Zusammenfassung
Bei der Behandlung der Alkoholabhängigkeit sollten neben soziologischen und psychologischen Faktoren zunehmend auch biologische Ansätze Eingang in das Krankheitsverständnis und die Behandlung finden. Obwohl 70 % aller Abhängigen mindestens einmal jährlich beim Hausarzt sind, werden nur 2,5 % aller Betroffenen im Qualifizierten Entzug der psychiatrischen Kliniken behandelt. In Kombination mit einer Entwöhnungstherapie und Anticraving-Substanzen besteht eine gute Chance auf langfristige Abstinenz.
Schlüsselwörter
Alkoholabhängigkeit - Grundlagen - Behandlung
Kernaussagen
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Soziologische und psychologische Faktoren führen zu biologischen Veränderungen im Gehirn, worüber sich die Abhängigkeit manifestiert.
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Regelmäßiger Alkoholkonsum führt zu einem Verlust anderer Bewältigungsstrategien.
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Alkoholabhängigkeit wird in der Hausarztpraxis häufig nicht diagnostiziert.
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Alkoholabhängigkeit wird im somatischen Krankenhaus nur symptomatisch behandelt (Entzug, somatische Folgeerkrankungen) und die aktive Vermittlung in das Suchthilfesystem unterbleibt.
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Bei der Gesprächsführung mit Alkoholabhängigen ist es hilfreich zu unterscheiden zwischen Personen mit dissozialen Persönlichkeitsanteilen und Menschen mit Autonomie-Verlust.
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Die Gesprächsführung mit Suchterkrankten muss dem Umgang des Betroffenen mit der Erkrankung angepasst werden.
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Anticraving-Substanzen kommen in der Therapie der Alkoholabhängigkeit zu selten zum Einsatz.
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Ein Rückfall bedeutet lediglich, dass das Ziel „zufriedene Abstinenz“ noch nicht erreicht ist. Er erlaubt keine Aussage über den Stand der Auseinandersetzung mit der Erkrankung und der Fähigkeit, mit der Erkrankung umzugehen.
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Bei der richtigen Behandlung hat die Überwindung der Alkoholabhängigkeit eine gute Prognose.
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Dr. med. Rüdiger Holzbach
eMail: ruediger.holzbach@wkp-lwl.org