Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(2): 118-123
DOI: 10.1055/s-0031-1272881
Fachwissen
AINS-Topthema: Der chronische Schmerzpatient als Notfall
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der chronische Schmerzpatient als Notfall – Die akute Exazerbation von chronischen Schmerzen nicht maligner Genese

Acute exacerbation of chronic non-malignant painMichael Herbert, Carsten Söllmann, Heiko Vogel
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Publication Date:
10 February 2011 (online)

Zusammenfassung

Die Behandlung akuter Exazerbationen von chronischen Schmerzen nicht maligner Genese (z.B. Migräne, Trigeminusneuralgie, Clusterkopfschmerz oder ein akuter Schub einer chronischen Pankreatitis) führt mit den allgemeinen Empfehlungen zur Behandlung starker Schmerzen in Anlehnung an das WHO-Stufenschema oftmals nur zu einer unzureichenden Schmerzreduktion. Darüber hinaus gibt es krankheitsspezifische Therapieempfehlungen, die in einigen Fällen der Standardtherapie überlegen sind. Bei der Migräne wären dies beispielsweise Triptane bei Versagen von NSAR, beim Clusterkopfschmerz ebenfalls Triptane und insbesondere die Inhalation von Sauerstoff. Unter Berücksichtigung der Pathophysiologie werden beim akuten Schub einer chronischen Pankreatitis Buprenorphin, Pethidin und in deutschsprachigen Leitlinien Procain i.v. empfohlen. Im vorliegenden Artikel werden soweit möglich leitlinienkonforme Therapieempfehlungen zu der exemplarischen Auswahl stark schmerzhafter Erkrankungen gegeben. Besondere Beachtung finden Strategien mit parenteraler Applikation, die ein schnelles Anfluten der Wirksubstanz sicherstellen.

Abstract

Common recommendations for the treatment of acute exacerbations of non-malignant chronic pain (e.g. migraine, trigeminal neuralgia, cluster headache or chronic pancreatitis) are often not adequate to provide sufficient analgesia. Specific recommendations based on the underlying disease mechanisms are usually more likely to offer efficacious treatment algorithms. In the case of migraine, triptanes represent an option to improve analgesia if NSARs fail, and in cluster headache triptanes and especially inhalation of oxygen have been proven to be the most effective measures. German guidelines recommend intravenous procaine, besides pethidine and buprenorphine, for the management of acute exacerbations of chronic pancreatitis. The objective of this survey is to provide recommendations for the treatment of acutely exacerbated pain states on the basis of international guidelines. The authors place particular emphasis on parenteral drug administration to achieve a rapid onset of action.

Kernaussagen

  • Die Datenlage zur Behandlung akuter Exazerbationen ist bei den meisten chronischen Schmerzsyndromen unzureichend.

  • Bei Migräne und Clusterkopfschmerzattacken sind Triptane eine validierte Strategie.

  • Bei Clusterkopfschmerzattacken hat die Inhalation von Sauerstoff gute analgetische Wirkung.

  • Aus der Wirkungslosigkeit eines Triptans kann nicht auf die Wirkungslosigkeit der gesamten Substanzklasse geschlossen werden.

  • Myotonolytika wirken beim Rückenschmerz am besten in Kombination mit NSAR.

  • Beim Schub einer chronischen Pankreatitis sind reine μ-Opioidanalgetika zu meiden.

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Literatur

Prof. Dr. med. Michael Herbert
Dr. med. Carsten Söllmann
Heiko Vogel

Email: Herbert_M@klinik.uni-wuerzburg.de

Email: Soellmann_C@klinik.uni-wuerzburg.de

Email: Vogel_H@klinik.uni-wuerzburg.de