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DOI: 10.1055/s-0031-1271478
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Aktuelles und Standards in der Chirurgie – Das Leitthema des 35. Berliner Chirurgentreffens am 2. und 3. September 2010 in Brandenburg an der Havel
Current Standards in Surgery – The Lead Topic of the 35th Berlin Surgeons Congress held in Brandenburg an der Havel on September 2 and 3, 2010Publication History
Publication Date:
14 June 2011 (online)
Das 35. Treffen der Berliner Chirurgischen Gesellschaft und der Vereinigung der Chirurgen Berlins und Brandenburgs hat sich im September 2010 mit vielen interessanten Themen der Allgemein- / Viszeralchirurgie und der Traumatologie beschäftigt, die auch immer wieder in interessanten Publikationen des Zentralblattes für Chirurgie für Aufmerksamkeit gesorgt haben [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] . Zum ersten Mal in der Geschichte der Berliner Chirurgischen Gesellschaft wurde die Jahrestagung zusammen mit der Berlin-Brandenburgischen Unfallchirurgischen Gesellschaft organisiert und durchgeführt. Dadurch gelang es eine überdurchschnittliche Teilnehmerzahl zu motivieren, das interessante Programm zu verfolgen. Insgesamt fanden 560 Teilnehmer ihren Weg nach Brandenburg. Traditionell wird die Jahrestagung der BCG immer durch das Junge Forum eröffnet. Kontinuierlich erfolgten Parallelsitzungen im Bereich der Allgemein- und Viszeralchirurgie und der Unfallchirurgie / Orthopädie. Im Jungen Forum wurden so interessante Fragestellungen beleuchtet wie der „Einfluss der Cholestase auf die präoperative Leberfunktion“, „Das Maffucci-Syndrom – eine seltene Differenzialdiagnose eines perianalen Hauttumors“, die „Milzruptur nach endoskopischer Intervention“, die „Schussverletzung der oberen Halswirbelsäule mit Densfraktur und atlanto-axialer Subluxatio“ oder „Periprothetische Frakturen nach Hüft-TEP“. Für die besten Vorträge im Jungen Forum wurden wie immer interessante Preise vergeben. Die modernen allgemeinchirurgischen minimal-invasiven Verfahren wurden ausführlich diskutiert. So stellte die Brandenburger Arbeitsgruppe die ersten Ergebnisse einer in Brandenburg entwickelten Single-Inzision-Cholezystektomie mit wiederverwendbaren Standardinstrumenten vor. Herr Dr. med. J. Ritz berichtete in diesem Zusammenhang über die Komplikationen im Rahmen des NOTES-Registers der DGAV. Besonders viele Diskussionen gab es nach dem Vortrag von Herrn Priv.-Doz. Dr. med. G. Kähler aus Mannheim, der die erste transgastrische Appendektomie, die in seiner Klinik durchgeführt wurde, referierte. Traumatologisch wurden am ersten Kongresstag insbesondere die arthroskopischen Eingriffe der großen Gelenke diskutiert. Dabei wurde z. B. auch von Herr Priv.-Doz. Dr. med. R. Becker aus Brandenburg auf die kindliche vordere Kreuzbandruptur eingegangen und Herr Dr. med. R. Stößlein aus Berlin berichtete über Fallstricke bei der Versorgung von Meniskusrissen. Erstmals im Rahmen der Jahrestagung wurden Standardoperationen vom Experten in einer Videositzung demonstriert. Allgemeinchirurgisch wurden dabei die Hämorrhoidenresektionen besprochen. Die Resektion und Versorgung von perianalen Fisteln wurde so z. B. von Herrn Dr. med. R. Scherer aus Berlin vorgestellt. Die laparoskopische anteriore Resektion und die Thyreoidektomie als Standardeingriff beim Schilddrüsenkarzinom wurden demonstriert und Herr Prof. Dr. med. P. Neuhaus aus Berlin zeigte die empfohlene Technik für kurative Resektionen beim Gallenblasenkarzinom. In der traumatologischen Parallelvideositzung ging es um den Hüft-TEP-Wechsel und proximale Humerusnägel. Herr Dr. med. C. Müller aus Berlin zeigte einen sehr interessanten Film zur Versorgung von distalen Radiusfrakturen mit winkelstabilen Platten und Herr Dr. med. L. Pohl aus Frankfurt / Oder zeigte die minimalinvasive Versorgung thorakolumbaler Frakturen mittels Ballon-Kyphoplastie.
