Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(4): 234-239
DOI: 10.1055/s-0031-1275779
Fachwissen
Anästhesiologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Tipps und Tricks – Anästhesie bei Kniegelenkersatz

Tipps and Tricks – Anesthesiologic management in total knee replacementKatrin Bröking
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Publikationsdatum:
11. April 2011 (online)

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Zusammenfassung

Der Kniegelenkersatz führt zu einer nachhaltigen Verbesserung der Mobilität und Lebensqualität bei Gonarthrose. Bereits 2004 wurden in Deutschland über 60.000 künstliche Kniegelenke implantiert. Aufgrund der hohen postoperativen Schmerzintensität, welche die funktionelle Wiederherstellung sowie den Zeitpunkt der Entlassung aus dem Krankenhaus beeinträchtigen kann, ist die Durchführung einer suffizienten postoperativen Analgesie sowohl im Sinne der Patientenzufriedenheit als auch aus ökonomischen Gründen von herausragender Bedeutung. Bei günstigerem Nutzen-Risiko-Profil und gleichwertiger Analgesiequalität haben seit den 1990er-Jahren Kombinationsanästhesien mit Femoralisblockaden Epidural- und Spinalänasthesien mehr und mehr verdrängt.

Zu den anästhesiologischen Herausforderungen zählen die Prävention des Tourniquet-schmerzes sowie die Therapie hämodynamischer und respiratorischer Instabilitäten im Rahmen von pulmonalen Embolien und Tourniquetdeflation.

Abstract

Total knee replacement improves mobility and quality of life in gonarthrosis. In 2004 more than 60.000 total knee arthroplasties were performed in Germany. Because of severe postoperative pain which can interfere with functional outcome and impair hospital discharge, effective postoperative analgesia is not only important for patient satisfaction but also for economic reasons. For the 1990th years femoral nerve blocks have become more popular leads back to lower risk of complications and equal quality of analgesia compared to neuroaxial blockades. The prevention of “tourniquet pain” as well as treatment of hemodynamic and respiratory failure in the context of pulmonary embolic events and tourniquet deflation is part of anesthesiologic challenge.

Kernaussagen

  • Erst nach Ausschöpfung der konservativen Therapie bei fortgeschrittener Gonarthrose und starken Kniegelenkschmerzen wird die Indikation zum Kniegelenkersatz gestellt.

  • Aufgrund ihres günstigen Nutzen-Risiko-Profils ist die Femoralisblockade das Verfahren der Wahl zur postoperativen Schmerztherapie.

  • Der Tourniquetschmerz, der nach ca. 30–60-minütiger Tourniquetzeit entsteht, hat einen dumpfen Schmerzcharakter. Unter Allgemeinanästhesien wird er begleitet von einer vegetativen Symptomatik mit Hypertension und Tachykardie, welche sich gegenüber einer Narkosevertiefung oftmals als refraktär erweist.

  • Zur Prävention des Tourniquetschmerzes hat sich die Gabe von Adjuvanzien wie

    • Adrenalin, Morphin oder Clonidin zu Spinalanästhesien oder

    • Clonidin zu i.v.-Regionalanästhesien bewährt.

  • Pulmonale Embolien treten vor allem während der femoralen Präparation, des tibialen Stanzens, der Protheseninsertion, der Tourniquetdeflation und der Gelenkreposition auf. Klinisch imponieren die Symptome einer akuten Rechtsherzinsuffizienz mit Hypotonie, kardialen Arrythmien bis zur Asystolie und Hypoxämie.

  • Eine Sonderform der pulmonalen Embolie ist die Palakos-Reaktion. Pathophysiologisch ist von einer multimodalen Genese auszugehen.

  • Die Diagnose einer Lungenembolie erfolgt intraoperativ mittels transösophagealer Echokardiografie.

  • Bei älteren Patienten mit kardiopulmonalen Vorerkrankungen, pulmonaler Hypertension, Osteoporose, Knochenmetastasen oder zusätzlichen Frakturen sollte zur Prävention intraoperativer Embolien auf Knochenzement verzichtet werden. Weitere präventive Maßnahmen sind: die Markraumlavage vor Zementierung, das medulläre Venting sowie die Verwendung kürzerer Prothesen.

  • Vor allem Patienten mit eingeschränkter kardialer Reserve und eingeschränkter intrakranieller Compliance können nach Deflation des Tourniquet akut dekompensieren.

  • Fondaparinux ist das Medikament der Wahl zur Thrombembolieprophylaxe bei Kniegelenkendoprothetik.

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Literaturverzeichnis

Dr. med. Katrin Bröking

eMail: k.broeking@gmx.com