Z Geburtshilfe Neonatol 2011; 215(3): 98-104
DOI: 10.1055/s-0031-1271744
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frühdiagnose eines Gestationsdiabetes durch die Fruchtwasserinsulinkonzentration?

Early Diagnosis of Gestational Diabetes by Amniotic Fluid Insulin Levels?U. Zollner1 , M. Ahmadi1 , J. Dietl1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Würzburg
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eingereicht 17.11.2010

angenommen nach Überarbeitung 27.12.2010

Publication Date:
13 July 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Ein Gestationsdiabetes mellitus (GDM) kommt bei ca. 3–5% aller Schwangeren vor. Da in Deutschland kein flächendeckendes Screening existiert, verlaufen viele Fälle unerkannt. Sowohl die mütterliche als auch die fetale Morbidität sind beim Gestationsdiabetes erhöht. Ziel dieser Untersuchung war es herauszufinden, ob der Insulin oder C-Peptidwert aus dem Fruchtwasser, das bei der zur Chromosomenanalyse durchgeführten Frühamniozentese (14–20 Schwangerschaftswochen, SSW) gewonnen wird, einen prädiktiven Faktor für einen späteren Gestationsdiabetes darstellt und somit sehr früh ein Risikokollektiv identifizieren und eine adäquate Therapie einleiten kann.

Patientinnen und Methodik: 260 Patientinnen bei denen eine Amniozentese (AC) zur genetischen Diagnostik durchgeführt worden war, wurden in diese prospektive Studie eingeschlossen. Die Bestimmung von Insulin- und C-Peptid erfolgte aus den eingefrorenen Fruchtwasserproben. Die Patientinnen wurden mit 24–28 SSW zum oraler Glukosetoleranztest (oGT) einbestellt. Es wurden nur Fälle mit normalem Chromosomensatz, fetaler Sonomorphologie und Geburt am Termin eingeschlossen. 90 von den 260 Patientinnen, die eine AC erhielten und primär für die Studie vorgesehen waren, stellten sich zum oGT vor und erfüllten die Einschlusskriterien.

Ergebnisse: Bei 8 Patientinnen wurde ein Gestationsdiabetes durch den oGT diagnostiziert, bei weiteren 6 Patientinnen war nur ein Wert des oGT auffällig. Weder der Fruchtwasserinsulinwert noch der C-Peptidwert zeigten signifikante Unterschiede zwischen den normal verlaufenden Schwangerschaften und den Gestationsdiabetesfällen. Die Insulin- und C-Peptidwerte aus dem Fruchtwasser korrelierten weder mit den Blutzuckerwerten, noch mit dem kindlichen Gewicht.

Schlussfolgerung: Obwohl in der Literatur ein Zusammenhang zwischen dem Fruchtwasserinsulinwert und dem späteren Auftreten eines Gestationsdiabetes gezeigt wurde, konnte dies anhand dieser Daten nicht bestätigt werden. Die Bestimmung aus dem Fruchtwasser der Frühamniozentese eignet sich somit nicht zur Frühdiagnose eines Gestationsdiabetes.

Abstract

Background: Gestational diabetes mellitus (GDM) occurs in 3–5% of all pregnant women. As there is no general screening in Germany, many cases remain undetected. Maternal as well as foetal morbidity are increased in GDM. The aim of this study was to investigate whether amniotic fluid insulin or C-peptide levels, collected by genetic amniocentesis in early pregnancy, are predictive for gestational diabetes. Patients at risk for developing GDM might be identified and treated very early.

Patients and Methods: 260 patients having a genetic amniocentesis were included in this prospective trial. Insulin and C-peptide levels were identified in frozen amniotic fluid samples. All patients should undergo an oral glucose tolerance (oGTT) test at 24–28 weeks of gestation. Only cases with normal genetic screening, normal foetal sonomorphology and birth at term were included in this trial. 90 of 260 patients having an amniocentesis underwent the oGTT and fulfilled all inclusion criteria.

Results: GDM was diagnosed in 8 patients, in another 6 patients only one glucose level was out of the normal range. Neither amniotic fluid insulin nor C-peptide levels showed significant differences between normal and GDM pregnancies. The insulin and C-peptide levels did not correlate with blood glucose levels or with foetal weight.

Conclusions: >In contrast to literature reports, according to these data no relationship between amniotic fluid insulin or C-peptide levels and gestational diabetes can be assumed. Amniotic fluid insulin or C-peptide levels are not predictive for GDM.

Literatur

Korrespondenzadresse

PD Dr. Ursula Zollner

Universitäts-Frauenklinik

Würzburg

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