Ein besonderer Höhepunkt war die berufspolitische Sitzung am Donnerstagabend. Hier wurde die aktuelle Entwicklung und die Zukunft der Berufsgenossenschaft beleuchtet. Das Werbeverbot für Ärzte wurde noch einmal juristisch aufgearbeitet und Herr F. Girke – Konzernbereichsleiter der Asklepioskliniken – diskutierte darüber, wie sich ein privater Träger einen Chef oder einen Oberarzt in leitender Position vorstellt.
Besonderen Anklang fand auch der Festvortrag von Herrn Dr. med. W. Pommerien aus Brandenburg, Gastroenterologe, mit dem Titel „Genie und Wahnsinn – Kreativität und Leiden zweier Jahrhundertkünstler“.
Der Freitag stand zunächst im Zeichen des kolorektalen Karzinoms. Hier wurden prognostische und prädiktive Marker beim kolorektalen Karzinom von Herrn Prof. C. Röcken aus Kiel bewertet und erklärt. Neoadjuvante Therapien und neuartige palliative Therapien – wie z. B. die SIRT – wurden dem Publikum vorgestellt und erste Ergebnisse – z. B. aus der Arbeitsgruppe von Herrn Prof. Dr. med. J. Ricke aus Magdeburg – vorgestellt. Unfallchirurgisch wurden so wichtige Themen diskutiert wie die Therapie der Rippenserienfraktur. Herr Prof. Dr. med. R. Hetzer aus Berlin berichtete über mediastinale Gefäßverletzungen nach Trauma und deren Versorgung. Therapiestrategien beim Thoraxtrauma und bei Wirbelkörper- und Rippenfrakturen wurden ebenso diskutiert wie die Beatmungsstrategien bei schweren thorakalen Verletzungen.
Allgemeinchirurgisch wurden für jeden wichtige Problemsituationen im Alltag dargestellt. So berichtete Prof. Dr. med. H. Wenisch aus Potsdam z. B. über die Häufigkeit des postoperativen Leistenschmerzes nach offener und laparoskopischer Hernienoperation und wie man sinnvoll dieser häufigen Komplikation präventiv begegnen kann. Ebenfalls neu im Programm der Jahrestagung war ein Update- und Review-Kurs aus den Jahren 2009 / 2010. Hier wurden relevante Ergebnisse aktueller Studienpublikationen vom Experten zusammengefasst und im Bezug zum Standard bewertet. Dies betraf so z. B. die Leisten- und Narbenhernie, die akute Appendizitis, die gastrointestinalen Stromatumoren und die Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie. Unfallchirurgisch wurden hier die Bandverletzungen des oberen Sprunggelenkes, die Unterschenkelfrakturen und die evidenzbasierte intraartikuläre Arthrosetherapie besprochen.
Zum Abschluss des wissenschaftlichen Programms wurden in einer gemeinsamen Veranstaltung zwischen Unfallchirurgen und Allgemein- und Viszeralchirurgen die neuen Standards in der Thromboseprophylaxe vorgestellt.
Am 2. Kongresstag fand für alle Mitglieder der Gesellschaft die jährliche Mitgliederversammlung statt. Entsprechend des Vorschlages des Vorstandes wurde die Ehrenmitgliedschaft in diesem Jahr an Prof. Dr. med. H. Lippert, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg überreicht. Prof. Dr. med. R. Mantke – 1. Vorsitzender – hielt dazu eine kurze Rede und überreichte – unter großem Beifall – die Urkunde. Prof. Dr. med. H. Lippert bedanke sich in einer kurzen Ansprache.
