Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12(2): 49
DOI: 10.1055/s-0031-1274596
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„Zukunft der Medizin“ – Palliativmedizin auf dem Bundeskongress der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd)

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Publication Date:
11 March 2011 (online)

500 motivierte Medizinstudierende aus ganz Deutschland und Europa, eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion mit einem Schlagabtausch zum Beispiel über Priorisierung in der Medizin unter anderem mit Prof. Schöne-Seifert und Prof. Lauterbach, sowie jede Menge Workshops und ein umfangreiches Rahmenprogramm – das war der Bundeskongress der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V. Ende November in Münster zu dem Thema: „Zukunft der Medizin, wer setzt uns Grenzen?“

Präsentation der in Kleingruppenarbeit entstandenen Bedarfsanalyse zu Lehrmethoden in der Palliativmedizin (Bildquelle: Claas Golatowski, Greifswald).

Diesem Motiv stellte sich auch die AG Palliativmedizin der bvmd in einem Workshopblock. Für die Ausgestaltung konnten wir Frau PD Dr. C. Schiessl aus Köln gewinnen. 20 Kommilitonen aus den Semestern 1–11, teils ohne palliativmedizinisches Vorwissen teils mit jahrelanger Erfahrung in Palliativpflege, hatten sich eingefunden.

Nach einer kurzen Einführung in die Palliativmedizin und der Einstimmung in die Thematik durch ein Video eines sehr bewegenden Patienteninterviews näherten wir uns in Kleingruppenarbeit dem Ziel, ein „Traumcurriculum“ für Studierende zu erstellen. Dafür stellten wir die Grundlagen einer Curriculumsentwicklung nach Kern et al. (1998) dar. Dann begannen wir mit „Schritt 2“ des Kern-Zykluses: der Bedarfanalyse in der Zielgruppe „Medizinstudierende“. Dafür wurden einerseits die Defizite in der aktuellen palliativmedizinische Lehre und Wünsche an die zukünftige herausgestellt. Neben der Organisation der Lehre mit beispielsweise nichtärztlichem Personal wurde der Wunsch auf eine gute Vorbereitung mit dem späteren Patientenkontakt deutlich. Durch Kommunikationstrainings mit konkreten eigenen Erfahrungen etwa aus Famulaturen, dem Herausstellen der Besonderheiten der Palliativmedizin im Vergleich zur kurativen Medizin, Selbsterfahrungen im Unterricht und Übungen, mit den Wünschen des Patienten umzugehen, soll einerseits der Umgang mit dem eigenen Tod geschult und andererseits ein Bewusstsein für dieses besondere Fach bei den Kommilitonen geschaffen werden. Desweiteren wünschen die Studenten sich Verantwortung für Patienten – verbunden mit einem anschließenden konstruktiven Feedback. Der Unterricht sollte durch praktisch erfahrene Palliativmediziner erfolgen. Bezüglich der Prüfungsformen machten die Studenten deutlich, dass sie Multiple-Choice-Fragen nur teilweise als geeignet empfinden. Sie wünschten sich als Prüfungsform beispielsweise eine Begleitung eines Patienten unter der Supervision eines erfahrenen Palliativmediziners. Aus diesen erhobenen Defiziten und Wünschen leiteten wir, dem Kern-Zyklus folgend, einige für uns wünschenswerte Lehrmethoden ab. Der Wunsch, nach praxisnahem Unterricht kristallisierte sich heraus: Rollenspiele in Kleingruppen in guter Atmosphäre und mit einem fairen Feedback, Bedsideteaching, wobei der Student die Verantwortung trägt, während der Kliniker sich im Hintergrund hält, und interaktive Seminare. Die Möglichkeit, einen Perspektivenwechsel zu erfahren und ein Verständnis für die Probleme des Patienten zu gewinnen, durch eine Art „Hausbesuch“ wurde von den Studierenden als eine große Chance erkannt. Auch das Kennenlernen palliativmedizinischer Netzwerke für die spätere Arbeit wurde als ein Wunsch geäußert. Zu vergessen sind ebenfalls nicht, die gute Ausbildung der Dozenten und die Transparenz der palliativmedizinischen Lehre unter den Fakultäten in Deutschland.

Zusammenfassend wird deutlich, dass die Studenten klare Vorstellungen und Wünsche an ihre Lehre und die Vorbereitung für den späteren medizinischen Alltag haben. Wünschenswert ist, dass diese in der täglichen Lehre berücksichtigt werden, um so ein Bewusstsein für die Palliativmedizin und deren Anwendung im Berufsalltag zu schaffen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Frau Dr. Schiessl für Ihre Unterstützung!

Johanna Hildebrandt, Greifswald
Benjamin Ilse, Jena