beschämungen aber auch lähmen. An einem Beispiel und anhand von Literaturhinweisen wird diese Thematik veranschaulicht und vertieft. 

Abstract

Shame is playing an important role in personal relationships and in the development of self-consciousness of a person. Already 1925, Victor von Weizsäcker stated that the feeling of shame contributes to the construction of an “inner room” but, at the same time, also integrates a person in a social community. Shame is a border experience, a kind of “tearing the coherence” (von Weizsäcker). Shame may contribute to the development of subjectivity but also hinder it, if the abashment happens continuously. This topic gets illustrated and deepened by an example and references. 

Schlüsselwörter

Scham - Selbstbewusstsein - Ich-Entwicklung - Widerstand - Psychotherapie - Schamerleben - Innen- und Außensicht - Selbstbildung - Schuld - Subjektivitätsentwicklung

Key words

shame - self-consciousness - ego development - resistance - psychotherapy - shame experience - internal view and external perspective - self-education - blame - development of subjectivity

Literatur

• 1 von Weizsäcker V. Menschenführung.. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht; 1955
• 2 von Weizsäcker V. Über medizinische Anthropologie.. In: von Weizsäcker V, Wyss D, Hrsg Zwischen Medizin und Philosophie.. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht; 1957
• 3 Stoffels H. Umgang mit dem Widerstand.. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht; 1986
• 4 von Weizsäcker V. Der Gestaltkreis. 6. Aufl. Stuttgart: Georg Thieme; 1996
• 5 Lewis H B. The Role of Shame in Symptom Formations.. London: Erlbaum Publishers; 1987
• 6 Sartre J P. Das Sein und das Nichts.. Hamburg: Rowohlt; 1952
• 7 Wurmser V. The Mask of Shame.. Baltimore: The John Hopkins University Press; 1981
• 8 Tomkins S S. Affekt Imagery Consclousness vol 2: The negative affects.. New York: Springer; 1963
• 9 Anders G. Die Antiquiertheit des Menschen.. Bd. 1 München: Beck; 1956
• 10 Hell D. Seelenhunger – Der fühlende Mensch und die Wissenschaften vom Leben.. 2. Aufl. Bern: Huber; 2003
• 11 Seidler G H. Der Blick des Andern. Eine Analyse der Scham. 2. Aufl. Stuttgart: Verlag Internationale Psychoanalyse; 2001
• 12 Hilgers M. Scham – Gesichter eines Affektes. 3. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht; 2006
• 13 Nietzsche F. Die fröhliche Wissenschaft.. Frankfurt a. M.: Insel Verlag; 2000