Mit der hohen Teilnehmerzahl im exzellenten wissenschaftlichen Programm und der erstmaligen extrem erfolgreichen Integration der Berlin-Brandenburgischen Unfallchirurgischen Gesellschaft gelang es eine über die Region Berlin-Brandenburg hinaus bedeutende Veranstaltung zu organisieren. Wir freuen uns besonders im Jahr 2011 auf die 36. Jahrestagung, die auf dem Campus Virchow von Herrn Prof. Dr. med. P. Neuhaus organisiert wird.
Prof. Dr. med. R. Mantke
2. Vorsitzender der Berliner Chirurgischen Gesellschaft
Literatur
- 1 Till H, Wachowiak R, Marinoni F et al. Laparoendoskopische Site-Cholezystektomie (LESS) bei einem 16-jährigen Mädchen: Ein Weg auch für die Kinderchirurgie?. Zentralbl Chir. 2010; 135 188-189
- 2 Sprenger T, Liersch T, Rothe H et al. Extramuraler GIST des Magens mit Manifestation durch Spontanruptur und akuter intraabdomineller Blutung mit Hämatoperitoneum. TumorDiagn u Ther. 2010; 31 284-287
- 3 Schreiner M, Spazier M, Wayand W. Diagnostik der akuten Appendizitis im Verlauf von 2 Jahrzehnten – Auswirkungen der bildgebenden Verfahren auf präoperative Diagnosesicherung, Kosten und Patientenoutcome. Zentralbl Chir. 2010; 135 336-339
- 4 Back M, Nimmesgern T, Langwieler T E. Single-Port-Access-Laparoskopie: Ein Überblick über die jüngste Entwicklung in der minimalinvasiven Chirurgie. Zentralbl Chir. 2010; 135 183-187
- 5 Benedix F, Meyer F, Kube R et al. Karzinome des rechten und linken Kolons – verschiedene Tumorentitäten?. Zentralbl Chir. 2010; 135 312-317
- 6 Heise M, Jandt K, Rauchfuss F et al. Management von Komplikationen nach Leberresektionen. Zentralbl Chir. 2010; 135 112-120
- 7 Hüser N, Aßfalg V, Michalski C W et al. Das inoperable Pankreaskarzinom – palliative interventionelle und chirurgische Therapie. Zentralbl Chir. 2010; 135 502-507
- 8 Klinge U, Klink C D, Klosterhalfen B. Das „ideale“ Mesh – mehr als ein Mosquitonetz. Zentralbl Chir. 2010; 135 168-174
- 9 Stübs P, Habermann P, Wex C et al. Palliative Chemotherapie beim kolorektalen Karzinom – Stand, Wertigkeit, Tendenzen. Zentralbl Chir. 2010; 135 535-540
- 10 Grotemeyer D, Iskandar F, Voshege M et al. Der retrograde aorto-mesenteriale Bypass mit links retrorenalem Verlauf („französischer Bypass“) bei der Behandlung der akuten und chronischen viszeralen Ischämie. Zentralbl Chir. 2009; 134 338-344
- 11 Müller C A, Bayer J, Szarzynski E et al. Duokopfprothesenimplantation bei medialer Schenkelhalsfraktur im hohen Lebensalter – Klinische und radiologische Ergebnisse. Zentralbl Chir. 2008; 133 590-596
- 12 Zwingmann J, Schmal H, Südkamp N P et al. Verletzungsschwere und -lokalisationen polytraumatisierter Kinder im Vergleich zu Erwachsenen und deren Bedeutung für das Schockraummanagement. Zentralbl Chir. 2008; 133 68-75
- 13 Thiede A, Zimmermann H J. Intraoperatives Neuromonitoring des Nervus recurrens – Aufklärung der Patienten über die Möglichkeit des Neuromonitoring bei schwierigen Schilddrüsenoperationen. Zentralbl Chir. 2008; 133 206-207
- 14 Benhidjeb T, Benecke C, Strik M W. Versorgung von Narbenhernie: Sublay- oder Intra-Peritoneale Onlay-Mesh (IPOM)-Technik?. Zentralbl Chir. 2008; 133 458-463
Prof. Dr. R. Mantke
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